Benchmarking und Best-Practice-Beispiele werden von vielen Beratern als Königsweg zum Erfolg gepredigt – auch im Personalmarketing. Doch wer es immer macht wie die anderen und sich vergleicht, wird nie eigene Wege gehen.

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Benchmarking oder warum machen alle immer das selbe?

Kaum ein Unternehmen ist verschont geblieben. Der Glaube, Benchmarking sei DER Erfolgsgarant, geistert seit Jahren durch die Führungsetagen und Personalabteilungen. Es gibt kaum Fachbücher, Fachartikel, Kongresse, Seminare oder Workshops, die ohne Best Practice-Beispiele auskommen – manche bestehen sogar nur aus solchen Beispielen. Doch Vorsicht vor dem vermeintlich Besten – auch im Personalmarketing führt Benchmarking direkt in die Sackgasse!

Warum das so ist, beschrieb der Wirtschaftsjournalist Karl Pilsl in einem seiner Bücher: “Wir haben zu viele ähnliche Firmen, die ähnliche Mitarbeiter beschäftigen, mit einer ähnlichen Ausbildung, die ähnliche Arbeiten durchführen. Sie haben ähnliche Ideen und produzieren ähnliche Produkte zu ähnlichen Preisen in ähnlicher Qualität.”

Was woanders klappt, kann nicht schlecht sein?

Schauen wir uns um – er hat recht. Doch wie ist diese Ähnlichkeit entstanden? Ganz einfach: Um auf Nummer sicher zu gehen, wurden die bekannten Best Practice-Beispiele meist 1:1 kopiert. Was wo anders geklappt hat, kann so schlecht nicht sein. Oder doch?

Differenzierung mit Benchmarking? Fehlanzeige! Zu bestaunen ist dieses Phänomen im Personalmarketing beispielsweise bei Stellenanzeigen, die sich gleichen, wie ein Ei dem anderen. Darüber habe ich schonmal geschrieben.

Best Practice ist das, was die Mehrheit macht

Offenbar schreibt einer vom anderen ab, anders lässt sich diese triste Einförmigkeit nicht erklären. Sogar Claims, eigentlich als Alleinstellungsmerkmal gedacht, werden schon mal kurzerhand kopiert.

Natürlich macht die Best Practice-Methode auch nicht vor Social Media-Aktivitäten halt: Trotz regelmäßiger Shitstorms scheint die Produktion von Videos mit singenden und tanzenden Mitarbeitern nicht abzureißen.

Best Practice ist Worst Practice

Best Practice ist KEINE erfolgreiche Methode, um sich als attraktiver Arbeitgeber von anderen zu differenzieren. Best Practice ist genau genommen Worst Practice.

Mit Best Practice kommt niemand an die Spitze, sondern tritt bestenfalls in die Fußstapfen der Originale. Er läuft den Originalen also immer hinterher. Es kommt noch dazu, dass die Beispiele oft nicht übertragbar sind.

Höher, schneller, weiter oder gar anders mit Benchmarking?

Was gut für das erste Unternehmen war, passt selten für die Nachahmer. Erfolg ist nicht kopierbar, er ist so einzigartig wie die Unternehmen selbst.

Ein Beispiel macht deutlich, warum Benchmarking nicht als Erfolgsmethode taugt. Bis zu den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko war die geläufige Technik im Hochsprung die sogenannte Western Roll. Die Bestmarke war bei 1,72 m. Die Athleten haben die Latte dabei bäuchlings überquert.

Der Mut zum Neuen

Dick Fosbury übersprang die Latte, die auf einer Rekordhöhe von 2,24 m lag, rücklings mit dem Kopf voran. Fosbury machte alles anders als seine Mitstreiter – vollkommen anders.

Und genau deshalb wurde er mit großem Abstand Olympiasieger! Vor seinem grandiosen Sieg machten sich die Fachleute noch über ihn lustig oder rieten ihm von seiner Sprungtechnik ab.

Kümmert Euch nicht, was die anderen sagen

Mehrere Ärzte vertraten gar die Auffassung, dass man sich bei seinem Sprungstil das Genick bräche. All das scherte Dick Fosbury nicht. Er gewann mit der von ihm entwickelten vollkommen neuen Sprungtechnik olympisches Gold.

Eine Infografik auf Pinterest zeigt die Sprungtechnik von Dick Fosbury.

Über den Tellerrand schauen ja, kopieren nein!

Natürlich ist es wichtig, sich anzusehen, was andere Arbeitgeber im Wettstreit um die besten Talente machen. Auch bei der Entwicklung von Konzepten und Verfahren oder Optimierung von Organisationsabläufen können Marktbeobachtungen helfen, diese jedoch zu einfach zu kopieren führt fast nie zum gewünschten Ergebnis.

Es ist aber erforderlich, die Regeln zu kennen, um diese dann intelligent zu brechen. Denken Sie an Dick Fosbury. Er wusste genau, wie es seine Mitbewerber machen. Er kannte die alte Sprungtechnik bis ins Detail, und hat es dann vollkommen anders gemacht. Mit Erfolg!

Vergessen Sie Benchmarking und Best Practice!

Best Practice ist genau das, was die Mehrheit der anderen tut. Und das reicht bestenfalls zum Mittelmaß. Kopieren Sie nicht andere Unternehmen, sondern entwickeln Sie eigene Idee. Machen Sie also kein Benchmarking, sondern Benchbreaking. Machen Sie alles anders als alle anderen!

Sie sollten alles dafür tun, dass Bewerber über Ihr Unternehmen sagen, “dort würde ich gerne arbeiten!” Und genau das werden Sie nicht erreichen, wenn Sie andere kopieren.Vielmehr sollten Sie die folgenden Fragen beantworten:

  1. Was macht Sie als Arbeitgeber einzigartig?
  2. Warum sollte jemand gerade bei Ihnen arbeiten?
  3. Was nützen Ihnen da die Antworten anderer Firmen? Für Ihr Unternehmen können nur Sie selbst diese Fragen beantworten.