MEINUNG! Finanzexpertin Stefanie Kühn: "Wer unabhängig sein will, muss seine Geldanlagen verstehen"

“Wer nicht von Bankberatern abhängig sein möchte, muss seine Geldanlagen selbst verstehen lernen”: Im Interview erzählt die Finanzexpertin und Autorin Stefanie Kühn über die Logik der Finanzkrise, die Individualität der Geldanlage und die Lust am eigenen Vermögen.

Stefanie Kühn ist Certified Financial Planner und berät seit 1999 mit ihrem UnternehmenPrivate Finanzplanung Kühn e.K. Mandanten unabhängig auf Honorarbasis. Für die Zeitschrift “Euro Finanzen” zählt Stefanie Kühn zu den “Finanzberatern des Jahres”, darunter auch zu den “Top 10 Finanzberatern” in Deutschland. Stefanie Kühn hat mehrere Ratgeber verfasst, darunter Gelassen in die Zukunft oder Ein Mann ist kein Vermögen.

Frau Kühn, alle scheinen von der Finanzkrise überrascht. War das wirklich nicht zu erkennen?

Die Krise selbst überrascht mich nicht, ihr Ausmaß jedoch schon. Ich sehe den Beginn der weltweiten Krise im Sommer 2007, als der US-Immobilienmarkt völlig zusammen brach.

Als in der Folge die IKB Deutsche Industriebank fast pleite ging, zeigte sich deutlich, dass es hier um mehr ging als um ein US-spezifisches Problem. Und spätestens seit Anfang 2008 war äußerste Vorsicht geboten: Da brachen die langfristigen Aufwärtstrends und machten den Jahren stetig steigender Aktienkurse erstmal ein Ende.

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Das waren in der Tat deutliche Vorzeichen. Warum war da trotzdem von Vorsicht wenig zu spüren?

Wer Ende 2007 noch Zweckoptimismus verbreitete, sollte sich besser nicht mehr “Börsenguru” nennen. Und die “Experten”, die im Frühjahr 2008 beim DAX zwischen 6.500 und 7.000 Punkten schon wieder die Zeit zum Einstieg an der Börse sahen, hatten wohl eher ihre Umsätze im Blick.

Da nahte nämlich die Abgeltungsteuer und vorher sollte wohl noch richtig Umsatz mit dem Verkauf von Dachfonds und Co. gemacht werden. Für eine echte Trendwende fehlten aber die positiven Nachrichten.

Die Ups und Downs an den Aktienmärkten wird es immer wieder geben. Wie verhält man sich denn nun am besten?

Ich rate jedem Anleger, sich selbst so viel Wissen anzueignen, um selbst entscheiden zu können, welche Aktienquote ihn noch ruhig schlafen läßt. Nur wer seine Anlagen versteht, behält auch die Kontrolle über sein Geld. Und so manch einer würde sich dann vielleicht eher von einem Produkt trennen, als ein Bankberater meint.

Es heißt ja nicht umsonst “persönliche” Risikobereitschaft. Da gibt es kein Patentrezept, das mal eben aus ein paar Kreuzchen auf einem Formular entsteht. Vielmehr kommt es darauf an, sich über seine eigenen Einstellungen zum Risiko und zum Geld klar zu werden. Dazu gehören auch klare Regeln für einen Ausstieg: Bei x% Verlust ist Schluss. Und diese Regeln müssen nur zu einem selbst passen.

So weit, so klar. Aber die Börse ist wohl auch in weniger turbulenten Zeiten nicht wirklich was für schwache Nerven, oder?

Wer mit den üblichen Schwankungen am Aktienmarkt so gar nicht umgehen kann, ist mit einem Festgeld einfach besser beraten. Wenn das eher seiner Persönlichkeit entspricht, ist das nicht etwa langweilig, sondern völlig in Ordnung.

Meine Mandanten sind oft richtig befreit, wenn sie erkennen, dass sie keine Aktien kaufen müssen, um ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Und das Schönste für mich dabei ist: Sie kommen ganz von allein drauf!

Mal Hand aufs Herz: wenn’s um Geld geht, wollen doch alle nur unser Bestes… Wodurch unterscheidet sich Ihre Beratung von der einer Bank?

Banken und die meisten freien Finanzdienstleister leben von den Provisionen, die sie einmal beim Verkauf der Finanzprodukte und danach als sogenannte Bestandsprovisionen erhalten. Ich vermittle keine Finanzprodukte, sondern berate unabhängig. Ähnlich wie bei Anwälten oder Unternehmensberatern zahlen die Mandanten einen festen Stundensatz.

Dafür haben sie die Gewissheit, dass ich wirklich ihre Finanzen optimiere, nicht etwa meine Provision. So rate ich Mandanten auch von Anlagen ab, die nicht zu ihnen passen. Und natürlich von solchen, die sie nicht verstehen. “Kühne” Anleger nehmen ihre Finanzen schließlich selbst in die Hand. Damit sparen sie trotz Honorar unterm Strich meist viel Geld.

Worin besteht der Kern der “Kühn-Strategie zur finanziellen Unabhängigkeit”, die Sie in Ihrem aktuellen Buch beschreiben?

Es geht weder darum, so reich wie möglich zu werden, noch mit mehr oder weniger geheimen Tricks möglichst schnell die erste Million Euro anzuhäufen. Vielmehr habe ich immer wieder erlebt, dass fast jeder Mandant seine eigenen Vorstellungen von finanzieller Unabhängigkeit hat.

Aus diesen Erfahrungen habe ich eine Szenariotechnik entwickelt und zeige dem Leser, welche individuellen Anlagestrategien zu seinen Vorstellungen passen. Für den Erfolg der Strategie ist aber jeder selbst verantwortlich – “selber kümmern macht reich” heißt hier meine Devise.

Vielen Menschen bereitet die Altersvorsorge derzeit große Sorgen, die Sie unter der Überschrift “Wollen Sie jetzt weinen oder später?” behandeln. Die meisten wollen beides nicht…

Natürlich nicht. Deshalb rate ich ja so dringend dazu, sich heute schon Gedanken über morgen zu machen. Klar klingt es toll, sich mit 55 Jahren nur noch um seine Hobbies kümmern zu wollen. Die wenigsten machen sich aber klar, welche finanziellen Reserven dafür notwendig sind. Wer in 20 Jahren seinen Lebensstandard von heute halten will, braucht dafür allein durch die Inflation fast das Doppelte.

Seine Einnahmen steigen aber nur mäßig oder gar nicht. Wer also früher aufhören will zu arbeiten, muss sich jetzt umso intensiver um sein finanzielles Polster kümmern. Nur so erkennt jeder, was machbar ist und was nicht. Wen das Ergebnis enttäuscht, der kann jetzt noch gegensteuern und die finanziellen Weichen stellen – oder sich realistischere Ziele setzen.

Ziemlich ernüchternd. Hört bei Geld also nicht nur die Freundschaft, sondern auch der Spaß auf?

Im Gegenteil! Jeder freut sich doch, wenn er etwas erreicht hat. Warum sollte das bei Geld nicht so sein? Man muss sich halt damit beschäftigen. Wer mit “seiner” Anlage die ersten Wertsteigerungen oder Zinsen einstreicht, der will meist von alleine “mehr davon”.

Ich habe Mandanten, die haben richtig Blut geleckt. Und natürlich habe auch ich meine Freude zu sehen, dass immer mehr Menschen ihr finanzielles Schicksal lieber selbst in die Hand nehmen: Im Sommer 2007 kamen etwa sechs neue Mandanten pro Monat zu mir. Heute sind es mehr als doppelt so viele.


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