Essen und Trinken sind weit mehr als nur Grundbedürfnisse: Richtig eingesetzt, können Nahrungsmittel sogar Stress und Angst bekämpfen. Allerdings ist das Thema sehr komplex.

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Stress im Arbeitsalltag vs. gesunde Ernährung

Gesunde Ernährung ist leider kein Thema, das sich mal eben so in ein paar knackige Tipps verpacken lässt. Dazu sind Menschen zu individuell, die Bedürfnisse zu unterschiedlich. Leider hat sich das bislang in unserem Gesundheitssystem noch zu wenig durchgesetzt. Wer sich gesund ernähren will, dem bleibt bislang vor allem das Trial- und Error-Verfahren.

Auch der alltägliche Stress im Arbeitsalltag wirkt sich negativ auf die Ernährung aus: Der werden oft einfach irgendwelche Fertiggerichte zubereitet, statt sich die Zeit zu nehmen, etwas Gesundes zu kochen. Eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt:

Die optimale Ernährung – viel Stoff für Diskussion

Für fast 90 Prozent der Arbeitnehmer ist Stress kein Fremdwort. 36 Prozent der Befragten geben sogar an, sich ständig gestresst zu fühlen. Dies kann, u.a. durch Fehlernährung, sogar zu Erkrankungen führen. Nach Angaben des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen verursachen solche gesundheitlichen Belastungen heute schon jährliche Kosten von 6,3 Milliarden Euro.

Wie aber eine optimale gesunde Ernährung aussieht, darüber scheiden sich die Geister, wie ein Blick auf die zahlreichen Gesundheits- und Foodratgeber zeigt. Wie weit man mit einer gesunden Ernährung gehen will, muss jeder selbst entscheiden. Meine persönliche Ernährung schließt z.B. den Verzicht auf normales Brot ein. Dennoch steht in vielen Ernährungsratgebern zum Beispiel Volkornbrot hoch im Kurs. Das hat Gründe.

Nährstoffe Eiweiße Fette

Wer zu Vollkornprodukten greift, schont zugleich die Eiweißreserven des Körpers. Eiweiß ist als Nährstoff ist wichtig für die Aufbau und Erhalt der Muskeln, die bei schwerer körperlicher Arbeit gefordert sind. Eiweiß steckt in Käse, Fleisch und Fisch ebenso wie in Kartoffeln oder Hülsenfrüchten. Am besten ist es es, tierische und pflanzliche Proteine mischen!

Aber auch Fett ist nicht tabu. Dieser Nährstoff liefert pure Energie, selbst wenn er sich aus den Fettdepots des Körpers nur relativ langsam mobilisieren lässt. Wichtig ist daher: Besser zu aktivierenden Fitfetten greifen aus Nüssen, Fisch oder Olivenöl als zu gesättigten Fettsäuren aus Butter, Wurst oder Sahne. Die Kombination aus vollwertigen Kohlenhydraten, hochwertigem Eiweiß und aktivierenden Fettsäuren liefert Treibstoff und Baustoff für Muskeln und Sehnen.

Clevere Snacks schließen Vitalstofflücken

Denn leider lassen sich solche Ernährungsregeln für Handwerker, die unter Termindruck stehen oder auf Baustellen arbeiten, nicht immer leicht umsetzen. Doch selbst wer in der Mittagspause auf Fastfood angewiesen ist, kann die fehlenden Vitalstoffe ergänzen. Das gelingt etwa mit einem Apfel, einer Mohrrübe oder einem Glas Gemüsesaft.

Einen prima Snack ergeben auch Nüsse, die dank des Nervenvitamins B1 Konzentration und Koordination stärken – also Fähigkeiten, die gerade in gewerblichen Berufen gefragt sind. Zudem punkten Nüsse ebenso wie die Energie spendenden Bananen oder getrockneten Aprikosen mit reichlich Mineralstoffen.

Mineralstoffe: Trinken, Trinken, Trinken

Ihr Magnesium beispielsweise wirkt im Energiestoffwechsel wie eine Zündkerze und besitzt einen Schlüssel zur Leistungsfähigkeit. Konstanter Nachschub an Mineralstoffen ist auch deshalb wichtig, weil der Körper bei schwerer körperlicher Arbeit durch das Schwitzen laufend Elektrolyte verliert.

Etwa 0,5 bis 1 Liter Schweiß gehen bei intensiver Muskelarbeit pro Stunde verloren. Mineralwässer oder gespritzte Fruchtsäfte (3 Teile Mineralwasser, 1 Teil Fruchsaft) ersetzen sowohl Flüssigkeit als auch die verlorenen Vitalstoffe.

