Nach einem konfuzianischen Sprichwort verdient derjenige gut, der sich nicht sonderlich dafür anstrengt. Ob dies tatsächlich so ist, lässt sich nicht klar beantworten. Eine aktuelle Kienbaum-Studie hat hingegen anderes ans Licht gebracht.

- Was bedeutet eigentlich 3 Prozent mehr Lohn?
- Die Kienbaum-Prognose – ein Überblick
- Bruttolohnanstieg und Inflationsrate – was bleibt am Ende übrig?
- Nicht jeder profitiert von niedrigen Preisen
- Steht der komplette Reallohnanstieg tatsächlich zur Verfügung?
- Fazit
- Top Bücher zum Thema
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Was bedeutet eigentlich 3 Prozent mehr Lohn?
Eine Umfrage von Kienbaum unter Firmen in über 26 Ländern hat laut FAZ.net ergeben, dass die Deutschen sich im nächsten auf einen relativ hohen Lohnzuwachs einstellen können. Demnach sollen die Einkommen hierzulande durchschnittlich um 2,9% steigen.
Doch ist bedeutet dieser Anstieg letztlich auch einen Kaufkraftgewinn oder wird ein Großteil durch Steuern und Inflation aufgezehrt? Genau diese Frage behandelt der folgende Artikel etwas genauer.
Die Kienbaum-Prognose – ein Überblick
Für die Kienbaum-Prognose wurden mehr als 1.000 Unternehmen befragt. Das Ergebnis ist für deutsche Arbeitnehmer zunächst mehr als ermutigend: Es winkt eine Erhöhung von 2,9% des Bruttolohns. Die Gründe liegen dabei vor allem in folgenden Tatsachen:
- In Deutschland lässt sich eine anhaltend stabile Geschäftsentwicklung beobachten
- Die Konjunkturaussichten sind vorsichtig optimistisch
Mit dieser Bruttolohnsteigerung liegt Deutschland laut Umfrage in der europäischen Spitzengruppe. Lediglich in Norwegen soll der Anstieg mit 3,2% im Jahr 2016 noch stärker ausfallen. Auf den ersten Blick eine sehr üppige Lohnsteigerung, die hierzulande die Nachfrage und damit eventuell auch die Konjunktur weiter beleben könnte.
Bruttolohnanstieg und Inflationsrate – was bleibt am Ende übrig?
Ein Lohnanstieg ist unter dem Strich aber nur dann wirklich hilfreich, wenn sie sich von dem Zuwachs mehr kaufen können. Da jedoch die Kosten in Form der Preise ebenfalls dynamisch sind, sagt die alleinige Erhöhung der Löhne noch nicht allzu viel aus.
Für ein präziseres Bild ist somit die Berücksichtigung der Inflationsrate unablässig. Diese soll im Jahr 2016 laut der oben zitierten Kienbaum-Studie 1,6% betragen, was eine Reallohnerhöhung von durchschnittlich 1,3% ergäbe. Laut Experten vom Vergleichsportal Tarifcheck24.com fällt eine solche Rate gar nicht mehr so besonders aus:
Abbildung 1: Nominallohnsteigerung und Reallohnsteigerung im Vergleich, Quelle: Statistisches Bundesamt.
Zuletzt gab es demnach also sogar deutlich üppigere Reallohnsteigerungen als die erwarteten 1,3% im nächsten Jahr. So lag der Anstieg im 2. Quartal 2015 beispielsweise bei 2,7%. Der Hauptgrund dafür ist jedoch hauptsächlich die sehr niedrige Inflationsrate:

