Kein Zweifel, Ziele zu Fokussieren ist ausgesprochen wichtig. Und große Ziele ins Auge zu fassen, ist durchaus sinnvoll. Allerdings kann es unterwegs sinnvoller sein, sich von Ziel zu Ziel zu hangeln, um Prokrastination und Ängsten vorzubeugen. Eine Grashalmstrategie.

grashalm-strategie

Zu unflexibel für den Erfolg?

Kennen Sie das auch? Da hat man sich, gemäß dem, was viele Ratgeber, Berater, Coaches usw. empfehlen, ein großes Ziel gesetzt, das man stark fokussiert. Und dann klappt es nicht. Oder vielleicht gerade deswegen?

Schuld daran könnte die Tatsache sein, dass Sie einfach zu  zu stur und starr Ihren Weg verfolgen, um auf Hindernisse zu reagieren. Die Lösung dafür: Flexibler werden. Eine Grashalmstrategie eben!

Was ist die Grashalmstrategie?

Den Grashalme sind eben genau das: Einerseits sind sie fest verwurzelt, dennoch trotzen sie mit ihrer flexiblen Struktur dem Wind.

Was liegt da näher, als sich von Grashalm zu Grashalm, sprich von Erfolg zu Erfolg zu hangeln, dabei sein Ziel immer im Auge behaltend, aber auch flexibel auf Widerstände zu reagieren?

In kleinen Schritten zum Erfolg

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich merke immer wieder, dass der alte Spruch “In kleinen Schritten zum Erfolg” durchaus mehr als berechtigt ist.

Denn wenn man sich starr auf seine großen Ziele, die man ja ruhig im Hinterkopf behalten kann, fokussiert, übersieht man schnell die Chancen und Möglichkeiten, die sich am Wegesrand manchmal unerwartet auftun.

Serendipität

Dieses Phänomen bezeichnet man auch als Serendipität. Und das Paradoxe daran ist: Oft machen diese kleinen Zwischenerfolge den nächsten Schritt erst möglich.

Die Grashalme fungieren dabei als eine Art Plattform: Und sich von einem Grashalm zum nächsten zu hangeln bedeutet dabei nichts anderes, als von einer Station in seinem Leben zur nächsten zu springen, dabei aber auch mal Umwege in kauf zu nehmen und Widerständen zu trotzen.

Ein bewusst absurdes Beispiel

Das ist ein wenig so wie wenn Sie ihr Fahrrad als Dienstfahrrad nutzen wollen, um Steuern zu sparen. Ich habe bewusst dieses Beispiel gewählt, um die Absurdität dieser Denkweise und Alles-oder-Nichts-Strategie zu illustrieren.

Das Beispiel geht so: Wer sein Fahrrad zu mehr als 10 Prozent beruflich nutzt, kann es zum Dienstfahrrad erklären, sämtliche Kosten als Betriebsausgaben verbuchen und die Privatnutzung per Fahrtenbuch oder nach der Ein-Prozent-Regel ermitteln.

Ein teures Fahrrad lohnt sich

Bei einem neuen, teuren Fahrrad kann sich das durchaus rechnen. Faustregel: Bei billigen Fahrzeugen, die viel gefahren werden, lohnt die Kilometerpauschale.

Bei teuren, die wenig benutzt werden, ist das Dienstfahrzeug günstiger. Absurderweise wird auf diese Art das teure Fahrrad sogar günstiger.

Vorsicht Bürokratie

Aber Vorsicht: Wer – sobald das Fahrrad abgeschrieben ist – zur dann vermutlich günstigeren Kilometerpauschale wechseln will, muss das Dienstfahrrad erst wieder zum Privatrad machen.

Und das geht nur, wenn er den Zeitwert des Rades als Betriebseinnahme verbucht! Also alles eine ziemlich komplizierte Rechnerei, die so mancher lieber vermeiden will. Also lässt man von dem komplizierten Thema lieber die Finger.

Die Angst, überhaupt anzufangen

Dahinter steckt oft Angst: Die Angst vor dem Scheitern, die Angst einfach anzufangen. Weil die Ziele so unerreichbar scheinen. Genau dabei hilft die Grashalmstrategie!

Denn wenn Sie ein Perfektionist sind, kennen Sie dieses Problem sicher: Ein schier unüberwindbarer Berg an Arbeit, der immer größer zu werden scheint. Und je größer er wird, desto eher haben Sie Angst davor.

Das lohnt sich doch nicht – oder doch?

Denn als Perfektionist wollen Sie immer das große Ganze vollbringen – mit weniger anzufangen, lohnt sich doch nicht – denken Sie.

Doch, es lohnt sich. Denn wenn Sie den Berg Arbeit in kleinen Schritten abzutragen beginnen, dann verlieren Sie die Angst vor dem großen Berg. Wenn Sie erstmal anfangen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen – in unserem Beispiel das Dienstfahrrad – werden Sie bald feststellen, wie sehr es sich doch lohnt.

In kleinen Schritten zum Erfolg

Und Sie werden feststellen: So schlimm, so groß und unüberwindbar ist der Berg gar nicht. Wenn Sie hingegen als Perfektionist erst dann anfangen wollen, wenn Sie wirklich den ganzen Berg auf einmal bewältigen können.

Sonst werden Sie vermutlich nie anfangen, während der Berg immer größer wird und Ihre Angst immer weiter wächst. Also: In kleinen Schritten zum Erfolg.