Deutschland erhält Aufschwung im Bereich eLearning und virtuelles Lernen. Die Entwicklung ist zukunftsweisend: Werden Schule und Weiterbildung eigenständiger und digitaler?

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Präsenzunterrichts vs. eLearning: Wie sieht ideales Lernen aus?

Wer hat schon gerne in der Schule gelernt? Ich jedenfalls nicht: Stundenlanges Sitzen im Klassenzimmer, stures Auswendiglernen, Frontalunterricht und ausgesprochen unmotivierte Lehrer konnten einem den Spaß am Lernen gründlich vermiesen. Ich war und bin auch heute noch eher der Autodidakt, der sich gerne alles selbst beibringt.

Wenn man genauer hinschaut, geht es vielen Mensch ähnlich: Zwar sind die meisten starre Lernabläufe gewohnt, doch E-Learning, digitale Seminare oder Webinare erfreuen sich schon seit längerem immer größerer Beliebtheit. Viele Menschen nutzen diese digitalen Lernangebote verstärkt, um sich beruflich weiterzubilden. Und das muss gar nicht einsam und alleine im stillen Kämmerlein passieren. So kann man zum Beispiel gemeinsam mit Kollegen digitale Lerngruppen bilden, in denen man sich regelmäßig live oder virtuell trifft und sich auch die Aufgaben teilt.

eLearning – Flexibiliät als Vorteil für Studierende und Dozenten

Für Studierende wie auch Dozenten ergeben sich hier ungeahnte Möglichkeiten der lernerischen Interaktion: Zum Beispiel kann man seinen Direktunterricht auf YouTube stellen. Der Dozent präsentiert den ganzen Stoff und filmt sich dabei. Vorteil dabei, die eLearner könnten sich das Video immer wieder und zu jeder Tages- und Nachtzeit anschauen.

Die flexible Zeiteinteilung hat dabei viele Vorteile: Zum Beispiel kann man lernen, wenn die Kinder im Bett sind oder man die andere Arbeit erledigt hat. Doch nicht nur das verbessert die Lernleistung erheblich: Ein anderer Vorteil ist, dass man zwischen den Lerneinheiten auch schlafen kann. Das mutet auf den ersten Blick absurd an, doch Schlafen unterstützt tatsächlich das Lernen erheblich. Das deklarative Gedächtnis (Wissensgedächtnis) erinnert sich an Fakten und Ereignisse und kann in episodisches Gedächtnis (Ereignisse) und semantisches Gedächtnis (Fakten) unterteilt werden. Wir alle brauchen beide Arten – in dem wir uns zum Beispiel erinnern, wo wir geparkt haben (Ereignis) oder wir merken uns, wie ein Kollege genannt werden will.

Flexible Zeiteinteilung verbessert die Lernleistung

Was hat das nun mit Schlafen zu tun? Die Psychologin Jessica Payne und ihre Kollegen von der University of Notre Dame in Indiana beobachteten für ihre Studie 207 Studenten, die durchschnittlich sechs Stunden pro Nacht schliefen. Die Studienteilnehmer schauten sich jeweils um 9 Uhr morgens oder 9 Uhr abends semantisch verwandte oder unverwandte Wortpaare an. Abwechselnd wurden sie 30 Minuten später, 12 oder 24 Stunden danach zu den Wortpaaren befragt. Während des 12 Stunden-Tests wurde deutlich, dass das Erinnerungsvermögen nach sechs Stunden Schlaf viel ausgeprägter war, als wenn die Probanden 12 Stunden wach waren. Dies bezieht sich jedoch nur auf unverwandte Wortpaare.

Bei den verwandten Wortpaaren war zwischen Tag und Nacht kein Unterschied auszumachen. 24 Stunden nach dem Lernen zeigte sich, dass diejenigen, die sich kurz nach dem Lernen schlafen legten, bei der Befragung viel besser abschnitten als diejenigen, die danach noch mehrere Stunden aufblieben und sich mit anderen Dingen beschäftigten. Daraus folgerte Payne, dass Schlafen direkt nach dem Lernen das Erinnern begünstigt. Schlafen hilft auf diesen Weisen den beiden Arten unseres Gedächtnisses – je früher man sich nach dem Lernen schlafen legt, desto eher können wir uns am nächsten Morgen an Ereignisse und Informationen erinnern. Es ist also ein großer Vorteil, nach den verschiedenen Lerneinheiten zu schlafen.

