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Offenlegung & Urheberrechte: Bildmaterial erstellt im Rahmen einer kostenlosen Kooperation mit Shutterstock. Text ursprünglich aus: „Die Lüge der digitalen Bildung: Warum unsere Kinder das Lernen verlernen“ (2015), erschienen bei Münchener Verlagsgruppe (MVG), Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Von Professor Dr. Gerald Lembke (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 04.09.2024 • Zuerst veröffentlicht am 06.05.2015 • Bisher 6846 Leser, 1945 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Kinder müssen spielen, dadurch lernen sie und entwickeln sich. Digitale Medien untergraben diese Entwicklung. Was können Eltern besser machen?
Die amerikanischen Kinderärzte der American Academy of Pediatrics (AAP) stellen fest:
„Das ›unstrukturierte Spielen‹ ist wichtig, um Fähigkeiten zur Lösung von Problemen zu entwickeln. Außerdem fördert es die Kreativität der Kinder. Das unstrukturierte Spiel ist wertvoller für die Gehirnentwicklung als jede Form der Nutzung elektronischer Medien“
Was hingegen für die Berieselung aus dem Hintergrund gilt, entfaltet seine destruktive Wirkung erst recht, wenn Kleinkinder unmittelbar elektronische Medien konsumieren: Laut AAP gehen den unter Zweijährigen an Werktagen pro TV-Stunde neun Prozent Zeit verloren, um sich mit „unstrukturierten Spielen“ zu beschäftigen.
Am Wochenende sind es sogar elf Prozent. Daher machen die Kinderärzte ganz pragmatische Vorschläge: Zum Beispiel soll der Nachwuchs auf dem Küchenboden Becher ineinanderstecken, wenn Eltern eine Mahlzeit zubereiten. Das sei bereits eine „nützliche Zeit zum Spielen“, statt dieselbe Zeit einfach vor der Glotze zu sitzen.
Es sei nicht notwendig, dass sich die Erwachsenen immer aktiv mit den Kindern beschäftigen. Hauptsache, sie können in der Umgebung der Eltern spielen. Auch wenn Kinder erst vier Monate alt sind, hätten sie beim „Allein-Spielen“ die Möglichkeit, „kreativ zu denken, Probleme zu lösen und Aufgaben zu bewältigen, ohne dass Eltern eingreifen.“
Außerdem sollten Eltern nicht außer Acht lassen: Unter Zweijährige weisen kurzfristig deutliche Defizite in der Sprachentwicklung auf, wenn sie viele Videos oder Sendungen im Fernsehen sehen. Drastisch sind auch die Folgen für unter Einjährige, die allein viel fernsehen: Für sie besteht eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer verzögerten Sprachentwicklung kommt. „Auch wenn die langfristigen Wirkungen unbekannt sind, geben die kurzfristigen Effekte Anlass zur Sorge“, so die Kinderärzte.
Einen weiteren interessante Punkte stellt die AAP zur Diskussion: Das Schlafverhalten. In Amerika halten es 19 Prozent der Eltern für sinnvoll, ihren unter einjährigen Kindern ein TV-Gerät ins Schlafzimmer zu stellen. 29 Prozent der Kinder zwischen zwei und drei Jahren haben einen eigenen Fernseher. Und 30 Prozent der Eltern berichten, dass Fernsehen den Kindern beim Einschlafen hilft. Diesen überraschenden Zahlen setzen die Kinderärzte entgegen:
„Obwohl Eltern das Fernsehprogramm als beruhigende Einschlafhilfe betrachten, haben einige Sendungen tatsächlich negative Folgen: Die Kinder wehren sich mehr gegen das Zu- bettgehen, der Zeitpunkt des Einschlafens verzögert sich, es entstehen Ängste vor dem Einschlafen und die Schlafdauer geht zurück.“
Besonders bei Kindern unter drei Jahren gerät durch Fernsehen der Schlafrhythmus durcheinander, was sich negativ auf Gemüt, Verhalten und Lernfähigkeit auswirkt. Zwar sei zu dieser Fragestellung noch mehr zu forschen, so die Kinderärzte, aber bereits jetzt gäbe es“ausreichend Gründe zur Sorge“. Und die AAP stößt bei ihren Schlussfolgerungen auf ein erkenntnistheoretisches Problem, das die Organisation nicht verschweigt: Die Daten zeigen nur eine Korrelation auf, die zwischen Entwicklungsdefiziten und Medienkonsum besteht.
Wussten Sie schon, dass Zweijährige auf Bildschirmen nichts begreifen? Damit ist aber noch kein Kausalzusammenhang nachgewiesen, etwa nach dem schlichten Motto „Fernsehen macht dumm!“. „Werden Kinder mit Sprachproblemen öfter vor den Fernseher gesetzt?“, fragen die Kinderärzte. Oder: „Fühlen sich Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit stärker vom Bildschirm angezogen?“
Aus diesen Fragen würde sich die Notwendigkeit ergeben, weitere Forschungen intensiv zu betreiben. Ein Aspekt sticht bei den Empfehlungen der AAP besonders ins Auge: Die Frage nach einem kindgerechten Fernsehprogramm tritt in den Hintergrund; die Ärzte diskutieren nicht in erster Linie, welche TV-Inhalte für Kleinkinder geeignet sind. Ihre Kritik setzt viel grundsätzlicher an, weil sie „jede Form der Nutzung elektronischer Medien“ für fragwürdig halten – speziell bei unter Zweijährigen.
