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Von Simone Janson (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 20.12.2010 • Zuerst veröffentlicht am 20.12.2010 • Bisher 6376 Leser, 1114 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Vor kurzem habe ich auf Best of HR – Berufebilder.de® auf die Aktion deutscher Ingenieure gegen ihren eigenen Verband, den VDI, hingewiesen – und darauf, dass die Zahlen über einen zukünftigen Fachkräftemangel, die der VDI seit Jahren propagiert, widerlegbar seien. Das erhärtet sich nun durch eine neue Veröffentlichung des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
Noch vor vor einigen Wochen behauptete Willi Fuchs, Direktor des VDI, im SPIEGEL-ONLINE-Interview, das Durchschnittsalter der Ingenieure betrage 50 bis 51 Jahre; deshalb stehe eine Verrentungswelle und somit großer Ersatzbedarf an. Zudem hatte der Verein Kritik an seinen Zahlen energisch zurückgewiesen.
Nun veröffentlichte Dr. Karl Brenke, Arbeitsmarkt- und Konjunkturexperte am DIW, der bereits Ende 2010 für Aufsehen gesorgt hatte, neue Zahlen in denen er die Argumente des VDI genauer unter die Lupe nahm – und widerlegte. Die Zahlen des VDI kann Brenke nicht nachvollziehen und hält sie für überzogen.
In aktuellen Wochenbericht des DIW und in einem Artikel auf Spiegel Online erklärt er, dass sich der Alarmisums des VDI zum einen auf die offenen Ingenieurstellen bei der Bundesagentur für Arbeit und andererseits auf die Altersstruktur der Ingenieure bezieht.
In ihrem gut recherchierten Beitrag auf ZEIT ONLINE erklärt Redakteurin Tina Groll, wie der VDI auf die Fachkräftelücke kommt – eine Berechnung die Brenke für nicht seriös hält:
„Der Verein stützt sich bei seiner Berechnung auf eine Umfrage aus dem Jahr 2009. Demnach wird lediglich jede siebte Ingenieursstelle bei der Bundesagentur gemeldet. Deshalb multipliziert der Verein diese Zahl mit dem Faktor Sieben. Dieser Zahl wird dann die Anzahl der arbeitslos gemeldeten Ingenieure gegenübergestellt – derzeit sind das 18.882 Personen. So kommt der VDI auf die Lücke von 87.000 Fachkräften.“
Und wie sieht es mit der Altersstruktur aus? Laut Mikrozensus waren 2008 in Deutschland rund 750000 Ingenieure tätig. Ihr Durchschnittsalter lag bei 43,3 Jahren. Weniger als ein Drittel von ihnen war 50 Jahre und älter.
„Obwohl Ingenieure durch ihre lange Ausbildungsdauer vergleichsweise spät in den Arbeitsmarkt eintreten, liegt der Altersdurchschnitt nicht höher als bei anderen akademischen Berufen“, so DIW-Experte Brenke.
Da es in den letzten Jahren keine radikalen politischen Maßnahmen oder Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure gegeben habe, geht Brenke davon aus, dass sich die Altersstruktur der Ingenieure allenfalls geringfügig verschoben haben kann. So sagt Brenke:
„Ich halte es nicht für realistisch, dass von 2008 bis heute das Durchschnittsalter um sieben Jahre auf 50 bis 51 Jahre gestiegen ist“,
Dies wird auch durch die aktuelle Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit von Juni 2011 gestützt.
Das DIW Berlin geht von einem etwa halb so großen Ersatzbedarf an Ingenieuren für die kommenden Jahre aus.
