Kommunikation gilt als Allheilmittel bei Konfliktsituationen im Team. Was gerne übersehen wird: Nicht immer führt sie auch zum Ziel, denn Reden ist bei Konflikten eben kein Allheilmittel.

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Konflikte im Team: Was tun bei Wiederholungen?

Ständige Auseinandersetzungen mit den immer gleichen Menschen zum immer gleichen Thema strapazieren die Nerven aller Beteiligten und schaden der Produktivität eines Teams. Daher stellt man sich dann irgendwann die Frage: Was kann man dagegen tun – oder dafür dass die Kommunikation besser wird?

Was mir kürzlich aufgefallen ist: Wir schreiben bei Best of HR – Berufebilder.de® ständig darüber, wie man Menschen motivieren, überzeugen und zu mehr Produktivität verhelfen kann – mit den passenden Kommunikationstools zum Beispiel. Wir geben Tipps, um besser verstanden zu werden, zum richtigen Delegieren von Arbeitsanweisungen und dazu, wie man andere in Konfliktsituationen z.B. von der eigenen Meinung überzeugen kann.

Wenn Kommunikations-Tricks verschwendete Liebesmühe sind

Eines lassen wir bei all den schönen Tipps gerne außer Acht: Manchmal sind auch die besten Kommunikations-Tricks schlicht verschwendete Liebesmüh. Einfach weil der Adressat unserer Bemühungen grundsätzlich viel zu weit von unserem eigenen Standpunkt entfernt ist und uns gar nicht verstehen kann. Oder uns zwar versteht, aber unserer Auffassung schlicht nicht folgen will. Einer unserer Leser hat das in einem sehr schönen Kommentar hier kürzlich auf den Punkt gebracht:

“Allgemein ist das Entscheidende leider nicht, was man sagt, sondern das, was andere da (teilweise unbewusst) hineininterpretieren. Da nutzt es wenig, noch so formal korrekt zu reden. Eines meiner Lieblingszitate von Max Frisch lautet: ‘Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig. Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.’”

Kommunikation zwischen Sender und Empfänger: Die Sprachakttheorie

Folgt man etwa der Sprechakttheorie, dann beruhen Missverständnisse zum Großteil auf kommunikativen Problemen. Roman Jakobson etwa definiert in seinem Modell Sender und Empfänger.

Dazwischen liegt als Medium die Sprache. Nicht alles, was der Sender von sich gibt, wird vom Empfänger auch genau so verstanden, wie es der Sender gemeint hat. Das hängt u.a. ab vom Kontext, dem gewählten Kanal und schließlich dem Code, in dem die Botschaft übermittelt wird. Oder einfacher ausgedrückt:

Grundlagen der Kommunikation: Das Wertverständnis muss stimmen

Zum Vermeiden sprachlicher Missverständnisse ist es notwendig, das Medium so anzupassen, dass der Empfänger den Sender auch versteht – z.B. mit allerlei rhetorischen Kniffen. Soweit die Theorie. Ein Problem besteht nun darin, dass man zum Anpassen der Kommunikation die grundsätzlichen Wertvorstellungen seines Gegenübers kennen sollte.

Das ist leider, vor allem im beruflichen Kontext, oft nicht möglich. Doch selbst wenn es uns gelingt, bleibt die Kommunikation mit einigen Menschen problematisch: jene Menschen nämlich, mit denen wir trotz allem auf keinen grünen Zweig kommen, weil ihre grundlegenden Einstellungen, Ziele und Motivationen zu sehr von unseren eigenen abweichen.

Konflikte im Team: Wenn Kommunikation unproduktiv wird

Es gibt kaum etwas Unproduktiveres als ständige Auseinandersetzungen mit solchen Menschen. Leider sitzen allerdings nicht wenige dem Irrtum auf, man könne jedes Problem durch Kommunikation lösen. Ein Beispiel ist etwa der Vorgesetzte, der den Mitarbeiter von seinen Entscheidungen überzeugen möchte.

Doch nicht nur das; der Mitarbeiter soll sie begeistert und motiviert mittragen, seien sie für ihn selbst auch noch so unliebsam. Da der Chef sich in der Machtposition befindet, hat der Mitarbeiter gar nicht die Chance, seine eigene Meinung vorzubringen. Er wird also in jedem Fall unzufrieden aus dem Gespräch herausgehen.

Wenn Verhandlungen und Diskutieren im Konfliktfall unproduktiv werden

Dennoch sind viele der Meinung, sie könnten solche grundsätzlichen Schieflagen durch Diskussionen, Verhandlungen, Mediationen, Mitarbeitergespräche, Meetings und Ähnliches lösen – das ist ein Irrtum. Und ein ausgesprochen zeitraubender und unproduktiver dazu.

Mein Fazit aus solchen Erfahrungen: Getreu dem Motto “Take it, Change it or Leave it” sollte man, wenn sich herausstellt, dass Diskussionen nichts fruchten, selbige einstellen.

Wenn eine Trennung im Konflikt die beste Variante ist

Eine Trennung ist in solchen Fällen die zeitsparendste Variante. Und die nervenschonenste auch. Nicht immer kann Kommunikation eine Situation auch verbessern. Sie ist eben nicht das stets gepriesene Allheilmittel im Konfliktfall.

Nicht immer sind beide Seiten auch gewillt, ihre Kommunikation auch wirklich, wirklich zu verbessern. Und tatsächlich gilt: Nur wenn diese Bedingung überhaupt erfüllt ist, kann ein Gespräch am Ende viellicht auch funktionieren.