Wir möchten uns das Leben so einfach wie möglich machen. Leider ist aber zu einfach und zu bequem auch nicht sinnvoll. Wie findet man den goldenen Mittelweg?

Einfachheit in einer komplexen Welt: In 7 Schritten eine Situation bewerten

Simplify your life – oder?

Natürlich ist es wichtig, dass man sich das Leben so einfach wie möglich mach. Aber der Schuss kann nach hinten losgehen – nämlich dann, wenn wir zu sehr in bequemen Kategorien denken. Und leider ist unser Gehirn geradezu prädestiniert dafür.

Menschen neigen dazu, Dinge zu vereinfachen. Hier folgen ein paar Beispiele – vielleicht kommt Ihnen ja das eine oder andere bekannt vor? Etwa Gedanken wie “Das Essen in der Kantine ist immer so furchtbar!”, “Die im Nachbarbüro arbeiten ja nie!” oder “Ich habe einen Fehler gemacht – ich bin ja völlig unfähig!”

Der Hang zum Vereinfachen

Und denken Sie einmal in Ruhe darüber nach, damit Sie nicht in eine typische Denkfalle tappen  – dabei hilft Ihnen diese Checkliste:

Und doch sind das typische Denkfallen, in die gerade perfektionistische Naturen tappen – und die das Leben unnötig kompliziert machen können.

Warum das Hirn nur Schwarz-Weiß sieht

Sie stehen also nicht alleine da: Menschen neigen dazu, Dinge ein wenig zu vereinfachen. Der Grund dafür ist im Gehirn zu suchen: Tagtäglich stürmt eine Vielzahl von Reizen auf den Menschen ein. Von dieser Masse an Sinneseindrücken nimmt das Gehirn aber nur einen kleinen Teil auf. Allerdings nicht zufällig: Das Gehirn wählt vor allem solche Informationen aus, die es in bereits bestehende Denkmuster eingliedern kann.

Im Klartext: Was wir wahrnehmen, wird sehr stark von unserer Überzeugung, unseren bisherigen Erfahrungen, Einstellungen und Interessen beeinflusst. Darüber hinaus werden Reize, die starke Gefühle auslösen, schneller und besser verarbeitet als Informationen, an denen man nicht emotional beteiligt ist. Vielleicht haben Sie sich beim letzten Gang in der Kantine außerordentlich stark vor dem Essen geekelt oder sich gerade über die Kollegen im Nachbarbüro geärgert – und diese Ereignisse sind Ihnen dann besonders in Erinnerung geblieben? Das würde erklären, warum Sie diesbezüglich zu Übertreibungen neigen.

Reizüberflutung im Gehirn

Denn was Menschen sich merken, ist keinesfalls objektiv, sondern sehr selektiv. Würde das Gehirn nicht derart ökonomisch arbeiten, könnte es gar nicht alle Reize bewältigen – der Mensch wäre schlicht überfordert. Es ist daher in gewissen Grenzen sogar sinnvoll zu vereinfachen und zu verallgemeinern.

Denn dadurch können Sie neue Informationen schneller verarbeiten, als wenn Sie versuchten, wirklich alle Aspekte zu berücksichtigen – schließlich ist es gerade im Job oft sehr wichtig, dass Sie neue Situationen oder andere Menschen richtig einschätzen und entsprechend reagieren.

Simplify-Tipps haben Hochkonjunktur

Denn natürlich stellen Sie immer wieder fest, welche Schwierigkeiten es Perfektionisten mitunter bereiten kann, einfacher zu denken und entsprechend schnell zu reagieren. Wen wundert es da, dass Simplify-Tipps für ein vereinfachtes Leben regelrecht Konjunktur haben und nach und nach alle Lebensbereiche ergreifen: Arbeit, Geld, Management – und sogar die Liebe.

Heißt das also: Je einfacher, desto besser? – Nein, das wäre zueinfach! Denn leider kann es manchmal sehr kompliziert werden, wenn man es sich zu einfach machen will – gerade auch im Beruf. Das folgende Beispiel von Peter zeigt sehr schön, wie die manchmal wichtige Fähigkeit zu vereinfachen, auch zur Karrierebremse werden kann.