Das ist ein klares Statement, das wahrscheinlich die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) nicht unterschreiben würde: Unter der Überschrift „Fernsehen schon für Wickelkinder?“ greift sie die Diskussion um die Sendung Teletubbies auf, die vor ein paar Jahren für Zweijährige im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal KIKA lief.
Die Sendung will laut BpB „erste kognitive Fähigkeiten vermitteln“, es geht um das
„Wahrnehmen, Denken und Sprechen“ der jungen Zielgruppe. Die BpB stellt fest:
„An den Befürchtungen vieler Eltern kann man erkennen, dass die Wirkung des Fernsehens in der Regel überschätzt und der eigene erzieherische Einfluss häufig unterschätzt wird.“
Die BpB akzeptiert zwar als mögliche Position auch die Forderung „Babys gehören nicht vor die Glotze!“. Aber: Wer eine positive Einstellung zum Fernsehen habe, „werde sicher auch weniger Schwierigkeiten haben, sich auf die Teletubbies einzulassen.“ Zusätzlich gibt es noch den Tipp, humorvoll mit der Sendung umzugehen: Zum Abendessen könnte es einen „Tubby-Toast“ geben, das „Zubettgeh-Knuddeln“ ließe sich auch „Tubbie-Schmusen“ nennen.
Eine wachsweiche Position, der ich ein klares Nein entgegensetze: Je jünger die Kinder sind, desto sinnvoller ist es, sie überhaupt nicht dem Einfluss elektronischer Medien auszusetzen. Zumal vielen Eltern wirklich neu sein, wie Backround Media direkt auf Kleinkinder wirken. Die AAP verweist auf ein Experiment, das Marie Evans Schmidt mit ihren Kollegen durchführte:
50 Kinder im Alter von 12, 24 und 36 Monaten spielten mit verschiedenen Spielsachen genau eine Stunde lang. 30 Minuten lief im selben Raum eine Spiel-Show im Fernseher, die andere halbe Stunde blieb das TV-Gerät ausgeschaltet. Der Effekt: Backround Media reduzieren nicht nur signifikant die Spielzeit der Kleinkinder, sondern auch die Aufmerksamkeit, mit der sie sich dem Spiel widmen. Der Fernseher unterbrach das Spiel der Kinder, auch wenn sie ihre Aufmerksamkeit nicht offensichtlich auf das Gerät gerichtet hatten.
Ein erster Hinweis auf die negativen Wechselwirkungen zwischen Medienkonsum und Gehirnentwicklung – Wechselwirkungen, die für die Entwicklung des Kindes eine wichtige Rolle spielen. Schmidt und Kollegen schreiben:
„Diese Ergebnisse deuten auf spätere Einflüsse hin, die sich bei der kognitiven Entwicklung bemerkbar machen.“
Digitalität statt Realität – das scheint ein sicheres Konzept zu sein, um Babys die Grundlage zu rauben, später gesund mit digitalen Medien umzugehen. Erst muss ein Keller gebaut sein,
dann der erste und zweite Stock. Dann können wir unterm Dach einen Computer aufstellen – und müssen nicht fürchten, dass ihn später Jugendliche nur zum Daddeln nutzen.
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Prof. Gerald Lembke ist Studiengangsleiter für Digitale Medien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim und Präsident des Bundesverbandes für Medien und Marketing e. V.Bereits als Student gründete Lembke 1994 die mediana Internetagentur GbR deren Gesellschafter er bis 1999 war und dann verkaufte. 1996 schloss er ein Studium als Diplom-Handelslehrer ab und arbeitet in verschiedenen Positionen, u.a. im Managementbei Bertelsmann.2005 promovierte er in Betriebswirtschaftslehre über Organisationsentwicklung mit dem Thema „Wissenskooperation in Wissensgemeinschaften“. 2007 wurde Lembke Professor für Betriebswirtschaftslehre und Medienmanagement an der damaligen Berufsakademie Mannheim, als Studiengangsleiter und Studiendekan betreut er seit 2009 die wissenschaftliche Ausbildung im Studiengang Digitale Medien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim. Lembke verfasste mehrere Bücher zu den Themen Wissensmanagement und Digitale Medien. Er gründete 2012 den Bundesverband für Medien und Marketing in Mannheim. Alle Texte von Professor Dr. Gerald Lembke.
Sicher machen Medien dumm, was für eine Frage!
Ja, Medien machen dumm, definitv!
Toller Beitrag über Adorno!
Ganz sicher macht das Internet viele dümmer und einige reicher!
toller Beitrag!
Digitale Bildung ist ein wirklich wichtiges Thema! Danke dafür.
Das ist wirklich ein Skandal, dass bei Kindern und Bildung so viel getrickst wird.
Super Beitrag, endlich sagt das mal jemand, weiter so!
Die Lüge der digitalen Bildung – Teil 3: Kids & Gamification: Die amerikanischen Kinderärzte der AAP stellen f… – Spannender BeitragiAJ3grfNjA
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