Es kann immer mal passieren: Das Team arbeitet am Belastungslimit. Und plötzlich verliert einer die Nerven und flippt aus. Wie damit umgehen? Übersehen und Dulden? Oder das Problem aktiv angehen?

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Was tun, wenn Mitarbeiter ausflippen?

Ich saß perplex im Besprechungszimmer und starrte ungläubig einen meiner fleißigsten Mitarbeiter an: wild gestikulierend und mit hochrotem Kopf schimpfte er lautstark über unser neues Projekt… Die Zeitvorgaben wären zu eng, die Umsatzvorgaben zu hoch und die Budgetkürzungen eine bodenlose Frechheit.

Er hatte sich richtig in Rage geredet – und war auch von den Kollegen nicht zu beruhigen. Und ich? Ich war gerade eben erst zur Führungskraft befördert worden und hatte übersehen, unter welchem Druck mein Team stand.

Nicht von sich auf andere schließen

Junge Führungskräfte sind meist hoch ambitioniert, wollen Dinge verändern und etwas bewegen. Dementsprechend motiviert gehen sie ihre Aufgabe an – und setzen oft voraus, dass auch das Team ihren Enthusiasmus teilt.

Emotionen und Begeisterung können aber auch schnell ins Negative umschlagen und kontraproduktiv werden – wenn Mitarbeitern beispielsweise die Anforderungen zu hoch oder bürokratische Hürden unüberwindbar erscheinen.

Tipps für den Umgang mit unkontrollierten Emotionsausbrüchen

Auch wenn jeder im Team am Belastungslimit arbeitet, ein Wutausbruch oder cholerischer Anfall ist zu keinem Zeitpunkt zu dulden. Hier ist es an der Führungskraft, sofort einzuschreiten:

  1. Reagiert Ihr Mitarbeiter nicht auf beschwichtigende Worte, werden Sie deutlicher! Fordern Sie ihn unmissverständlich auf, den Raum zu verlassen; Ihre Botschaft lautet: “Ich bestimme den Ton in unserem Team und ein solches Verhalten dulde ich nicht!” Signalisieren Sie aber auch Gesprächsbereitschaft “Du gehst jetzt zum Café gegenüber und trinkst einen Kaffee, ich komme in ca. 30 Minuten nach. Dann reden wir in Ruhe.”
  2. Ebenfalls eine gute Alternative: Geben Sie ihm den Tag frei. Denn meist ist dem Betreffenden sein Fehlverhalten im Nachhinein peinlich und er zeigt Einsicht; dafür muss er sich aber erst beruhigen – im Büro kaum möglich.
  3. Wenn Ihr Mitarbeiter nicht von sich aus das Gespräch sucht, schlagen Sie eine Aussprache in entspannter Umgebung vor: ein Spaziergang um den Block, ein kleiner Snack im Bistro nebenan. Wichtig: wählen Sie einen Ort, an dem er sich wohlfühlt, denn das Thema bleibt explosiv.
  4. Erforschen Sie im Gespräch vorsichtig, ob andere Teammitglieder ähnlich unzufrieden sind. Trifft das zu, sprechen Sie das Thema unbedingt im Team an, zeigen Sie Verständnis und suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung. Hat Ihr Mitarbeiter dagegen aufgrund privater Probleme überreagiert, bleibt die Angelegenheit selbstverständlich nur zwischen Ihnen beiden.

Es muss erst gar nicht so weit kommen

Im beruflichen Alltag sind solch extreme Wutausbrüche zugegebenermaßen eher selten – vorbeugend helfen folgende Maßnahmen

  1. So einfach es klingt, begrüßen Sie Ihre Mitarbeiter persönlich und nehmen Sie sich ab und an Zeit für einen kleinen Plausch “nebenbei”.
  2. Erkundigen Sie sich regelmäßig nach der Stimmung im Team: entweder im monatlichen Meeting oder mit einer kleinen anonymen Umfrage.
  3. Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter, eine Übersicht ihrer aktuellen Aufgaben, Projekte und Zeitaufwand zu führen und besprechen Sie diese z.B. im Personalgespräch. Wichtig ist, offen und jederzeit ansprechbar zu sein – so kommen Ihre Mitarbeiter mit Problemen auch zu Ihnen, bevor sie ihnen über den Kopf wachsen.