„Ein jährlicher Bedarf von 40000 Ingenieuren – allein um die Ruheständler zu ersetzen – ist aus den vorliegenden Zahlen nicht realistisch abzuleiten, denn dann müssten alle erwerbstätigen Ingenieure, die heute 50 Jahre und älter sind, innerhalb von 5 ½ Jahren in den Ruhestand wechseln. Wenn man fair rechnet, kommt man auf ungefähr 20000 Personen, die jedes Jahr aus Altersgründen ausscheiden.“
Aufgrund des Aufschwungs nach der Finanzkrise ist die Zahl der Ingenieure insgesamt gestiegen – bei den Sozialversicherungspflichtigen zwischen 2008 und 2011 um durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr. So erläutert Brenke:
„Diese Zuwachsrate ist zwar nicht gering, aber auch nicht viel höher als beim Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Dort lag sie bei 1,1 Prozent. In den letzten Jahren hat es einen regelrechten Run auf ingenieurwissenschaftliche Studienplätze gegeben“, so der DIW-Arbeitsmarktexperte. So haben 2010 rund 50000 Studenten ihr Studium in einem industrienahen Ingenieurstudiengang absolviert. „Allein die Absolventen, die gegenwärtig aus den Unis kommen, können den Gesamtbedarf an Ingenieuren decken.“
Brenke plädiert daher für eine realistischere Betrachtung des Ingenieurbedarfs im laufenden Jahrzehnt.
„Der Berufseinstieg kann für junge Ingenieure zunehmend schwierig werden, wenn es eine Absolventenschwemme gibt.“
Der Verein Deutscher Ingenieure machte nun in einer Pressemitteilung erneut klar, dass in Deutschland in naher Zukunft weiter mit einem starken Fachkräftemangel zu rechnen sei. Beleg: Die Zahl der offenen Stellen im November 2010, die übrigens denen Karl Brenkes eklatant widersprechen.
Ein wenig wirkt das für mich wie: „Was kümmert mich die Statistik vom letzten Monat. Wir kriegen ihn schon den Fachkräftemangel – jetzt aber wirklich!“ Im Einzelnen liest sich das dann so:
Auch im November 2010 verschärfte sich der Ingenieurmangel weiter. Laut VDI-/IW-Ingenieurmonitor fehlten ca. 47.000 Ingenieure. Der Anstieg um knapp acht Prozent im Vergleich zum Vormonat resultierte zum einen aus dem Anstieg der offenen Stellen auf 70.000. Gleichzeitig sanken die Ingenieur-Arbeitslosenzahlen im November erneut leicht um zwei Prozent auf 23.600. 15.800 und damit die meisten offenen Stellen gab es erneut in Baden-Württemberg, gefolgt von 13.600 Vakanzen in Nordrhein-Westfalen und knapp 10.000 in Bayern. Mit 24.500 Stellen war die größte Anzahl offener Stellen wieder bei den Maschinen- und Fahrzeugbauingenieuren ausgeschrieben, bei den Elektroingenieuren waren es 15.700, bei den Bauingenieuren 12.300. Für die Berufsgruppe der Elektroingenieure bedeutet dies einen Anstieg um knapp 5 Prozent im Vergleich zum Oktober 2010, im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 41,4 Prozent.
Quelle für die Zahlen in dieser Meldung sind übrigens die Berechnungen des Instituts für Deutsche Wirtschaft. Bei Karl Brenke sehen die Zahlen ganz anders aus – Beispielsweise die vom VDI angesprochenen Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure:
Hier konnte Brenke im Oktober 2010 nur 3.366 offene Stellen ausmachen. Und 2008, vor der Wirtschaftskrise waren es auch nur 5.018 (siehe Seite 7 in der Studie).
Wie diese starke Diskrepanz zu Stande kommt, erklärt Arbeitsmarkexperte Brenke auch gleich selbst – nämlich auf Seite 4 seiner Studie (die man hier als PDF findet) – nämlich zum einen aus einem Berechnungsfehler und zum anderen deshalb, weil längst nicht alle gemeldeten freien Stellen auch tatsächlich frei sind:
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat versucht, aus einer Kombination aus Unternehmensumfragen und Daten der Bundesagentur für Arbeit das Angebot und die Nachfrage etwa bei Ingenieuren zu erfassen. So wird dabei auf der Basis einer relativ kleinen Stichprobe er-hoben, wie viele Unternehmen ihre offenen Stellen für Ingenieure der Bundesagentur für Arbeit melden. Auf dieser Grundlage wird ein Faktor ermittelt, mit dem die bei der Arbeitsverwaltung gemeldete Zahl der offenen Stellen hochgerechnet wird, um auf die gesamte Nachfrage nach Ingenieuren zu schließen. Zuletzt wurde der Faktor sieben verwendet – die Zahl der offenen Ingenieurstellen bei der Bundesagentur wurde also mit sieben multipliziert.
