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Von Simone Janson (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 14.02.2024 • Zuerst veröffentlicht am 02.03.2016 • Bisher 11056 Leser, 4567 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Digitalisierung macht auch vor dem deutschen Mittelstand und im Recruiting nicht halt. Auch Der mehrfache Oscar-Gewinner Kevin Spacey sieht hier Zukunftspotenzial.
Hollywood-Star Kevin Spacey hatte in München eine Botschaft für Unternehmer: „Nutzt die Chancen der Digitalisierung, geht Risiken ein. Findet heraus, was in der Black Box ist!“
Dass der zweifache Oscar-Preisträger überhaupt zum StartUp-Festival Bits und Pretzels kam, zeigt wie wichtig der digitale Wandel ist. Und doch gibt es gerade in kleineren und mittelständischen Unternehmen (KMU) Vorbehalte – obwohl gerade die besonders profitieren könnten.
Beispielsweise ist Robot Recruiting eines der großen Themen auf der Zukunft Personal im Oktober in Köln: Diskutiert wird dabei, wie Algorithmen die Auswahl neuer Mitarbeiter unterstützen können – etwa beim Matching von Jobs mit Bewerbern in Sozialen Netzwerken, beim automatisierten Schreiben und Verteilen von Stellenanzeigen, beim Einlesen von Lebensläufen, sogenanntes Parsing, und sogar bei Telefoninterviews.
„Die automatische Verteilung der Stellenanzeigen an Jobportale wird bereits von fast 20 Prozent der Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern betrieben“, erklärt Wolfgang Brickwedde, Director des Institute for Competitive Recruiting in Heidelberg. „Und 82 Prozent der KMU finden Parsing bei der Auswahl von Bewerbermanagementsystemen wichtig.“
Dabei haben die Mittelständler bei Bewerbern gar nicht mal so schlechte Karten. Denn wir sollen zwar auf dem Arbeitsmarkt mobil und flexibel sein, in der Realität wollen viele aber gar nicht weg aus ihrer Region. Eine Forsa-Umfrage zeigt nämlich, dass 43% der befragten Arbeitnehmer nicht bereit sind, für einen Job ihren Wohnort zu wechseln.
Nahezu jeder Vierte (24%) würde immerhin innerhalb der eigenen Region (200 km) umziehen, nur 8% würden in ganz Deutschland den Wohnort wechseln. Für die überwältigende Mehrheit (75%) endet die Idee von uneingeschränkter Flexibilität damit spätestens an der deutschen Landesgrenze.
Wie aber findet man regionale Jobs? Eine Möglichkeit sind regionale Job- und Recruiting-Messen: So stellen auf den bekanntesten Regionalmessen, der Personal Nord bzw. Personal Süd, die jedes Jahr im Frühling in Hamburg bzw. Stuttgart stattfinden, 4.000 bis 7.000 Unternehmen aus.
Daneben bietet jede Region eine Vielzahl kleiner Veranstaltungen, die z.B. von Kammern und Wirtschaftsverbänden organisiert werden. Regionale Vernetzung ist also gefragt.
Allerdings müssen in der Region, in der man bleiben möchte, auch genügend Jobs vorhanden sein: Die meisten Online-Jobbörsen bieten daher vermehrt regionale Suchmöglichkeiten, bei der man die Suche auf die Region genau eingrenzen kann.
Die Jobsuchmaschine indeed.de etwa durchsucht das Internet weltweit nach Jobangeboten analysiert regelmäßig regionale Suchanfragen und stellt sie den Angeboten gegenüber. Sie gibt damit einen relativ detaillierten Überblick über den regionalen Arbeitsmarkt.
Manchmal sind die Chancen, in der Region etwas zu finden, sogar besser: Viele mittelständische Unternehmen kämpfen gerade in entlegenen Regionen wie Schwarzwald, Emsland oder Franken mit ihrem Standortnachteil; sie werben daher zunehmend um die Gunst von Fachkräften und werfen dabei Familienfreundlichkeit, flexible Arbeitszeitmodell oder sonstige Boni in die Waagschale.
Wer also einen Job in seiner Region sucht, muss sich nur umschauen: Oft sind die Karrierechancen selbst außerhalb der großen Zentren genau so attraktiv – man muss sie nur finden. Denn: Der Dschungel an Stellenmärkten ist riesig und schier unüberwindlich. Wo findet man also den richtigen Job?
Jobsuchende haben ein Problem: Es gibt in Deutschland etwa 1800 Online-Jobportale, dazu kommen die Stellenmärkte diverser Printmagazine.