Innovative Weiterbildungsformen auf dem Vormarsch

Viele Hochschulen haben bereits eLearning Kanäle eingerichtet, die Studierenden wie auch anderen Weiterbildungswilligen eine einfach Teilnahme ermöglichen. An solch virtuellen Veranstaltungen, auch Massive Open Online Courses (MOOCs genannt) könnten tausende von Interessierten teilnehmen. Unter Umständen haben Studierende sogar die Möglichkeit, Lektionen nicht nur digital zu besuchen, sondern auch Studienarbeiten zu schreiben, als wären sie physisch dabei, und dafür sogar benotet zu werden.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche private Anbieter, die unterschiedliche Weiterbildungsformen anbieten. Eine besonders innovative Lernform hat die 2016 in London gegründete digitale Lernplattform und Online-Bibliothek Perlego entwickelt: Die beiden Belgier Gauthier Van Malderen und Matthew Davis wollten eine erschwingliche Alternative zu den hohen Kosten für den Kauf von Universitätslehrbüchern bieten und gleichzeitig den Verlagen helfen, durch Piraterie verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. So konzentrierten Sie sich auf die Bereitstellung von akademischen, professionellen und Sachbüchern, die in einem abonnementbasierten Dienst angeboten werden, der Benutzern für die Dauer ihres Abonnements uneingeschränkten Zugriff auf diese Texte bietet

Lernform der Zukunft? 5 Tipps für effektives eLearning

Grundsätzlich kann man festhalten: eLearning hat viele Vorteile – aber auch einige Nachteile. Es bietet großes Maß an Flexibilität, da Teilnehmer orts- und zeitunabhängig lernen können. Außerdem stehen eine Vielzahl von Angeboten zur Verfügung. Aber digitale Lernformen erfordern auch viel Selbstdisziplin und Eigenverantwortung von den Teilnehmern, damit ein solches Training zum Erfolg führt und nicht vorzeitig abgebrochen wird, sollten Teilnehmer einige grundlegende Dinge beachten. Die TÜV SÜD Akademie die wichtigsten Tipps für effektives eLearning zusammengestellt:

  1. Das passende Angebot zu den eigenen Zielen finden. Halten Sie für sich fest, welche Ziele Sie erreichen möchten und was Sie lernen möchten. Aufgrund dieser Lernziele wählen Sie Ihr passendes Lernangebot aus. Achten Sie auch darauf, dass Umfang, Methoden und Abschluss zu Ihren Lernzielen passen.
  2. Feste Lernzeiten einplanen. Online Lernen bietet große Flexibilität – planen Sie dennoch feste Lernzeiten ein. Sollte dies nicht gelingen oder möglich sein, so legen Sie am besten den Umfang pro Tag oder Woche fest (z.B. 120 Min pro Woche). Geeignet sind kleine Einheiten mit maximal einer Stunde – Setzen Sie sich also bewusst ein Zeitlimit und stellen Sie sich dazu gerne einen Wecker oder Timer.
  3. Eine gute Lernumgebung schaffen. Schaffen Sie sich eine Lernumgebung, in der Sie optimal Lernen können. Sorgen Sie dafür, dass alles weggeräumt ist, was Sie ablenkt. Legen Sie alles bereit, was beim Lernen unterstützt (neben Lernmaterialien sind dies auch ein Getränk oder ein Snack). Achten Sie darauf, dass Sie bequem sitzen und optimal Licht haben (nicht zu dunkel, es sollte aber auch nichts blenden)
  4. Lernerfolge festhalten. Machen Sie sich Notizen und dokumentieren Sie Ihre Lernerfolge. Halten Sie es wie bei einem Präsenzseminar und machen Sie sich Notizen, egal ob digital oder analog mit Papier und Stift. Visualisieren Sie Ihren Lernfortschritt und Ihre Lernerfolge. Notieren Sie, welche Kapitel Sie schon bearbeitet haben und welche Sie vielleicht wiederholen möchten.
  5. Einen Lernpartner finden. Gemeinsam lernt es sich auch beim E-Learning oft besser. Suchen Sie Partner, die ein ähnliches Lernziel verfolgen. Viele Online-Lernangebote bieten die Möglichkeit, Kontakt mit anderen Teilnehmern des E-Learnings aufzunehmen – Nutzen Sie diese und tauschen Sie sich aus. Bleiben Sie beim Lernen nicht alleine und holen Sie sich bei Fragen Unterstützung vom Trainer oder Online-Tutor.