Karl Brenke erklärt dann aber auch, warum das Verfahren problematisch ist:
Es ist aber nicht zulässig, die offenen Stellen mit einem ermittelten Multiplikator einfach hochzurechnen. Denn in gesamtwirtschaftlicher Hinsicht sind nur solche offene Stellen zur Messung eines Fachkräftebedarfs relevant, die entstehen, wenn ein Betrieb sein Personal aufstocken will, oder weil Mitarbeiter aus der Erwerbstätigkeit hierzulande ausscheiden und ersetzt werden sollen. Oft sind Stellenausschreibungen aber nur auf Betriebswechsel zurückzuführen. Ein Beispiel: Ein noch im Betrieb tätiger Arbeitnehmer hat eine berufliche Veränderung angekündigt und so eine Stellenausschreibung ausgelöst. Dieser Mitarbeiter bewirbt sich nun auf eine Stellenanzeige bei einem anderen Arbeitgeber, die deshalb geschaltet wurde, weil in dessen Betrieb ein Beschäftigter sich beruflich verändern will. Es sind auf diese Weise mehrere offene Stellen entstanden, aber kein zusätzlicher Arbeitsplatz und nicht einmal eine Vakanz aufgrund des Ausscheidens eines Mitarbeiters aus dem Erwerbsleben.
Ich würde mir wünschen, dass sich VDI und IW, wenn sie schon anderer Meinung sind, sich mit Brenkes Studie kritisch auseinandersetzen und dessen Thesen diskutieren. Die Studie des DIW totzuschweigen und einfach so weiterzumachen wie bisher, wirkt wenig transparent und glaubwürdig. Eine offene Diskussion wäre für das Thema förderlichter!
Oder glaubt man, dass dieser kurze Beitrag mit ein paar locker hingeworfenen Beispielen eine ganze Studie entkräften kann? Ich finde das ja etwas mager und wenig aussagekräftig. Beim Institut für Deutsche Wirtschaft und dem VDI ist man offenbar anderer Meinung.
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Simone Janson ist Verlegerin, Beraterin und eine der 10 wichtigsten deutschen Bloggerinnen laut Blogger-Relevanz-Index. Sie ist außerdem Leiterin des Instituts Berufebilder Yourweb, mit dem sie Geld für nachhaltige Projekte stiftet. Laut ZEIT gehört ihr als Marke eingetragenes Blog Best of HR – Berufebilder.de® zu den wichtigsten Blogs für Karriere, Berufs- und Arbeitswelt. Mehr zu ihr im Werdegang. Alle Texte von Simone Janson.
Hallo Simone,
ich denke es wäre mal wieder Zeit für eine Reflexion der Nachrichten:
Nachdem der Spiegel ENDLICH mal das berichtete:
„Fachkräftemangel – Wer hat Angst vor der Killerstatistik?“
„Den Ingenieur braucht keiner mehr“
Berichtet sein wirtschaftsliberaler Flügel mal wieder das:
„Und hier liegt auch das größte Problem des Fachkräftemangels: Wie viele Unternehmer aber auch Personalberater derzeit bemängeln, leiden Unternehmen nicht unter zu wenig Bewerbern für ihre Stellen, sondern es fehlt an guten, geeigneten Kandidaten – der Fachkräftemangel ist qualitativer Natur.“
Schon wieder dreht sich das perverse PR Karussell, diesmal mit einem lächerlich-wieseligen Twist.