Einfach ist nicht einfacher

Peter liebt seinen Job. Doch in letzter Zeit kommen immer öfter wichtige Informationen aus einer bestimmten Abteilung nicht bei ihm an. Er kann seine Arbeit daher nicht gewissenhaft erledigen, was ihn als Perfektionisten besonders ärgert. Statt jedoch in einem vernünftigen Gespräch zu klären, warum dieses Kommunikationsproblem existiert, ärgert er sich still und heimlich über das Verhalten der besagten Abteilung: “Die sind total unfähig da unten, echt komplette Idioten. Aber irgendwann wird der Chef ja schon merken, was da abläuft.” Bald ist er sehr unzufrieden, morgens schleppt er sich nur noch zur Arbeit und hat bald auch Magenprobleme. Immer öfter macht er nun Fehler.

Einmal spricht er in der Mittagspause mit einem befreundeten Kollegen über das Problem. Der versucht, Peter zu beschwichtigen: “Die Jungs in der Abteilung hatten in letzter Zeit viele technische Probleme, ich denke, der Fehler ist da zu suchen…” Peter versteht nicht. Im Gegenteil, denkt er, der Kollege will die unfähigen Idioten nur noch schützen. “Selbst ein Idiot”, denkt Peter und misstraut von nun an zahlreichen Kollegen.

Wie man sich selbst im Weg steht

Er wird unfreundlich – und macht sich unbeliebt. Bald bekommt Peter auch entscheidende Informationen aus anderen Abteilungen nicht mehr. Das scheint seine Verschwörungstheorie nur zu stützen: “Wahrscheinlich haben die in der Firma was gegen mich, die wollen mich ausboten.” Die Ironie der Geschichte: Peter selbst ist Schuld an dem Dilemma, denn er hatte den Spam-Filter seiner firmeninternen eMail-Adresse falsch eingestellt und wichtige eMails nicht mehr bekommen.

Herausfinden wird er das wohl nie, denn er kommt seiner vermeintlichen Kündigung zuvor und fängt in einer neuen Firma an. Sein Problem aber nimmt er mit: Nachdem die ersten Monate im neuen Job gut verlaufen sind, bemerkt er, dass er Informationen aus einer bestimmten Abteilungen einfach nicht bekommt. Diese unfähigen Idioten wollen ihn ausboten…

Schublade auf, Gedanke rein, fertig!

Peter ist sicherlich ein extremes Beispiel eines Perfektionisten; längst nicht alle perfektionistisch veranlagten Menschen sind derart radikal in ihrer Sichtweise. Aber das Denkmuster ist immer das gleiche: Schublade auf, Gedanke rein, fertig. Denn das gibt Perfektionisten ein Gefühl von Sicherheit, weil sie glauben, die Dinge so besser unter Kontrolle zu haben. Und je weniger Facetten es gibt, je weniger mögliche Ursachen ein Problem hat, je weniger verschiedene Meinungen beachtet werden müssen usw., desto leichter hat es ein Perfektionist, seine kleine Welt in einfache Kategorien einzuteilen. Das macht es ihm leichter, die Welt zu überschauen.

Ist es nicht einfacher anzunehmen, das Essen in der Kantine sei schlecht und nicht mehr hinzugehen, als sich ein weiteres Mal der Gefahr auszusetzen, von einer negativen Erfahrung enttäuscht zu werden? Aber beschweren Sie sich nicht, wenn Sie hinterher einige echte kulinarische Höhepunkte verpassen! Ist es nicht bequemer, die Kollegen im Nachbarbüro für Idioten zu erklären, statt einfach einmal freundlich und konstruktiv mit Ihnen zu reden und gemeinsam das Problem zu lösen? Und fällt es Ihnen nicht auch leichter, wenn Sie sich selbst pauschal für unfähig erklären? Dann können Sie sich nämlich wunderbar selbst bemitleiden, statt konstruktiv und in kleinen Schritten daran zu arbeiten, in Zukunft weniger Fehler zu machen.

Jedem das Seine?

Aber jedem das Seine. Solange es nur Sie betrifft und um Kleinigkeiten geht, können Sie es sich so einfach machen, wie es Ihnen guttut. Und wenn Sie mit dem Kantinenessen, Ihrer eigenen Arbeitsleistung oder irgendetwas anderem so unzufrieden sind, dass Sie es ändern wollen, können Sie das tun. Langfristig wird sich das auf alle Fälle lohnen, weil Sie dadurch feststellen, dass die Welt tatsächlich bunt und vielfältig sein kann und nicht nur aus Schwarz oder Weiß besteht. Aber Achtung: Sie könnten dadurch ein Stück zufriedener werden!