Wasser – mehr als nur Durstlöscher

Viel Trinken ist dabei auch eine einfach Maßnahme, um Stress entgegen zu wirken. Von 76 Prozent der Befragten, die Wasser am Arbeitsplatz trinken, geben in der GfK-Umfrage 91 Prozent als Grund dafür an: “Es ist der beste Durstlöscher”. “Weil es gesund ist” (84 Prozent), “Damit ich meinen Flüssigkeitshaushalt ausgleiche” (88 Prozent) sind weitere Gründe.

Eine Mithilfe von Wasser beim Stressabbau, so die Umfrage, geben 30 Prozent der Befragten an. Bei der Gruppe der “ständig oder häufig Gestressten” sind es sogar noch mehr (37 Prozent). Eine Stress reduzierende Wirkung wird folglich wahrgenommen. Denn: Wasser optimiert wegen seiner guten elektrischen Leitfähigkeit die Funktion des Nervensystems. Eine Dehydration beeinträchtigt Hirnfunktion und Denkvorgang. Flüssigkeitsmangel ist für den Organismus Stress pur.

Achtung beim Alkohol

Vorsicht ist hingegen beim Alkohol geboten: Alkohol kann offenbar die körperliche und geistige Gesundheit bis ins hohe Alter unterstützen. Eine Studie zeigt: Wer regelmäßig einen guten tropfen konsumiert, bleibt länger leistungsfähig. Kein Grund jedoch, Alkohol als ständige Aufputschmittel für die eigene Leistungsfähigkeit im Beruf zu konsumieren.

Moderate Alkoholtrinker haben eine höhere Lebenserwartung als strenge Abstinenzler. Das ergeben Dutzende von Studien über den Zusammenhang von Alkoholkonsum und tödlich verlaufenden Herzerkrankungen, wie die GSAAM e.V. (Deutsche Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging Medizin) auf ihrer Homepage (www.gsaam.de) berichtet. Suchtgefährdete sollten lieber die Finger davon lassen!

Höhere Lebenserwartung dank Alkohol?

Auch die Gesamtsterblichkeit unter Einschluss aller Todesarten, inklusive Krebs, ist deutlich erniedrigt. Damit korrigieren die “Experten für Gesundes Altern” die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Sie hatte im Ernährungsbericht 2008 behauptet: Alkohol hat das größte krebsfördernde Potenzial, und deshalb sollte darauf komplett verzichtet werden. Deshalb erinnert die GSAAM an die Worte von Paracelsus: “Die Dosis macht das Gift”. Wohl bei keiner Substanz gilt das so sehr wie beim Alkohol.

Zweifellos richtig ist: Manifest Alkoholkranke oder Suchtgefährdete sollten komplett auf Alkohol verzichten. Wer aber zu dieser Gruppe nicht gehört – und das sind mehr als 90 Prozent aller Deutschen – hat durch moderaten Alkoholkonsum einen deutlichen gesundheitlichen Nutzen.

So wirkt Wein

Dies gilt insbesondere für den Weinkonsum. Wein blickt auf eine 8.000 Jahre alte Geschichte als eines der ältesten Heilmittel zurück. Mittelalterliche Klöster waren Zentren der Krankenpflege und der Weinproduktion. Die verheerenden Folgen der Alkoholdestillation raubten dem Wein dann seine medizinische Bedeutung.

Ein Umdenken leitete das “Französische Paradoxon” ein: In Frankreich ist trotz fettreicher Ernährung die Rate tödlicher Herzerkrankungen wesentlich niedriger als in den USA. Besonders Rotwein liefert günstige Effekte. Er enthält spezielle Phytostoffe aus den Schalen und Kernen. Wichtigste Substanz ist das Resveratrol.

Moderater Alkoholkonsum – höherer gesundheitlicher Nutzen?

Bei einem täglichen Alkoholkonsum von rund 30 bis 50 Gramm – das entspricht etwa zwei Gläsern Wein – liegt das Risiko für tödlich verlaufende Herzerkrankungen gegenüber den Abstinenzlern um etwa 50 Prozent niedriger. Wein-Polyphenole verbessern die Durchblutung, bekämpfen aggressive Sauerstoffmoleküle, schützen vor der Oxidation des LDL-Cholesterins und vor chronisch entzündlichen Prozessen, auch im Gehirn. Das verringert nicht nur das Risiko für Herzinfarkt sondern auch für die Alzheimer Demenz.

Die Rotterdamer Alzheimer Studie, mit rund 8.000 Teilnehmern (die größte prospektive Studie zum Thema Alzheimer) konnte zeigen, dass 1-3 Gläser Wein das Demenzrisiko um mehr als die Hälfte reduzierte. Moderater Alkoholkonsum schützt also nicht nur das Herz sondern auch das Hirn.