Zu Kommentar 15: Ich würde GERNE mal etwas zum gesamten Thema schreiben, mir fehlt aber die Zeit für wirklich kompetente Recherchen. Außerdem wäre gerade das Thema der unterschiedlichen Fachkräfte nichts für mich, ich bin Forscher und habe mit Produktion, ja sogar mit Entwicklung (wo wohl der Hauptteil der Ingenieure Arbeitet) nichts zu tun und nur wenig Schnittpunkte damit…
Hallo Mein ich,
abgesehe davon, dass ich ihren Unmut sehr gut verstehe:
Das ist der kreativste Kommentar den ich je erhalten habe! Was für eine geile Idee! Ich mache daraus gleich ein eigenes Posting!
Mit Meldungen wie dieser wurde mir das hier versprochen und nach vier Jahren hartem Studium und dreijähriger „Übergangsarbeitslosigkeit“ muss ich mir eingestehen, dass Beiträge wie dieser die Situation weit Untertreiben. Ich als Diplomierter Wirtschaftsingenieur (Fertigungstechnik, FH) hab sogar bei diesen Ausbeutern keine Chancen auf eine Einstellung. Wenn ich mir also Meldungen wie ansehe ist mir nach zumute und und ich könnt einfach
Hallo „Geschädigter“, was ich nun wirklich interessant fände: Diese Unterscheidung der verschiedenen Fachkräfte. Da wird im allgemeinen Diskurs immer vieles in einen Topf geworfen, was nicht zusammengehört und dadurch kommt es dann zu einer Reihe von Fehlbeurteilungen.
Könntest du nicht dazu etwas schreiben? Denn dafür muss man auch ganz tief drin in dem Thema sein – so tief könnte ich mich mangels Zeit (schreibe gerade ein Buch) auch gar nicht einarbeiten. M.E. tut da aber eine Differenzierung Not. Und es wird viel zu wenig differenziert.
Hier kann man übrigens einen Beitrag auch Anonym verfassen . Oder eben per E-Mai. Gerne aber auch mit Namen und Foto.
Ich bin eher überrascht, wie glatt und professionell der Lobbyismus abläuft. Ich lese wahrscheinlich zuviel Spiegel und ähnliche Publikationen, aber ich kann aus den ersten Ansätzen von Artikeln (welche heute ja schnell zur Serie werden) schon erkennen, woher der Wind weht lange bevor die „Hauptartikel“, welche die Politik legitimieren sollen, veröffentlicht werden. Das unglaublich schnell veröffentlichte Konzept zur „Fachkräftesicherung“ spricht doch Bände, ich habe schlimme Befürchtungen.
Blog-Beiträge waren von mir schon einmal geplant auf dem Blog eines Freundes, kam dann aber nie zustande. Ich denke solide Recherchen von Profis sind sinnvoller als meine Meinung. Aber schauen wir mal, mitteilungsbedürftig bin ich offensichtlich.
Bei betrachten deines IT-Kräfte Artikels fällt mir übrigens auch wieder auf dass man die gesuchten „Fachkräfte“ mal unterscheiden sollte, also deutlicher die Bezeichnung FachARBEITER oder Ingenieur zu verwenden. Für mich ist nämlich Webserver- oder SAP-Modul Programmierer kein Ingenieur oder Informatiker, genauso wie ein Zerspanungsmechaniker kein Maschinenbauingenieur ist der die CNC-Fräse entwickelt hat (und ein Diplom-Kaufmann auch nicht an der Kasse bei Karstadt steht). Es wäre traurig wenn man für solche Arbeiten einen Informatiker bräuchte, das wertet die passenden Ausbildungsberufe so nebenbei auch noch mit ab. Und die Presse spricht beim Fachkräftemangel derzeit vor allem von Elektroingenieuren wie mir, mein Fachgebiet ist auch noch IKT, aber ich würde mich NICHT im Ansatz als IT-Experte nach Leseart z. B. deines Artikels bezeichnen.
Es gibt neues vom Fachkräftemangel-Bullshitbingo (Heise-Link, da die Meldung dort recht übersichtlich ist):
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundesregierung-beschliesst-Konzept-gegen-Fachkraeftemangel-1265581.html
@Simone, wolltest Du nicht mal zum Thema recherchieren, inklusive Diskussion mit dem DIW? Das würde jetzt passen.