Problematisch wird es dann, wenn von Ihren Vereinfachungen auch andere Menschen betroffen sind. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, die Kollegen bekommen mit, dass Sie sie pauschal für unfähig erklärt haben. Vielleicht via Flurfunk. Oder weil Sie sich ärgern und ihnen in einem unbedachten Moment an den Kopf werfen: “Ihr arbeitet ja sowieso nie.” Wie würden sie wohl reagieren? Sicherlich wären Ihre Kollegen sehr beleidig, denn so eine pauschale Kritik, zumal wenn sie besonders vorwurfsvoll oder wütend geäußert wird, kommt nie gut an. Sie lässt dem Angegriffenen nämlich gar keine Möglichkeit, sich zu wehren, weil Sie ihm damit jeden Wind aus den Segeln nehmen.

Simplify extrem

Statt andere mit pauschalen Urteilen zu verärgern, sollten Sie vor jeder Kritik überlegen, was Sie stört und das dann differenziert und sachlich vorbringen.

Die Sache mit dem Vereinfachen kann man sogar ins Extreme übersteigern – mit mitunter schlimmen Folgen. Das soll Sie nicht erschrecken, sondern einfach zum Nachdenken anregen. Schauen Sie sich zum Beispiel noch einmal Peter an: Er stilisiert sich selbst zum Opfer und übersieht einfach, dass es von den technischen Problemen in der IT-Abteilung bis zur Einstellung seines Spam-Filters tausendundeinen Grund für seine Probleme geben kann. Und keiner dieser Gründe hängt damit zusammen, dass ihm jemand übel mitspielen will.

Eine Frage der Wahrnehmung

Manche Perfektionisten nehmen leider nur noch Dinge wahr, die ihre bisherige Überzeugung stützen und schieben Zwischentöne, die nicht in ihre Schublade, passen, einfach aus dem Sichtfeld.

Ebenfalls problematisch ist es, wenn Menschen abergläubisch gegen jedes vernünftige Argument an ihrer Sicht der Dinge festhalten; selbst wenn ihre Überzeugung von der Realität entkräftet wird, erweitern sie ihre Auffassung einfach um weitere Argumente, um ihrer ursprünglichen These dogmatisch treu bleiben zu können. Noch einmal sei Peter bemüht, der seinem befreundeten Kollegen nicht nur nicht glaubt, sondern ihn auch als Idioten abstempelt. Auf diese Weise entstehen Vorurteile – und weitaus Schlimmeres. Denn genau so handeln auch gefährliche Fanatiker, die ihre Vorurteile, ihren Aberglauben und ihre dogmatische Haltung als absolute Wahrheit verteidigen und allen vernünftigen Argumenten zum Trotz auch zur Tat schreiten.

Raus aus der Vereinfachungsfalle

Zurück zur Gegenwart unsere Berufsalltages: Natürlich trägt nicht jeder, der in seinem Beruf unzufrieden ist, auch selbst Schuld daran. Fiese Chefs und mobbende Kollegen gibt es wirklich und nicht immer ist ein einfaches, klärendes Gespräch die Lösung des Problems, da gibt es Nichts zu beschönigen.

Nicht immer lassen sich die Umstände ändern. Die meisten von uns können eben nicht, wie Peter, gleich den Job wechseln, wenn einmal Probleme auftauchen. Nein, viele Menschen müssen tagein tagaus mit einer beruflichen Situation klar kommen, die sie alles andere als zufriedenstellend empfinden. Und was erst recht unzufrieden macht, ist die Tatsache, dass man daran (vermeintlich) nichts ändern kann. Was soll man aber tun, wenn sich die äußeren Umstände nicht ändern lassen? Ganz einfach: Überdenken Sie Ihre Einstellung!

Die Sache mit der eigenen Einstellung

Denn Ihre Einstellung gegenüber einer Sache können Sie beeinflussen und damit Ihre Unzufriedenheit erheblich reduzieren. Das glauben Sie nicht? Das ist Ihnen zu einfach? Sie finden das lächerlich? Das ist es keinesfalls. Tatsache ist: Der amerikanische Psychologe Albert Ellis hat festgestellt, dass es nur zum Teil von den äußeren Bedingungen abhängt, wie zufrieden wir sind. Wie stark wir unter einem Problem leiden, wird auch maßgeblich dadurch beeinflusst, wie wir diese äußeren Bedingungen aufnehmen, bewerten und interpretieren. Und dafür ist meist unsere Lebenseinstellung verantwortlich.

