Grundlegend für den Erfolg eines Investors ist natürlich, geeignete Objekte für die Investition zu finden. Dazu gehört auch ein gewisses Maß an Spürnase und Vertrauen.

vertrauen

Antizyklisches Investieren – leicht gesagt

Vieles spricht für antizyklische Kaufentscheidungen an der Börse. »Always buy straw hats in winter« – ist eine alte Börsenweisheit. Erst in der nächsten Baisse merkt man so richtig, wie weh es tut, eine Aktie prozyklisch auf dem Top ins Depot genommen zu haben. Woran liegt es, dass viele Geldanleger immer wieder den gleichen Fehler im Timing machen?

Fast alle Anleger enden in einem prozyklischen Anlageverhalten. Sie schließen sich der großen Herde an, zur Musik, die von den Finanzmedien vorgegeben wird. Dabei spielen die Börsenkommentare eine unselige Rolle. Sie haben die undankbare Aufgabe, Tag für Tag, ja sogar Stunde um Stunde etwas zu erfinden, was die Kurse nach oben oder nach unten getrieben haben könnte. Der Finanzjournalist M. Gburek wies darauf hin, dass die Betonung nicht auf »finden«, sondern auf dem Wort »erfinden« liegt. Die Erklärungen für die Kursveränderungen müssen im Nachhinein fabriziert werden.

Der Herdentrieb an der Börse, also das prozyklische Investmentverhalten der Anleger, basiert auf dem Unterbewusstsein und zwar auf dem tiefsitzenden Wunsch, Teil einer Gruppe zu sein. Diese Gruppenzugehörigkeit hilft über die Selbstunsicherheit hinweg und erhöht das Selbstbewusstsein. Es ist gekoppelt mit dem Verlangen und Streben nach Anerkennung und Lob. Damit wird dem Anleger ein Teil seines Zweifels genommen, ob seine Investmententscheidung wohl richtig gewesen ist. In der Regel landen die prozyklischen Investoren alle in der gleichen Grube. Wer den antizyklischen Weg einschlagen will, muss zunächst mit der Arbeit an seiner eigenen psychischen Einstellung beginnen. Das ist nicht einfach, aber durchaus möglich und vor allem erfolgversprechend.

Im Alltag nach den Perlen suchen

Die meisten Geldanleger haben sich den Schneid abkaufen lassen. Wenn es um die Suche nach der besten Aktienanlage geht, lassen sie die Flügel hängen. Dabei liegen die SuperInvestmentideen tagtäglich vor einem.

Immer wieder stelle ich fest, dass es so vielen Privatanlegern an Selbstvertrauen mangelt. Das ist ein Jammer. Wenn es um den Research und die Suche nach der besten Aktienanlage geht, haben sie kapituliert. Sie fühlen sich verloren in einer komplizierten Datenflut, überschüttet von Tagesmeldungen. Makroökonomische Statistiken und volkswirtschaftliche Konjunkturprognosen wirken auf den Investor wie ein Lähmungsgift. Zusätzlich verbreitet das politische Getöse mit dem Fokus auf Krisenherde und den Problemen von Minderheiten übermäßig Angst und Schrecken. Der zu große Respekt vor dem Finanzsystem mit seinem »Fachchinesisch« ist unnötig. Er führt den Geldanleger auf die falsche Fährte. Wie ich es sehe, rennt die Schar der Investoren verblendet hinter Bankberatern, Analysten oder TVFinanzexperten hinterher. Begierig hoffen sie, den ein oder anderen Aktientipp aufzuschnappen.

Die Suche nach dem sicheren Hafen für Ihr Kapital ist keine Sache, die sich in noblen Besprechungszimmern im Wolkenkratzer abspielen muss. Auch für denjenigen Geldanleger, der das Zepter selbst in die Hand nehmen will, gilt: Der Research beginnt nicht mit einer akademischen Herausforderung im stillen Kämmerlein. Die Ausgangsbasis kann es nicht sein, zu nachtschlafender Zeit mit Sorgenfalten über dem Laptop zu brüten – von Chat Room zu Chat Room jagend. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Anleger am Ende doch ein Opfer von gewieften Manipulatoren und Drahtziehern wird.

Gute Lösungen können einfach sein: Auf die eigenen Gedanken kommt es an

Wie so oft sind die richtig guten Lösungen recht einfach. Auf der Suche nach überzeugenden Aktienanlagen heißt es, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Im Alltag sind wir umgeben von Firmen, Markenartikeln, Dienstleistungen und Produkten. Ich habe mir schon früh in meinem Leben angewöhnt, alles was mich umgibt, auf ein mögliches Investment hin im Kopf »zu speichern und zu filtern«.

Es kommt also auf die »Programmierung« der eigenen Gedankengänge an. Die Umwandlung dessen, was man sieht oder womit man sich beschäftigt, auf die Börse hin abzuklopfen, das ist der Trick. Das Umdenken kostet nichts, nur zu Anfang ein wenig Mühe und Disziplin. Der Vorteil besteht darin, dass der Geldanleger diesen Research Filter ständig bei sich trägt. Ganz egal, wo er sich befindet, der Apparat steht immer zur Verfügung. Der Investor ist nicht von anderen abhängig. Je länger er dieses »gedankliche Umwandlungsmodell« praktiziert, umso leichter wird es ihm von der Hand gehen. Wer auf diese Art und Weise seine Gehirnzellen trainiert, der wird feststellen, dass das Abklopfen auf ein mögliches Börseninvestment hin, nach einer Weile quasi per Autopilot abläuft.