Quintessenz: man wird Billigarbeiter aus dem Ausland locken, diese aber gleich wieder sitzen lassen (s. „Computer-Inder“, die gerne wieder nach Indien gingen oder einfach in die USA weiterzogen…), hat aber zu der Zeit die inländischen Arbeitnehmer so gut unter Druck gesetzt dass die Ingenieurgehälter NOCH weiter fallen. Laut Brüderle, diesem A…., haben wir MINT’ler ja eh nicht mehr als 40000€ verdient (nach 5 Berufsjahren dann gern auch 42000€). Wir sind ja keine Juristen, deren Wichtigkeit die exorbitante Honorarverordnung rechfertigt…
Hallo Geschädigter, als ich gestern diesen Beitrag publiziert habe, habe ich schon mit einem entsprechenden Kommentar gerechnet.
Nun, so spannend finde ich den Vorstoß der Bundesregierung nun auch wieder nicht: Es ist ja nichts wirklich Neues, dass man am Fachkräftemärchen festhält, war ja zu erwarten. Nun erstmal abwarten, was dabei herauskommt.
Wie wäre es aber, wenn Sie selbst einen Blog zu dem Thema aufmachten – ich würde das dann verlinken – oder selbst einen Gastbeitrag hier im Blog verfassten=
Viele Grüße
Simone Janson
Nur der Vollständigkeit halber:
http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article1851502/Zeitarbeitsfirmen-finden-kaum-noch-neue-Mitarbeiter.html
Nun kriechen die Zeitarbeitsfirmen aus den Löchern und machen, was viele (einschließlich mir) schon erwarteten: sie werden versuchen, alle sinnvollen Hürden zu umgehen und den deutschen Arbeitsmarkt mit Billigstjobbern zu überschwemmen. Dank Regierung ist das ohne Probleme möglich.
Und die Brücke zum Thema: alle Zeitarbeits-Ingenieure, Ingenieurdienstleister und „Service-/Consulting“-Firmen zusammengenommen stellen die Ingenieure die größte oder zumindest eine der größten Gruppen von Zeitarbeitern in Deutschland dar. Leider…
Hallo Geschädigter, das ist interessant, danke! Da werde ich mal bei der Linken nachfragen. Bitte um etwas Geduld!
Es gibt was „neues“ zum Fachkräftemangel:
Die Linke beschäftigt sich übrigens schon seit Jahren mit dem Thema Fachkräftemangel, immer mit dem selben Ergebnis: er ist nicht existent. Das ist übrigens üblicherweise die ANTWORT der Regierung auf Anfragen der Linken zu verlässlichen Zahlen und Quellen zum Fachkräftemangel. Seit über einem Jahr sind die linken hier sehr aktiv parlamentarisch tätig, und nochmals: die OFFIZIELLE ANTWORT der Regierung: „Das können wir Euch auch nicht sagen wo der Fachkräftemangel ist“. Ich danke der Regierung für so gute Arbeit.
Update: Da es momentan nichts Aktuelles zum Thema zu berichten gibt, und da ich zugegeben auch mit anderen Sachen beschäftigt bin, werde ich das Thema Fachkräftemangel zu einem späteren Zeitpunkt mit einer rückblickenden Bestandsaufnahme wieder aufgreifen und dabei auch näher auf den oben disktuierten Monatsbericht des VDI vom Dezember 2010 eingehen. Einstweilen bitte ich um Geduld: Wer den fraglichen Monatsbericht herunterladen und sich selbst ein Bild machen will, findet ihn leider nicht mehrunter der ursprünglichen Adresse.
Allerdings hat sich der VDI die Kritik zu Herzen genommen und die Download-Seite überarbeitet – also einfach mal suchen.
@Geschädigter dann freue ich, dass ich helfen konnte.
