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Von Kerstin Reviol (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 24.09.2024 • Zuerst veröffentlicht am 01.08.2017 • Bisher 4926 Leser, 1554 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Betriebliches Gesundheitsmanagement in Unternehmen boomt und viele Arbeitgeber überschlagen sich, gerade auch im Zuge des Employer Branding, hier entsprechende Angebote zu schaffen. 7 Tipps, was Führung und Mitarbeiter besser machen können.
Noch vor ein paar Jahren stellte ich das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in Unternehmen vor und rührte die Werbetrommel dafür. Anbieter mussten auf die Unternehmen zugehen und sie von der Bedeutung einer gesundheitsfördernden Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsatmosphäre überzeugen. Heute ist das Interesse der Unternehmen deutlich gewachsen.
Einer der Gründe dieser Entwicklung ist der zunehmende Leidensdruck in Unternehmen. Lange Arbeitszeiten, wachsender Zeit- und Leistungsdruck und ständige Erreichbarkeit machen vielen Arbeitnehmern zu schaffen. High Performer oder Führungskräfte fallen teilweise für längere Zeit aus, ohne dass es Ersatz für sie gibt. Die Arbeit muss aber trotzdem erledigt werden.
So entsteht oft eine Stressspirale innerhalb eines Unternehmens, die zu großer psychischer und physischer Belastung aller Arbeitnehmer führt.
Die Folge sind wiederum höhere Fehlzeiten und steigende Kosten für das Unternehmen. Ein Unternehmen kann hier entgegenwirken – mit den passenden Tipps.
Wie Arbeitgeber diesen Folgen entgegen wirken können? Ein umfassendes BGM‑System kann beispielsweise dazu beitragen, das Wohlbefinden der Angestellten und damit auch ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Gesundheitsfördernde Angebote haben eine hohe präventive Wirkung und unterstützen Mitarbeiter, bevor es ernst wird.
Bei akuten Problemen können zudem Sprechstunden bei Betriebsärzten oder Psychologen in Anspruch genommen werden. Hier herrscht aktuell ein hoher Bedarf bei Arbeitnehmern. Als Arbeits- und Organisationspsychologin vereinbare ich mit Unternehmen oft Pilotprojekte.
Psychologische Sprechstunden werden beispielsweise für ein halbes Jahr angeboten, um zu sehen, wie sie von den Mitarbeitern angenommen werden. Das Ergebnis ist deutlich: Bisher wurden alle diese Pilotprojekte aufgrund der hohen Nachfrage verlängert.
Auch eine gesundheitsgerechte Arbeitsumgebung macht viel aus. Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze und gesundes Essen auf dem Kantinen-Speiseplan wirken sich ebenso positiv auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter aus wie vergünstigte Sportangebote, die zudem den Stresspegel senken.
Nicht zu unterschätzen sind vermeintlich einfache Maßnahmen wie eine sinnvolle Arbeitsaufteilung und eine entsprechende Kommunikation. Jeder braucht Zielvorgaben, um effektiv zu arbeiten.
Doch die Vorgaben sollten nicht von oben bestimmt, sondern im Gespräch mit dem Mitarbeiter gemeinsam beschlossen werden. So werden Unter- und Überforderungen vermieden und es wird eine Kultur der Kommunikation aufgebaut. Tätigkeitsbeschreibungen und Arbeitsanweisungen sollten klar kommuniziert werden.
Nur wer wirklich weiß, was von ihm erwartet wird und welche Aufgaben er zu erfüllen hat, kann seine Arbeit auch zufriedenstellend ausführen. Unklarheiten dagegen führen zu Unsicherheit und Frustration.
Auf keinen Fall unter den Tisch fallen darf dabei die Rückmeldung zur Arbeitsqualität, denn regelmäßiges Feedback ist wichtig. Lob tut der Seele gut und motiviert für künftige Aufgaben.
Kritik dagegen sollte konstruktiv formuliert sein. Denn es hilft dem Mitarbeiter nichts, wenn er weiß, dass seine Leistung nicht gut war, ihm aber nicht mitgeteilt wird, was er falsch gemacht hat. Insgesamt gilt: Eine gute Kommunikation ist wichtig, egal wie stressig es ist.
Denn nur wenn im Unternehmen eine offene Atmosphäre herrscht und sowohl untereinander als auch mit der Führungskraft kommuniziert wird, werden Überforderung und Überlastung frühzeitig erkannt. Dann können gemeinsam Lösungen erarbeitet und Arbeitsabläufe optimiert werden.
Arbeitnehmer können auch selbst dazu beitragen, dass ihr Stresspegel sinkt. Oft hilft es schon, sich mit der eigenen Arbeitssituation auseinanderzusetzen. Stress-Ursachen können dadurch identifiziert werden.
Ob Arbeitsmenge, die Arbeitsaufgabe, Unklarheiten, Über- oder Unterforderung, unangemessene Erwartungen, die Arbeitsumgebung, der Führungsstil oder das EDV-System – der Punkt, an dem angesetzt werden muss, ist schon einmal gefunden.
Wer merkt, dass ihm die Aufgaben über den Kopf wachsen, sollte sich nicht scheuen, Hilfe anzunehmen. Zum einen von den Kollegen, die einem Arbeit abnehmen und zum anderen vom Arbeitgeber, der für eine Neuverteilung der Aufgaben oder andere Lösungen sorgen kann.
Letztlich muss jeder Arbeitnehmer auch lernen, Grenzen zu setzen. Das heißt, nicht jede Aufgabe, die an einen herangetragen wird, ohne zu überlegen annehmen!
Wer seine Arbeit kaum bewältigen kann, sollte sich nicht noch mehr aufbürden. Ist es die Angst vor Überforderung, die einen lähmt, kann der Erwerb neuer Kompetenzen helfen. Durch die Belegung von Fortbildungen oder Schulungen, beispielsweise zum Thema Zeitmanagement, können neue Fertigkeiten erlangt und das Selbstbewusstsein gestärkt werden.
Dadurch sinkt der Stressfaktor bei neuen Aufgaben. Auch die eigene Erwartungshaltung kann belastend sein. Oft ist diese zu hoch gesteckt und nicht realistisch erfüllbar. In dem Fall hilft es, die Ziele zu überdenken und gegebenenfalls ein wenig nach unten zu korrigieren.
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Kerstin Reviol ist Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin und leitet den Bereich Arbeits- und Organisationspsychologie bei der TÜV SÜD Life Service GmbH. Alle Texte von Kerstin Reviol.
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