Mancher Geldanleger wird daraufhin mit Schrecken feststellen, was er alles verpasst hat. Vor seiner Nase, Tag für Tag, ohne Finanzmathematik, hat er die besten Geldanlagen de facto zwar gesehen, aber eben doch nicht mit dem Blick als Investor die Riesenchance »erkannt«. Machen wir doch einmal einen Gang durch eine beliebige Stadt. In der Fußgängerzone fallen einem Filialisten auf. Drogerieketten der Firmen DMDrogerie, Rossmann oder Müller – leider Fehlanzeige. Die Drogeriesparte gehört offensichtlich Privateigentümern. Da ist für den Geldanleger offensichtlich nichts zu machen. Die Firmen sind nicht an der Börse notiert. Der eifrige Geldanleger gibt hier jedoch nicht auf.

Lernen vom Drogeriebesuch

Gehen wir in einen der Drogerieläden hinein, so finden wir bekannte Markenartikel. Zum Beispiel: Niveau und L’Oréal Pflegemittel. Weiter hinten stehen Persil Waschmittel und Calgon für die Waschmaschine im Regal. Sie werden zugeben, um dies zu entdecken, bedarf es keines Vermögensverwalters. Wahrscheinlich kennt fast jeder Investor diese Marken seit seiner Kindheit. Und wahrscheinlich hat er im Verlauf der Zeit selbst festgestellt oder zu hören bekommen, dass die Qualität stimmt und die Artikel jahrein jahraus von treuen Konsumenten gekauft werden. Allein mit diesem fiktiven, kurzen Drogeriebesuch hätten Sie als Geldanleger einen Volltreffer gelandet. Hinter diesen vier Markenartikeln stehen die Aktiengesellschaften Beiersdorf, L’Oréal, Henkel und Reckitt Benckiser. Sie sind alle seit langer Zeit an der Börse notiert. Ich empfehle Ihnen sich erst einmal hinzusetzen, bevor Sie zu Hause – nach Ihrem Stadtgang – den Computer anwerfen. Sie werden staunen, was Ihnen entgangen ist. Das wird ein Schock für Sie.

Wenn Sie sich die AktienKursentwicklungen, am besten die ZehnJahrescharts, anschauen, dann werden Sie sehen, dass sich Ihr Kapital allein nur mit diesen vier Aktien vervielfacht hätte. Vergleichen wir die Kurse vom Mai 2006 mit denen vom Mai 2016: Beiersdorf (Nivea) sind von 37 Euro auf 80 Euro im Kurs gestiegen, L’Oréal im gleichen Zeitraum von 71 Euro auf 158 Euro, die Henkel Aktie (Persil) von 29 Euro auf 100 Euro und die gute Firma Reckitt Benckiser (Calgon) von 19 Britischen Pfund auf 66 Britische Pfund. In den zehn Jahren haben diese vier Aktien zwei Börsenzusammenbrüche (2002 und 2008) überstanden. Eine Gefährdung des Unternehmens stand zu keiner Zeit zur Debatte. Leider liefert das Internet kaum noch weitergehende historische Daten. Ich kann Ihnen aber versichern, dass der 15Jahreschart und der 20Jahreschart noch beeindruckender ist. Gleichzeitig sind die jährlichen Dividendenausschüttungen von Beiersdorf, L’Oréal, Henkel und Reckitt Benckiser in den letzten zehn Jahren substanziell gestiegen.

Undendliche Weiten

Das »Betrachtungsuniversum« für den Geldanleger ist nahezu unerschöpflich. Ob zu Hause, im Urlaub oder auf Geschäftsreisen: Es bleibt ganz Ihnen überlassen, wohin Sie schauen. Ob Sie mit einem AudiMietwagen in die Tiefgarage fahren, in einen SchindlerAufzug steigen, oben in der Hotel Lobby einen Jack DanielsWhiskey zu sich nehmen. Ob Ihr Installateur zu Hause bei der Badezimmerrenovierung eine GeberitWCSpülung einbaut oder ob Ihr betagter Vater ein neues Hüftgelenk im Krankenhaus bekommt. Oder schauen Sie sich in Ihrem beruflichen Umfeld der Konkurrenz, Ihrer Kunden und Lieferanten um … ganz gleich, überall werden Sie auf erstaunliche Investmentideen stoßen.

Wenn Sie sich unsicher fühlen, gehen Sie mit Ihrem eigenen IdeenKatalog zu einem Profi; am besten zu einem Berater Ihres Vertrauens, der sich mit Bilanzen auskennt. So gehen Sie sicher, dass das Unternehmen auch finanziell solide dasteht. Lassen Sie sich nicht irre machen, aber wenden Sie sich von der Börse als Spekulationsanstalt ab. Konzentrieren Sie sich an der Börse stattdessen lieber auf erstklassige Unternehmen. An diesen würde ich mich – wie ein Unternehmer – langfristig als Aktionär beteiligen. Und wo finden Sie die guten Ideen? Vor Ihrer Haustür.ie guten Ideen? Vor Ihrer Haustür.