Abbildung 2: Verbraucherpreisindex 2015, jeweilige Veränderung zum Vorjahreszeitraum, Quelle: Destatis.de
Nicht jeder profitiert von niedrigen Preisen
Auch wenn die Inflationsrate letztendlich einen Durchschnittswert für viele verschiedene Waren und Dienstleistungen darstellt, profitiert natürlich nicht jeder gleichermaßen von einer niedrigen Preissteigerung.
Ein kleines Beispiel soll dies verdeutlichen:
Laut einer Auswertung auf ADAC.de lag der Preis für das Benzin Super E10 2015 auf einem deutlich niedrigeren Niveau als 2014:
- August 2015: 1,402 Euro pro Liter
- August 2014: 1,524 Euro pro Liter
Diese Preissenkung hat beispielsweise in erheblichem Maße zur geringen Inflationsrate beigetragen. Trotzdem profitieren Autofahrer natürlich deutlich stärker von der Preissenkung als Personen, die hauptsächlich mit dem Fahrrad unterwegs sind. Diese können lediglich indirekt Vorteile daraus ziehen, weil beispielsweise Produkte durch geringere Transportkosten günstiger werden.
Somit lässt sich ein Anstieg des Reallohns zwar als durchschnittliche Größe für eine Gesellschaft berechnen, aber die Wirkung auf eine Einzelperson kann davon mitunter erheblich abweichen.
Steht der komplette Reallohnanstieg tatsächlich zur Verfügung?
Neben der Inflationsrate gibt es noch einen weiteren Faktor, der unsere Kaufkraft einschränkt. Dabei handelt es sich um die Einkommensteuer. Da diese sowohl vom niedrigeren als auch vom höheren Gehalt abgezogen wird, ist es auf den ersten Blick verlockend, diese bei der Betrachtung zu vernachlässigen. Doch leider erhöhen sich die Abgaben mit steigendem Einkommen überproportional, was allgemein als Progression bezeichnet wird. Dabei lassen sich zwei verschiedene Eigenheiten unterscheiden:
1. Der progressive Steuertarif (normale Progression)
Wäre der Steuersatz für alle Steuerpflichtigen gleich hoch, würde jemand mit einem Jahreseinkommen von 40.000 Euro genau doppelt so viel Einkommensteuer zahlen müssen wie ein Steuerpflichtiger mit einem Jahreseinkommen von 20.000 Euro. Folgende Rechnung zeigt dies genauer auf:
- angenommener Steuersatz: 20%
- Steuerschuld bei 20.000 Jahreseinkommen: 4.000 Euro
- Steuerschuld bei 40.000 Euro Jahreseinkommen: 8.000 Euro
Tabelle 1: Beispielrechnung bei gleichem Steuersatz für alle Steuerpflichtigen ohne Abzugsmöglichkeiten
In Deutschland wird jedoch ein progressiver Einkommensteuertarif angewendet. Somit zahlen Steuerpflichtigen bei ansteigendem Einkommen nicht den Mehrbetrag, der sich aufgrund ihres höheren Einkommens bei gleichem Steuersatz ergibt, sondern auch noch einen höheren Anteil. Die folgende Statistik zeigt die Steuerschuld und den Durchschnittssteuersatz im Zusammenhang mit verschiedenen Einkommenssituationen zwischen 20.000 und 40.000 Euro an:

Abbildung 3: Progressiver Einkommensteuertarif in Deutschland, Quelle: Einkommensteuertabelle.de
Vergleichen wir die Steuerschuld bei einem Einkommen von 20.000 Euro und 40.000 Euro, wird sehr schnell klar, dass die Differenz viel höher ausfällt:
- Steuerschuld bei 20.000 Jahreseinkommen: 2.634 Euro
- Steuerschuld bei 40.000 Euro Jahreseinkommen: 8.760 Euro
Tabelle 2: Einkommen-Steuerschuld bei verschiedenem Jahreseinkommen (maßgeblich ist hierbei das zu versteuernde Einkommen)
Durch den Steuerfreibetrag liegt die Steuerschuld bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 20.000 Euro aktuell gerade einmal bei 2.634 Euro. Wer jedoch 40.000 Euro im Jahre verdient, weist eine Steuerschuld von 8.760 Euro auf. Dieser Betrag liegt mehr als dreimal so hoch, obwohl sich das Einkommen lediglich verdoppelt hat.
2. Die “kalte Progression”
Bei der sogenannten “kalten Progression” handelt es sich um ein Phänomen des progressiven Steuertarifs. In gewissen Einkommensbereichen kann es nämlich passieren, dass ein steigernder Nominallohn trotz gleich hoher Inflationsrate zu einem Reallohnverlust führt. Steigt beispielsweise das Jahreseinkommen von 20.000 Euro auf 20.400 Euro und die Inflationsrate beträgt ebenfalls 2%, verringert sich das Realeinkommen rein durch die höhere Einkommensteuer um 108 Euro.
Aus diesem Grund wird immer wieder gefordert, einen Inflationsausgleich beim Steuerfreibetrag und den Tariflinien einzuflechten. So könnte die kalte Progression eingedämmt werden. Diese Beispiele zeigen sehr deutlich, dass steigende Nominallöhne mitunter fast immer auch höhere Steuerbelastungen mit sich bringen. So wird ein Teil der Lohnerhöhung also zusätzlich aufgezehrt. Für den Staat ist dieser Effekt natürlich sehr positiv, denn er profitiert von höheren Steuereinnahmen.

Fazit
Die prognostizierte Erhöhung der Löhne um fast 3% im nächsten Jahr klingt auf den ersten Blick sehr spektakulär und zeigt zudem, dass der Konjunkturmotor auch weiterhin brummt. Doch wie viel davon letztlich tatsächlich an zusätzlicher Kaufkraft zur Verfügung steht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Einerseits spielt die Höhe der Inflationsrate eine wichtige Rolle.
Je stärker die Preise anziehen, desto weniger Waren und Dienstleistungen können die Lohnempfänger mit ihrem Gehaltsplus kaufen. Darüber hinaus sollte zudem nicht vergessen werden, dass von jeder Lohnerhöhung auch ein nicht zu unterschätzender Anteil für zusätzliche Einkommensteuerzahlungen aufgezehrt wird. Unter dem Strich dürften die Löhne und Gehälter nicht viel positiver entwickeln als im Jahr 2015, denn dieses Jahr profitieren die Menschen von einer außerordentlich niedrigen Inflationsrate.
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