Ja, so funktioniert ein Blog: Die Artikel sind chronologisch sortiert, ältere Artikel bleiben erhalten und werden nicht gelöscht oder verbessert, das sorgt für Tranzsparenz. Wenn die Zahlen dort andere sind als die in den neueren Artikeln, dann liegt das vermutlich daran, dass die neueren Zahlen erst seit Mitte November bekannt sind – das vormalige Fehlen verlässlicher Studien haben wir in den Monaten davor ja oft genug im Blog diskutiert.
Ich freue mich außerdem, dass Sie sich über den Zustand des Journalismus in Deutschland Gedanken machen: Vielleicht haben Sie als jemand, der offenbar wert auf kritischen Journalismus legt auch Ideen zur Finanzierung? Die Diesbezügliche Anregung von Ulrike Langer habe ich an anderer Stelle ja bereits verlinkt:
http://medialdigital.de/2010/04/23/inhalteproduzenten-brauchen-neue-wertschopfungsketten-meine-keynote-beim-cologne-web-content-forum/
@dob: Danke für Ihre sehr differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema. Ich werde das Thema im Januar wieder aufgreifen – momentan ist ohnehin gerade Weihnachtspause in Deutschland, zudem bin ich bis Mitte Januar mit einem neuen Buch beschäftigt – nur von dem Blog kann ich leider nicht leben ;-)
Zum Thema ‚Stellenwechsler‘ möchte ich noch anmerken, dass ich hier die Sichtweise von IW/VDI durchaus plausibel finde. Sie ist aber idealisiert, da zu keinem Zeitpunkt mehr Stellenausschreibungen als sofort! besetzbare Stellen existieren. Das gilt für deren gesamtes Arbeitsmarktmodell und wäre sogar sinnvoll, wenn man denn einräumen würde, dass hieraus abgeleitete Zahlen nicht absolut gelten, sonden nur Tendenzen aufzeigen können.
Bei der sog. „Ingenieurlücke“ des VDI fällt doch sofort auf, dass man sehr bemüht war, auf der Bedarfsseite einen Multiplikator zu finden (’sieben‘), während man auf der Angebotsseite unbeirrt mit ‚eins‘ rechnet. Definitionsgemäß stellen doch das Angebot alle arbeitsuchenden! Ingenieure dar, also Arbeitslose + Absolventen (die ja noch keine ALV-Ansprüche haben) + Freiberufler ohne Beschäftigung (die oft nicht in die ALV einzahlen, um unabhängig von der Arbeitsagentur zu bleiben) + in Hartz IV abgerutschte Ings. (wie unangenehm!).
Nicht nur im Ingeneurmonitor selbst finde ich kein Wort hierzu, auch nicht im zugehörigen Methodenbericht.
@Simone. Schön das meine Worte nicht verborgen bleiben.
Ich sehe ja wie differenziert Du dich mit dem Thema inzwischen beschäftigst, bitte nicht falsch verstehen aber ich muss mal auf etwas hinweisen, wenn mir schon immer Polemik vorgeworfen wird:
In einigen (einem?) deiner älteren Artikel steht BIS HEUTE, dass der angebliche Fachkräftemangel zumindest AUCH durch die Verrentnerung (mehr Ingi-Rentner als Absolventen) zustande käme. Nun sagt aber selbst die IW-Studie, dass dem nicht so wäre (zu faul zum nachsehen aber habe was mit 36000 Rentnern gegen 47000 Absolventen im Kopf). Ein Mangel entsteht selbst nach dieser Studie(!) erst durch vom Himmel fallende 34000 „neue“ Ingenieurstellen.
D.h., Simone, entweder Du hattest eine andere Studie zur Hand beim schreiben des Artikels (und diese würde ich gerne sehen) oder du hast das gemacht was viele Journalisten heute machen: unrecherchiert billiges PR-Material auch noch interpretiert und zu einem Artikel umgewandelt. Und gegen diese Art Macht-PR setze ich eben Polemik – durchaus krass aber eben mit soliden Argumenten untermauert. Leider setzen sich wohl Anzug-und-Köfferchen-Lügen einfacher durch als böse böse Ironie…
Hallo Dob,
Sie haben recht, den „Anhang“ habe ich glatt übersehen, weil er nicht eindeutig als weiterführendes Material Gekennzeichnet war – soviel dann zum Thema User-Usability :-) Aber zum Glück, habe ich ja aufmerksame Leser wie Sie, vielen Dank.
