Wie machen Frauen sich im Internet selbständig und werden noch dazu vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert für eine technologie-orierentierte Idee gefördert? Ein Gründerbericht:

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Aus der Freundschaft wird der Plan zur Selbständigkeit

Olga Dick und ich lernten uns bei der Siemens AG auf einem Marketingseminar in der Zentrale am Wittelsbacher Platz kennen. Wir arbeiteten damals beide fest bei Siemens bzw. Frauenhofer im Raum Nürnberg.

Es entstand bereits nach kurzer Zeit eine innige Freundschaft. Verbunden hat uns vor allem von Anfang an der gemeinsame Traum sich selbständig zu machen. Bei einem Abendessen in einer netten Runde fragte mich Olga unter vier Augen, ob ich mit Ihr den Schritt in die Selbständigkeit wagen möchte. Nach kurzer Überlegung stand für mich fest, Ihr zuzusagen.

Neben dem Job das erste Konzept ausarbeiten

Neben unseren Berufen trafen wir uns regelmäßig, um ein erstes Konzept auszuarbeiten. Nach einem Jahr existierte Amoonìc bereits fest in unseren Köpfen und ein erstes Konzept war auch auf Papier geschaffen. Der Name Amoonìc steht für die Liebe zum Einzigartigen und ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern “Amore” und “unique”.

Wir wollten mit Amoonìc eine Onlineplattform schaffen, die es ermöglicht Echtschmuck an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Studien belegten, dass der Trend immer mehr dahin geht nichts von der Stange, sondern etwas Individuelles und Persönliches zu kaufen.

Die Idee: Mass Customization für Echtschmuck

Unsere Kunden können auf aus einem großen Portfolio an individuellem Designerschmuck wählen und diesen durch die Auswahl des gewünschten Edelmetalls und dem präferierten Edelstein an seinen Geschmack anpassen.

Nach Bestellungseingang wird das Schmuckstück innerhalb von ca. 3 Wochen für den Kunden als Einzelanfertigung “on demand” produziert. Mass Customization Plattformen gab es bereits viele, nur für Echtschmuck war der Markt noch leer.

Frauen Selbständig im Netz?

Es mag auch heute noch eher selten sein, dass sich Frauen im Internet selbständig machen, aber ich kann es jedem empfehlen und habe auch das Gefühl, dass sich immer mehr Frauen trauen. Es lohnt sich Mut zu beweisen.

Dazu fällt mir ein schönes Zitat von Walt Disney ein, dass ich liebe und mich in meinem Tun bestätigt: “If you can dream it, you can do it”. Ich habe in den letzten drei Jahren unwahrscheinlich viel gelernt, erlebt und bin glücklicher denn je.

Eine Entscheidung mit Herzblut und Leidenschaft

Olga und ich haben großes vor und werden alles dafür tun, dass wir genau das auch erreichen. Wir stehen mit voller Leidenschaft und Herzblut für Amoonìc und haben unsere Entscheidung bis heute nie bereut.

Wir hatten die Idee für unser Business, individuellen Echtschmusck im Netz anzubieten, schnell entwickelt, doch was uns noch fehlte war ein kompetentes Gründerteam, das uns bei unseren kreativen Ideen unterstütze.

Ein harmonisches Team hatte höchste Priorität

Für mich, die in der Zwischenzeit zum Fraunhofer Institut gewechselt hatte, war es von höchster Bedeutung ein harmonisches und vor allem kompetentes Team zu finden. Fraunhofer war, was das Arbeitsklima anging, das perfekte Vorzeigebeispiel für mich, dem ich folgen wollte.

Auch für Olga war es entscheidend die richtigen Personen zu finden, um eine beständige Gesellschaft zu gründen. Als Ergänzung zu uns, Olga als SEO/SEA-Managerin und mich als PR- und Marketingexpertin, fehlten eindeutig noch ein Programmierer und ein Experte aus der Schmuckbranche.

Aus dem Team kam die Idee zur Gründungsförderung

Nach unzähligen Gesprächen, Seminaren und Veranstaltungen, haben wir Michael Niqué, unseren heutigen Programmierer und Andreas Schiffmann, Goldschmiedemeister und geprüften Gemmologen, gefunden. Das Team war somit komplett.

Nachdem das Team komplett war, wollten wir richtig losstarten. Unser Programmierer Michael wies uns darauf hin, dass unsere Idee so innovativ ist, dass wir uns doch für EXIST bewerben sollen.

Was ist EXIST?

Nachdem wir die Zusage für das Exist-Gründerstipendium bekommen hatten, fackelten wir nicht mhr lange: Ich kündigte ein paar Tage später und gemeinsam konzentrierten wir uns darauf Amoonìc für den Onlinegang vorzubereiten.

Das EXIST-Gründerstipendium ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und wird durch den Europäischen Sozialfonds kofinanziert.

