Kleider machen Leute, heißt es. Seltener hört man: Kleidung macht reicher und  produktiver. Wer minimalistisch lebt und einkauft, profitiert aber von beiden Effekten.

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Produktiver dank Minimalismus

Der Produktiviätszuwachs jedenfalls hängt stark von der Wahl des richtigen Kleidungsstückes ab. Seit ich beruflich viel unterwegs bin, habe ich gemerkt, wie wichtig die Wahl der richtigen Kleidung ist. Nicht so sehr wegen des Auftretens – obgleich dies natürlich ein wichtiger Aspekt ist – sondern vielmehr aus praktischen Gründen.

Da ich auf Reisen an einem Tag hier, am anderen Tag dort bin, habe ich keine Lust, einen Riesenkoffer mit mir herumzuschleppen. Adäquat angezogen sein möchte ich natürlich dennoch. Z.B. auf Pressereisen ist es nichts Ungewöhnliches, mittags wandern zu gehen und abends im 5-Sterne-Restaurant zu essen. Gefragt ist für jede Situation die richtige Kleidung.

Simplify – machen wir es wie die Männer

Männer haben das Problem eher weniger, wie ich festgestellt habe: Ihnen reicht ein Anzug für abends sowie Hose und Hemd/T-Shirts für tagsüber. Doch halt, Moment, wer hat gesagt, dass es für Frauen immer so kompliziert sein muss? Auch für Frauen reicht z.B. ein schwarzes Kleid – je nach Anlass anders kombiniert – und eine Jeans für tagsüber.

Beide Utensilien sind mittlerweile meine liebsten Kleidungsstücke: Das schwarze Kleid, weil es schier unendliche Kombinationsmöglichkeiten bietet. Die Jeans, weil sie nicht knittert und auch dreckig (ja, das kann unterwegs passieren!) noch gut aussieht.

Fokussieren beim Shoppen spart Geld und Platz!

Cait Flanders hat diesen Aspekt mit Ihrem Buchtitel “Weniger haben, mehr Leben”, erschienen 2019 bei MVG, sehr schön in Worte gepackt. Und erzählt, wie man es anpackt, einfach weniger bis gar nichts mehr zu kaufen:

Die Regeln für den Shopping-Bann schienen denkbar einfach: Im kommenden Jahr durfte ich keine neuen Kleidungsstücke, Schuhe, Accessoires, Bücher, Zeitschriften, Elektronikgeräte oder irgendetwas für die Wohnung kaufen. Konsumgüter, Lebensmittel, Hygieneartikel und Benzin fürs Auto waren erlaubt. Ich durfte alles kaufen, was auf meiner »genehmigten Shopping-Liste« stand. Das waren ein paar Sachen, von denen absehbar war, dass ich sie in nächster Zeit brauchen würde. Ich durfte auch Dinge ersetzen, die kaputt oder abgetragen waren, wenn es unbedingt nötig war, aber nur, wenn ich das ursprüngliche Teil entsorgte. Zu bestimmten Gelegenheiten durfte ich noch zum Essen gehen. Ich durfte jedoch keinen Coffee to go mehr kaufen. Er war meine größte Sucht und etwas, für das ich nicht länger jeden Monat 100 Dollar oder mehr ausgeben wollte. Als ich beschlossen hatte, dass ich nichts Neues mehr kaufen dürfte, entschied ich mich auch, alles Alte loszuwerden, das ich nicht mehr brauchte. Ein Blick in jede Ecke meiner Wohnung zeigte mir, dass ich mehr hatte, als ich brauchte, und nichts davon zu schätzen wusste. Ich wollte das benutzen, was ich schon besaß. Ich wollte das Gefühl haben, dass alles einen Zweck hatte, und alles, was ich in Zukunft durch die Haustür tragen würde, sollte auch einen Zweck haben. War das nicht der Fall, konnte ich es auch loswerden.

Ein Jahr lang das selbe Kleid?

Auch die Millionärin Meike Winnemuth hat das Experiment gewagt, ein Jahr lang das selbe Kleid (in dreifacher identischer Ausführung) zu tragen, jeweils in unterschiedlicher Kombination, und hat dieses Jahr dokumentiert. Man sieht: Frauenmode muss gar nicht so kompliziert sein, wie wir immer glauben. “Simplify your Kleiderschrank” heißt die Devise!

Meine Lösung, um überflüssiges Gepäck zu vermeiden lautet daher: Praktische Kleidung kaufen. Ohne Extraverganzen. Und gut kombinierbar. Ein positiver Nebeneffekt dabei ist ein entrümpelter Kleiderschrank. Das stundenlange Überlegen “Was ziehe ich heute an?” entfällt. Ein Griff, und man hat etwas Passendes. Die Wahl der richtigen Kleidung macht auf diese Weise tatsächlich produktiver. Probieren Sie es aus.

Minimalistisch leben erfordert genau passende Dinge

Das einzige Problem bei der ganzen Geschichte: Es ist nicht so ganz einfach, die passenden Kleidungsstücke auch zu finden. Wenn es mal etwas passendes gibt, kaufe ich auch gerne auf Vorrat. Meist sind die Läden jedoch voll mit schrillem Ramsch und wildgemusterten Hosen, die man am Ende nie anziehen wird, weil sie sich nicht kombinieren lassen, und die am Ende als teuerer Fehlkauf in der Altkleidersammlung landen werden.

Finden Sie zum Beispiel mal schlichte schwarze Kleider. Oder die dazu passenden schlichten, schwarzen und bequemen(!) Schuhe. Ich habe mit diesem eigentlich einfachen Wunsch kürzlich eine Schuhverkäuferin fast zur Verzweiflung gebracht. Da hilft nur, den Blick zu schärfen und sich bei der Auswahl genau zu fokussieren: Was will ich? Was steht mir? Was passt wozu? Eigentlich genau wie in anderen Lebensbereichen. Die richtige Zielsetzung spart bares Geld und in diesem Fall auch Platz.

Erstellen Sie feste Regeln

Hilfreich kann es daher sein, sich eine entsprechende Liste zu erstellen, wie Cait Flanders das auch auch in ihrem Buch vorschlägt. Sie hat sich feste Regeln für ein Jahr Shopping-Bann gegeben und diese schriftlich festgehalten. Aber das geht natürlich auch für alle anderen Regeln.

Was ich kaufen darf:

Lebensmittel und Küchenvorräte • Kosmetik und Hygieneartikel (erst, wenn sie aufgebraucht sind) • Putzmittel • Geschenke für andere • Sachen von der genehmigten Shopping-Liste

Was ich nicht kaufen darf:

Coffee to go • Kleidung, Schuhe, Accessoires • Bücher, Zeitschriften, Notizbücher • Dinge für die Wohnung (Kerzen, Dekoartikel, Möbel usw.) • Elektronikgeräte

Genehmigte Shopping-Liste:

Ein Kleid für verschiedene Hochzeiten (ein Kleid und ein paar Schuhe) • Sweatshirt (ich besaß nur eins, und es hatte schon viele Löcher) • Jogginghose (ich hatte nur noch eine) • Stiefel (ich hatte keine passenden für Herbst/Winter) • Bett (meines war schon 13 Jahre alt und musste dringend ersetzt werden) • Ich darf alles kaufen, was ersetzt werden muss; das ursprüngliche Produkt muss weggeworfen oder verschenkt werden.