Der Chef der Wirtschaftsweisen erklärte den 8-Stunden-Arbeitstag für veraltet. Auch für die Jamaika-Koalition war das ein Streitpunkt. Doch auch Arbeitnehmer wünschen sich zunehmend flexiblere Arbeitszeiten und für Arbeitgeber ist das ein Employer-Branding-Thema.

New Work & Zukunft der Arbeit: Homeoffice in Politik & Employer Branding

Mobiles Arbeiten auf dem Vormarsch?

Homeoffice und flexiblere Arbeitszeitbedingungen sind in aller Munde, positiv wie negativ. Christoph Schmidt, der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, erklärte der WELT AM SONNTAG:

“Firmen, die in unserer neuen digitalisierten Welt bestehen wollen, müssen agil sein und schnell ihre Teams zusammenrufen können. Die Vorstellung, dass man morgens im Büro den Arbeitstag beginnt und mit dem Verlassen der Firma beendet, ist veraltet.”

Streitpunkt in der Politik

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Das Thema war auch ein Streitpunkt bei diversen Koalitionsverhandllungen: Bislang dürfen Arbeitnehmer gesetzlich nicht mehr als acht Stunden am Tag arbeiten und müssen Ruhezeiten einhalten. Viele Arbeitgeber, CDU und FDP wollen dies schon länger ändern.

Gleichzeitig machen Unternehmen wie Microsoft oder Coca Cola Schlagzeilen, weil Sie Arbeitszeit und Arbeitsort für ihre Mitarbeiter komplett flexibilisieren. Andere wie IBM oder Yahoo beordern ihre Mitarbeiter aus dem Homeoffice zurück ins feste Büro. Wie soll man da wissen, wie der Trend für die Zukunft aussieht?

Hoffnungen, Ängste und Denkfehler bei der Präsentismus-Kultur

Themen wie Mobiles Arbeiten, Digitalisierung oder Wandel der Arbeitswelt lösen bei Führungskräften und Mitarbeitern Hoffnungen und Ängste aus. Gleichzeitig sind sie für viele Arbeitgeber ein wichtiges Employer-Branding-Argument. Gerade in Deutschland wird das Thema nach wie vor ziemlich kritisch gesehen. In vielen, gerade mittelständischen Unternehmen herrschen noch recht traditionelle Strukturen: Der Chef möchte sehen und kontrollieren, dass seine Mitarbeiter auch etwas tun.

Bei diesem Präsentismus machen viele Arbeitgeber aus meiner Sicht den Fehler, dass sie den Erfolg eines Mitarbeiters an den Zeitaufwand, die Anwesenheit und die Arbeitsleistung koppeln. Dass auch mehr Leistung nicht unbedingt mehr Erfolg bringt, darüber habe ich vor 10 Jahren bereits in meinem Bestseller Die 110%-Lüge geschrieben. Mein Fazit: Das Thema muss weiter gedacht werden, als das in vielen Fällen getan wird.

Paradigmenwechsel notwendig

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Denn Zeitaufwand und Leistung sind Paradigmen, die im Industriezeitalter mit seiner durchstrukturierten Produktionsweise berechtigt waren, im digitalen Zeitalter jedoch zunehmend obsolet werden: Viel mehr kommt es in der neuen Arbeitswelt verstärkt auf kreatives Denken an. Und das funktioniert nicht auf Knopfdruck, sondern oft eher an ungewöhnlichen Orten. Wer hat es nicht schon einmal erlebt, dass ihm die Lösung für ein Problem unter der Dusche, abends im Bett oder beim Wandern eingefallen ist? LinkedIn-Mitbegründer Konstantin Guericke hält zu diesem Zweck sogar seine Meetings beim Wandern ab.

Auf solche Erfahrungen sollte man zurückgreifen, um gezielt die Motivation und Kreativität von Mitarbeitern zu nutzen. Stattdessen nähern sich viele Arbeitgeber in Deutschland dem Thema eher in kleinen Schritten: Wenn flexibles Arbeiten nachgefragt, etwa wenn Kinder da sind, bieten Firmen etwa familienfreundlichere Arbeitszeiten an, bei denen die Mitarbeiter aber drei Tage in der Woche im Büro sein müssen oder man eröffnet einen Betriebskindergarten. Sicher ist das eine Frage der Unternehmenskultur, die sich nur langsam verändert.

Kontrollverlust und Gesetzeslage

Aber der Umgang mit dem Thema ist komplexer. Beispielsweise das Thema Kontrollverlust: Nach einer Umfrage, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von Samsung unter 1.039 Arbeitnehmern und 301 Führungskräften durchführte, sehen nur sechs Prozent der Führungskräfte die mangelnde Kontrolle der Mitarbeiter als Nachteil beim mobilen Arbeiten. Für die große Mehrheit (85 Prozent) der Führungskräfte macht es das Homeoffice nicht schwieriger, die Arbeit der Mitarbeiter zu bewerten.

Deutlich größer ist die Sorge um Datensicherheit: Gefragt nach den größten Herausforderungen mobiler Arbeitskonzepte nennen Führungskräfte am häufigsten Sicherheitsbedenken. Die Diskussion um das Thema Bring Your Own Device ( BYOD) dürfte auch zukünftig ein Dauerbrenner sein. Das ist nur ein Beispiel das zeigt, wie sehr uns das Thema mobiles Arbeiten gesamtgesellschaftlich noch vor so manche Herausforderung stellen wird. Man denke nur daran, dass gesetzliche Arbeitszeitvorgaben im Homeoffice regelmäßig überschritten werden, an den Gesundheitsschutz oder auch die psychische Gefährdung von Mitarbeitern – alles Themen, mit denen sich ein Unternehmen, das flexiblere Arbeitszeitlösungen einführen will, auch juristisch auseinandersetzen muss.

Employer Branding: Mitarbeiter binden durch Mobiles Arbeiten

Dennoch zeigt sich, dass das Thema Mobiles Arbeiten gerade auch für Arbeitgeber attraktiv ist. Eine vom Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) an der Universität Bamberg zusammen mit der Stellenbörse Monster herausgegebene Studie belegt: Von 7.040 Teilnehmenden würden gut 40 Prozent der Stellensuchenden und Karriereinteressierten von einem Jobwechsel absehen, wenn Flexible Arbeitszeitmodelle oder Homeoffice angeboten werden. Insgesamt bewerteten die Befragten Flexibles Arbeiten als sehr wichtiges Kriterium bei der Auswahl eines Arbeitgebers.

Wenn ich mir nun anschaue, wie viele Unternehmen darüber klagen, dass sie keine passenden IT-Fachkräfte finden oder aufgrund ihrer ländlichen Lage Schwierigkeiten haben, überhaupt Mitarbeiter zu finden, dann sind Mobile Arbeitsmodelle sicher ein notwendiges Instrument. Und gerade wenn es um das Anwerben von Mitarbeitern im Ausland geht, die dafür nicht extra nach Deutschland ziehen müssen, bietet Remoted Working noch viele unentdeckte Chancen. Dass sich hier dann wieder die Frage nach der Sozialen Absicherung, Tarifverträgen und Arbeitnehmervertretungen stellt, steht auf einem anderen Blatt und würde an dieser Stelle zu weit führen.


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