Und selbst wenn man nur die Online-Jobbörsen betrachtet, muss man unterscheiden: Jobbörse ist nicht gleich Jobbörse: Neben Generalisten, die alle Berufe und Tätigkeiten im Blick haben, gibt es auch Spezial- oder Nischenjobbörsen. Daneben stehen Jobsuchmaschinen, die das Internet nach Stellenanzeigen durchsuchen und aufbereiten.
Laut einer Langzeit-Umfrage unter Stellensuchenden bringen Nischenjobbörsen und Suchmaschinen die besten Ergebnisse. Über 20.000 Nutzer hat das Online-Portal Crosswater Systems dafür seit Oktober 2008 befragt.
Die Ergebnisse in den Spezial-Jobbörsen sind häufig passender, Jobsuchmaschinen liefern hingegen eine hohe Anzahl von Treffern. Beide Gruppen sind weniger bekannt als die großen Jobbörsen.
Es lohnt sich also für Bewerber, nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ zu durchforsten, sondern gezielt in fachlich oder regional spezialisierten Portalen zu stöbern oder in der Tageszeitung zu blättern.
Denn auch für viele Unternehmen ist die Qualität der Bewerbungen entscheidend: Sie wollen unter einer Vielzahl von Kandidaten den passenden finden und ihre Stellenanzeigen entsprechend schalten.
So zeigt der aktuelle Medialeistungstest der Personalmarketing-Agentur Westpress, dass gerade für höher qualifizierte Positionen Print- und Fachmedien für die Unternehmen bessere Ergebnisse erzielen. Folgt man Marcus K. Reif, Leiter Recruiting und Employer Branding bei Ernst und Young, sind Stellenanzeigen ohnehin bald überflüssig:
Auf der Social Media Personalmarketing Conference in Hamm empfahl Reif Bewerbern und Unternehmen, stattdessen in einen ständigen Dialog miteinander zu treten. Jobsuchende, die rechtzeitig regional Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern aufbauen, könnten sich also viel Aufwand sparen.
Dennoch nutzen gerade KMU oft nicht alle Möglichkeiten, die ihnen die Digitalisierung bietet, wie Dr. Ole Mensching, Geschäftsführer der Hamburger Personalberatung Careerteam, aus Erfahrung weiß: „Gerade KMU fehlt oft eine klare digitale Vision oder ein professionelle Webpräsenz und sie kümmern sich zu wenig um schlechte Arbeitgeber-Bewertungen in Internet“.
Auch bei der Mitarbeitersuche im Netz machten Mittelständler Fehler, so der Headhunter: „Viele suchen nur bei den üblichen Verdächtigen wie Xing, LinkedIn, Twitter, Facebook oder Google+, ignorieren aber Communities und Fachforen wie Github oder Stack Overflow, in denen sie gefragt Spezialisten finden könnten.“
Sein Tipp, um die Chancen des digitalen Recruiting optimal zu nutzen, lautet daher: Mit Spezialtools das Netz gründlich durchforsten, eigene Talentpools aufbauen und Kandidaten nicht mit vorgefertigten Standardschreiben frustrieren.
Es zeigt sich: Wenn vor allem der Mittelstand nicht bald das Zaudern aufgibt und seine Chancen in der Digitalisierung erkennt, wird er sich international vor allem im Kampf um die besten Fachkräfte abhängen. Denn andernorts ist man hier schon um Einiges weiter.
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Simone Janson ist Verlegerin, Beraterin und eine der 10 wichtigsten deutschen Bloggerinnen laut Blogger-Relevanz-Index. Sie ist außerdem Leiterin des Instituts Berufebilder Yourweb, mit dem sie Geld für nachhaltige Projekte stiftet. Laut ZEIT gehört ihr als Marke eingetragenes Blog Best of HR – Berufebilder.de® zu den wichtigsten Blogs für Karriere, Berufs- und Arbeitswelt. Mehr zu ihr im Werdegang. Alle Texte von Simone Janson.
Das deckt sich mit unserer Erfahrung, dass regionale Jobs bevorzugt werden, auch bei Akademikern und Führungskräften.
Bonustipp meinerseits: Bei XING oder LinkedIn in der erweiterten Suche nach Postleitzahl suchen,
Beispiel: PLZ 44*, Branche Automotive, Keyword Qualitätsmanagent.
Es ploppen 66 Mitgliederprofile auf, in denen ich Unternehmen entdecke, die mir selbst als Branchenkenner bisher nichts sagten.
Überhaupt geht natürlich die Jobsuche in der Region viel besser über Systematisch Kaffeetrinken, also Netzwerken. ;-)
Danke für den Hinweis!
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