Geisteswissenschaftler und Karriere, das scheint wie Feuer und Wasser zu sein. Dabei können Geisteswissenschaftler auch selbst viel für ihren Erfolg tun. Ein Plädoyer.

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Die bestmögliche Startposition

Das der Berufseinstieg für Geisteswissenschaftler oftmals schwierig ist, darüber brauchen wir nicht zu reden. Was tun, um erfolgreich zu sein? Diese Frage stellen sich nicht wenige Geisteswissenschaftler, die vor dem Einstieg ins Berufsleben stehen. Doch der Erfolg ist auch eine Frage der eigenen Einstellung.

Worüber wir aber reden sollten, sind die Möglichkeiten, mit denen man sich als Geisteswissenschaftler in die bestmögliche Startposition begibt, denn hier schöpfen viele Studierende und Absolventen noch nicht alle Ressourcen aus.

Was kann ich eigentlich?

Sich frühzeitig mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes auseinanderzusetzen ist die wichtigste Grundlage, die man als angehender Geisteswissenschaftler schaffen kann. Am besten gelingt das natürlich über Praxiserfahrungen.

Das können Praktika sein, aber auch Werkstudententätigkeiten, Hiwijobs an der Uni oder freie Mitarbeiten bei Redaktionen und Kultureinrichtungen. Man tut sich selbst allerdings keinen Gefallen damit diese Erfahrungen einfach “über sich ergehen zu lassen”

Die Wirtschaft ist nicht Dein Feind

Anstatt offen und neugierig seine Chancen und Fähigkeiten auszuloten, betrachten viele Geisteswissenschaftler die Wirtschaft eher als so etwas wie einen Gegner, ein System in dem man “leider” irgendwann unterkommen muss um seine Brötchen zu verdienen. Von Praktika und Nebenjobs wirklich profitieren kann aber nur, wer seine Erfahrungen ernst nimmt und vor allem reflektiert.

Man sagt, Geisteswissenschaftler seien gut im Reflektieren. Das mag vielleicht auf Studieninhalte zutreffen – wenn es aber darum geht die eigenen Fähigkeiten klar zu benennen, werden viele unsicher

Checkliste Wissenstagebuch

EineMöglichkeit zur intensiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Kenntnisstand ist zum Beispiel ein Wissenstagebuch. Es bietet die Chance regelmäßig den eigenen Wissensstand zu reflektieren, Wissensquellen bewusst zu benennen und somit langfristig das eigene Profil zu dokumentieren und zu schärfen.

Erfolg ist auch eine Frage der Einstellung

Wer den Status Quo seines Wissenstandes kennt und die eigenen Fähigkeiten benennen kann, hat schon einmal eine gute Grundlage geschaffen um zum Beispiel im Bewerbungsprozess argumentieren zu können, warum man für die ausgeschriebene Stelle geeignet ist. Am Ende geht es aber nicht nur darum sein Gegenüber zu überzeugen warum man geeignet ist, sondern warum man schlichtweg der beste Kandidat für den Job ist. Und genau hier beginnt eine Taktik, die vielen Geisteswissenschaftlern suspekt ist: Sich gut zu verkaufen.

Besonders Berufsanfänger tun sich schwer überzeugend für sich selbst einzustehen. Zu laut waren die Stimmen, die vom ersten Semester an förmlich geschrien haben, dass Geisteswissenschaftler es einmal schwer haben werden und überhaupt: wer brauch denn schon Geisteswissenschaftler? Aber wer nicht an sich selbst glaubt, der wird auch kaum einen Personaler von sich überzeugen können. Im Zweifel gilt daher: Fake it till you make ist! Soll heißen: Man gibt so lange vor selbstbewusst zu sein, bis man irgendwann selbstbewusst ist. Mit der Vorstellung in eine Rolle zu schlüpfen klappt dann auch das “sich verkaufen” besser.

Das Lied von Vitamin B

Warum sind eigentlich so wenig Geisteswissenschaftler auf Berufsnetzwerken wie XING? Viele denken sich vermutlich “Das hat irgendwie nichts mit mir zu tun, das ist eine andere Welt” oder “Ich kenne doch niemanden.”. Dabei sind es oft die persönlichen und beruflichen Kontakte, die einem neue Chancen und Möglichkeiten eröffnen und im entscheidenden Moment sogar zum Job führen können.

Zwar kostet der Aufbau eines persönlichen Netzwerks Zeit und Aufwand, aber es zahlt sich am Ende aus. XING bietet nicht nur den Vorteil, mit den Menschen die man kennen gelernt hat in Kontakt zu bleiben (Stichwort Praxiserfahrungen!), sondern ist auch eine gute Plattform um auf die eigenen Fähigkeiten, Kenntnisse, Abschlüsse und Interessen aufmerksam zu machen. Hier kann man gezielt Einfluss darauf nehmen, welches Bild man in der Öffentlichkeit von sich geben will.

Die Komfortzone verlassen

Praxiserfahrungen sammeln, das eigene Wissen und die eigenen Fähigkeiten reflektieren, für sich selbst einstehen und das eigene Netzwerk pflegen – klingt eigentlich alles ganz einfach. Dennoch tun sich viele Geisteswissenschaftler leider sehr schwer in diesen Disziplinen.

Nicht umsonst werden als Beweggründe für ein geisteswissenschaftliches Studium häufig die Leidenschaft am Thema und das Gefühl der Selbstverwirklichung genannt. Wer Karriere machen will, wählt vermutlich andere Studiengänge aus. Es ist auch völlig in Ordnung von der persönlichen Leidenschaft auszugehen bei der Wahl des Studiengangs. Schließlich ist man nur in dem gut, was man auch wirklich gern macht. Trotzdem darf der wirtschaftliche Aspekt einer Ausbildung dabei nicht völlig unter den Tisch fallen. Hier gilt einfach, dass man gelegentlich auch mal die Komfortzone des eigenen Studiums verlassen muss um die Weichen für eine erfolgreiche berufliche Zukunft zu stellen.