Und Sie haben recht, beim ersten drüberlesen sind mir gleich auch noch ein paar Kritikpunkte aufgefallen – ich werde das in Ruhe zwischen den Jahren nochmals lesen und kommentieren.
Einstweilen frohe Festtage!
Simone Janson
Hallo Frau Janson,
als Ing. freut es mich sehr, dass Sie bei diesm Thema weiterhin am Ball bleiben und den zahlreichen Leserkommentaren im Netz und einer kritischen Studie mehr Vertrauen schenken als solchen von arbeitgebernahen Einrichtungen.
Mir scheint es aber fast, als hätten Sie die ausführlichere Stellungnahme des IW zur DIW-Studie übersehen, zu der ein Link unter Ihrem Link ‚dieser kurze Beitrag‘ führt.
Freilich überzeugt mich diese Stellungnahme auch nicht, obwohl (oder gerade weil) wieder mit jeder Menge Zahlen um sich geworfen wird, die im krassen Ggs. zu meinen eigenen Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt stehen.
Das IW versucht (im Punkt 6) auch darzulegen, warum seine ‚Zählweise‘ im Falle eines Betriebswechsels dennoch richtig ist. Mir rätselhaft, denn angenommen es würden gar keine neuen Stellen geschaffen, hätte man bei dieser Sichtweise immer noch regelmäßig ‚offene‘ Stellen ausgeschrieben.
Fast zynisch finde ich zudem Punkt 3, in dem auf einen steigenden Lohnvorsprung von Ings. zu niedrig qualifizierten Kräften (Pers. Anm: deren Löhne noch mehr gedrückt wurden) verwiesen wird.
Ähnlich verhält es sich mit Punkt 1, in dem darauf verwiesen wird, dass 60% aller Ings in Dienstleistungsbranchen beschäftigt sind. Steckt m.E. nur dahinter, dass die Industrie sich Ihre Ings. inzw. vorrangig über Personaldienstleister besorgt.
Ich hatte Sie schon vermisst und freue mich, dass Sie uns als Kommentator erhalten bleiben – vor allem wegen der eindringlichen Metaphorik Ihrer Wortwahl.
Rein stilistisch finde ich ihre Vergleich so gelungen, dass ich das Twittern muss.
Danke!
In der Sache ziehe ich es nach wie vor vor, mich an die Fakten zu halten!
Die Frage nach der „anderen Meinung“ war rhetorischer Natur und bezog sich darauf, dass man mit ein paar Beispielen in einer Pressemitteilung versucht hat, eine ganze Studie zu entkräften.
Trotz allem Ärger schöne Festtage
SJ
IW und VDI sind nicht anderer Meinung, da wird kriminell versucht junges Verheizungsmaterial zu erzeugen. Wir reden hier nicht von Teleshopping, welches mir Ramschfitnessgeräte für 60€ verkauft. Ich z. B. habe mir das Leben ruiniert mit diesem pervertierten, menschenverachtenden Beruf, denn zu der Zeit zu der ich anfing zu studieren lief die Ingenieurmangellüge sogar im Radio. Letztlich wird Deutschland die Masse guter, motivierter Ingenieure verlieren und diese werden ersetzt durch eine Riesen Masse an billigen, unzufriedenen Ingenieurarbeitern.
Ich wage zu behaupten die Ingenieure sind die chinesischen Ziegeleiarbeiter unter den Akademikern, unglaublicher Stress und Aussichtslosigkeit bei stetig fallenden Gehältern.
Frisch gebloggt: Jetzt aber! – VDI prognostiziert wieder Fachkräftemangel: Malen nach Zahlen
Jetzt aber! – VDI prognostiziert wieder Fachkräftemangel: Malen nach Zahlen: Gut einen Monat ist…
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