Das bedeutet also, dass Sie, um Ihre Unzufriedenheit abzubauen, nicht unbedingt die Situation ändern müssen – Sie können auch Ihre Einstellung ändern. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie alles, was Sie stört, brav erdulden sollen. Doch wenn Sie Ihre Einstellung nur ein wenig ändern, wird der Blick auf die schwierige Situation klarer und vielleicht sehen Sie plötzlich Wege, die Sie vorher gar nicht beachtet haben.

Beginnen Sie mit den besonders unschönen Aufgaben

Fangen Sie doch einfach bei den Situationen und Bereichen Ihrer Arbeit an, die Sie besonders unzufrieden machen. Denken Sie zum Beispiel an Ihren cholerischen Chef oder Ihre unorganisierten Kollegen. Was genau macht Sie an dieser Situation unzufrieden? Peter in unserem Beispiel ärgerte sich, dass er wichtige Informationen nicht erhielt. Genauer gesagt ärgerte er sich über die totale Unfähigkeit seiner Kollegen. Und er findet nur eine Erklärung für dieses Verhalten, das ihm völlig unverständlich ist, nämlich, dass man ihn ausbooten möchte. Das ist es, was ihn tatsächlich so unzufrieden macht und nicht einige nicht angekommen eMails.

Überlegen Sie nun, wie Sie Ihre eigene persönliche Situation bewerten, mit der Sie unzufrieden sind. Definieren Sie genau, welche Situationen Sie unzufrieden machen: Ist beispielsweise Ihr Chef wirklich immer cholerisch oder nur in bestimmten Situationen? Schreiben Sie genau auf, wann Sie mit Ihrem Chef unzufrieden sind und wann nicht. Wenn Sie nun darüber nachdenken, wie fühlen Sie sich dann? Schreiben Sie diese Gefühle auf.

Den Blickwinkel ändern

Hintergrund dieser Übung ist der: Perfektionisten stehen sich beim Überwinden solcher Hindernisse mit ihrem Hang zum Vereinfachen gern selbst im Weg. Peter sieht sich mit dem Problem “Die in der Firma haben etwas gegen mich” konfrontiert und glaubt, die ganze Firma zum Feind zu haben und nichts ausrichten zu können. Das macht ihn zunehmend unzufrieden, weil er gar nicht weiß, was er dagegen tun soll.

Besser wäre es, sich das Problem genauer anzusehen, in Einzelprobleme aufzulösen und in kleinen Schritten anzugehen. Peter müsste sich nur klar machen, wo genau der Schuh drückt: Wer genau hat etwas gegen ihn? Und was könnte man ihm vorwerfen? Dann wäre sein erdachtes Problem schon weitaus kleiner und Peter könnte es sozusagen häppchenweise lösen. Womöglich würde er alsbald feststellen, dass das Problem gar nicht vorhanden ist. Das folgende Beispiel zeigt, wie er seine Unzufriedenheit im Einzelnen bewerten kann:

Eine Situation richtig bewerten in 7 Schritten

Peter bewertet seine Kollegen so: Die sind total unfähig und wollen mich ausboten (70 Prozent Überzeugung).

1. Warum denke ich das genau? Was genau erwarte ich von den Kollegen?

2. Gefühl: Wut (95 Prozent Intensität), Angst (80 Prozent Intensität)

Schwarz-Weiß-Denken bietet Ihnen immer nur zwei Alternativen. Das engt die Auswahl der möglichen Lösungen für ein Problem völlig unnötig ein. Wenn Sie sich ein Problem jedoch näher betrachten, werden Sie feststellen, dass es in der Regel mehr als zwei Lösungen gibt. Und die müssen Sie nur finden. Eine sehr gute Übung dafür ist das Erstellen einer Bewertungsskala für eine Situation, die Sie unzufrieden macht – nehmen wir hierfür einfach einmal das Beispiel, dass Sie glauben, Sie seien ein völliger Versager:

3. Erstellen Sie nun eine Skala

Am linken Ende der Skala tragen Sie 0 % ein, was gleichbedeutend ist mit totalem Versagen. Auf der rechten Seite stehen 100 %, also ein völliger Erfolg. In der Mitte gibt es einen Punkt für 50 %. Definieren Sie diese Punkte genau: Was bedeutet für Sie völliges Versagen? Was bedeutet für Sie totaler Erfolg? Und wo liegt für Sie die Mitte? Definieren Sie nun noch weitere Punkte – je mehr Grautöne Sie finden, desto besser.