Insgesamt drei Personen können für ein Jahr lang das Stipendium beziehen und bekommen monatlich 2000 Euro brutto. Hinzu kommen Sach-und Coachingbeträge, die für die technologische Ausarbeitung des Konzeptes und den Aufbau der Unternehmung dienen sollen.

Wer kann EXIST bekommen?

Es müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden. Grundlegend ist es wichtig einen Universitätsabschluss zu haben, nicht länger als 5 Jahre aus der Uni ausgeschieden zu sein und eine innovative und Technologie orientierte Idee zu haben.

Den Tipp von Michael haben wir sofort wahrgenommen. Nachdem wir Frau Prof. Dr. Kathrin Möslein von der Universität Erlangen Nürnberg als Mentorin gewonnen hatten, schrieben wir eine Ideenskizze und reichten diese beim Projektträger ein.

Ein Traum wird wahr

Für uns war klar, dass wir unseren Traum zu 100% umsetzen, wenn das Stipendium genehmigt wird. Ich erinnere mich heute noch genau an den Tag, an dem wir erfahren haben, dass EXIST bewilligt wird.

Ich rief damals von meinem Büro bei Fraunhofer während meiner Mittagspause den Projektträger an. Um fristgerecht kündigen zu können, musste ich anrufen und war natürlich super aufgeregt. Der Mann am Telefon hatte Verständnis und kramte die Antragsunterlagen raus.

Mir liefen die Tränen über die Wangen

Nach gefühlten Stunden war er wieder am Telefon und sagte, dass der Antrag bewilligt wurde. Vor lauter Freude liefen mir die Tränen. So sehr ich meinen Job auch liebte, umso mehr freute ich mich endlich in die Selbständigkeit starten und mich komplett auf Amoonìc konzentrieren zu können.

Als ich Olga anrief, um Ihr die Entscheidung mitzuteilen, waren wir nicht im Stande miteinander zu sprechen. Sie schrie nur noch und ich weinte. Erst nach einer Stunde konnten wir ein Telefonat miteinander führen, um uns auf unsere gemeinsame Zukunft zu freuen.

Entscheidend: Die Produktpräsentation

Technisch mussten wir unsere E-Commerce Plattform so organisieren, dass die Kunden auf aus einer Vielzahl an individuellen Schmuckdesigns wählen und diese durch die Auswahl von Edelmetallen und Edelsteinen an ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen können.

Für jede Konfiguration werden dem User die passenden Produktbilder in fotorealistischer Qualität angezeigt.

Wie läuft die Bestellung

Nach Bestellungseingang wird das Schmuckstück für den Kunden “on demand” produziert. Das heißt, dass auf Lagerhaltung verzichtet werden kann, da Amoonìc virtuelle Produkte verkauft, die erst nach Auftragseingang produziert werden.

Die Plattform basiert auf der Software Magento. Es handelt sich hierbei um ein Open Source Framework für die Entwicklung von E-Commerce Systemen. Magento gibt es sowohl als kommerziell lizensierbare Software als auch als Opens Source E-Commerce Edition, die Amoonìc verwendet.

Magento als Open-Source eCommerce-Sytem

Magento ist unter den als Open Source Variante verfügbaren eCommerce-Systemen das aktuell umfangreichste System mit der größten Nutzer bzw. Entwicklercommunity.

Durch die große Entwicklercommunity gibt es viele Information zu dem System und eine Vielzahl von fertigen Modulen, die zum Beispiel für die Zahlungsabwicklung oder für die Integration von Verkaufsgutscheinen dienen und genutzt werden können.

Produktdarstellung mit individualisiertem CAD- und Renderingsystemen

Die Generierung der Produktdarstellungen von Amoonìc erfolgt mittels CAD- und Renderingsystemen, wobei wir diese Programme in ein eigens entwickeltes System zur Automatisierung von Renderingprozessen eingebunden haben.

Das System haben wir auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten, um schnell Designerschmuck in einer Top-Bildqualität zu generieren.

Wie uns Exist geholfen hat

EXIST ermöglichte es uns, die Unternehmung Amoonìc aufzubauen und im Oktober 2011 online zu gehen. Unser Hauptsitz ist in Nürnberg. Durch EXIST konnten drei Personen ein Jahr lang finanziert werden, die sich Vollzeit mit Amoonìc beschäftigen konnten und das ist viel Wert.

Wir haben EXIST viel zu verdanken und können jedem, der eine innovative und technisch orientierte Idee hat, empfehlen sich für das Stipendium zu bewerben. Heute ist Amoonìc ein Jahr alt und wir sind stolz auf das, was wir bisher geschafft haben.

Ein Traum wird wahr

Wir konnten unseren Traum verwirklichen, ein umfangreiches Produktportfolio aufbauen, ein schönes Büro anmieten, tolle Mitarbeiter (wie z.B. unsere Diplom Schmuckdesignerin Silke Rehermann) für uns gewinnen, viel Zeit und Geld in Entwicklung und Technologie stecken.

Nun haben vor, der größte Onlinejuwelier für individualisierbaren Echtschmuck im Premiumsegment zu werden.