4. Vermeiden Sie extreme Bewertungen

Um die Übung zu verdeutlichen, nehmen wir ein etwas leichteres Beispiel, auch wenn es nichts mit dem Beruf zu hat. Denken Sie einmal an Ihren letzten Kinobesuch und denken Sie sich eine Skala zur Bewertung des Films: Sie können den Film mit “die reinste Zeitverschwendung” oder als die “absolute filmische Perfektion” bewerten.

Das wäre allerdings grob vereinfacht und würde dem Film sicher nicht gerecht werden. Es gibt aber sicher noch Bewertungen, die zwischen diesen beiden Extremen liegen, etwa “lustig, aber ein wenig oberflächlich” oder “traurig, aber sehr interessant” – beides Aussagen, die Ihre Meinung vermutlich viel besser widerspiegeln. Übertragen Sie diese Art der Formulierung nun auf Ihre Situation, so wie Peter das gemacht hat.

5. Im Überblick: So sieht eine typische Skala aus

Peters Skala:

0% 25 % 50% 75 % 100%

0% = Die Kollegen sind völlig, total unfähig und wollen mich grundsätzlichausboten

25% = Auch wenn die Kollegen mich nicht leiden können, werden sie deshalb kaum mit Absicht Fehler machen.

50% = Die Kollegen haben technische Probleme und bekommen es daher nicht auf die Reihe.

75% = Die Kollegen tun ihr bestes, aber es gelingt ihnen leider nicht immer und ich bin dann halt der Leidtragende.

100 % = Die Kollegen arbeiten immerperfekt.

Beim Betrachten seiner Skala wird Peter klar, dass die 100 Prozent, die er von seinen Kollegen fordert, für diese eigentlich unmöglich zu erreichen sind und dass es genauso absurd ist, anzunehmen, dass ihn die Kollegen grundsätzlichausboten wollen. Vielmehr liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Peter findet weitere Zwischentöne, die ihm helfen, realistischere Erwartungen zu definieren. Sein Zorn wird merklich kleiner. Und er findet ganz konkrete Anknüpfungspunkte, die es ihm möglich machen, gemeinsam mit den Kollegen zu überlegen, wie man die Situation verbessern kann. Gleich morgen wird er den Chef der zuständigen Abteilung nachdrücklich, aber freundlich um ein Gespräch bitten – vielleicht zum Mittagessen?

6. Überprüfen Sie Ihre Erwartungshaltung

Und auch Sie sollten, ganz gleich ob es um Erwartungen geht, die Sie an sich selbst stellen oder um Erwartungen an andere, festlegen, bei wie viel Prozent auf Ihrer Skala Sie zufrieden wären. Sie werden feststellen, dass ein Erfolg nicht immer 100 Prozent haben muss, sondern dass es sehr viele Alternativen gibt, die zwischen Alles oder Nichts liegen. Wenn Ihnen ein Aspekt besonders wichtig ist, können Sie darüber hinaus noch definieren, wie viel Prozent Sie sich wünschen, aber nicht unbedingt erwarten.

Peters Erwartungen an seine Kollegen:
Meine Erwartung in einer Situation, die mich bisher unzufrieden gemacht hat% Erfolg% gewünschter Erfolg
Die eMails sollten ankommen.75 % – Es wäre schön, aber ich sehe ein, dass es nicht immer klappt.98 %
Ich möchte mit dem Chef der Abteilung Essen gehen.60 % – Er hat vielleicht nicht immer Zeit, aber ich würde mich freuen.85 %
Die Kollegen sollten mich grüßen.80 % – Höflichkeit ist notwendig.99 %

Doch auch wenn Sie sich klar gemacht haben, wo der Hase im Pfeffer liegt, werden Sie nicht immer und in jeder Situation automatisch richtig reagieren können. Denn die alten Schwarz-Weiß-Denkmuster sind vermutlich immer noch zu eingefahren und sitzen zu fest. Sie können das aber ändern, indem Sie sich Ihr neues Denkmuster nicht nur rational, sondern auch emotional bewusst machen und daran arbeiten, Ihre neuen Denkmuster auch emotional zu verstärken – denn nur wenn Sie einen Gedankengang auch emotional verinnerlicht haben, können Sie ihn entsprechend umsetzen.

7. So verstärken Sie Ihre neuen Vorsätze emotional