Wenn sich eine Tür vor uns schließt, öffnet sich eine neue. Das gilt auch im Arbeitsleben. Kann der bisherige Beruf wegen Krankheit, Unfall oder mangelnden Zukunftsperspektiven nicht mehr ausgeübt werden, wirkt das zunächst niederschmetternd. Ist die Nachricht jedoch erst einmal verdaut, lässt sich darin eine Chance erkennen: die Möglichkeit, durch Umschulung einen Neustart zu wagen.

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Was passt zu mir?

Wer in einem neuen Beruf arbeiten will, dem stellen sich gleich mehrere Fragen:

kursfinder.de hat basierend auf dem 2016 veröffentlichten Methodenbericht “Verbleib nach Austritt aus Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss” der Bundesagentur für Arbeit die Top-Ten der beliebtesten Umschulungsberufe herausgearbeitet.

Der Bericht basiert auf Zahlen aus dem Zeitraum Juli 2013 bis Juni 2014. Die ersten fünf Plätze schauen wir uns mal genauer an.

1.      Altenpfleger/-in

Für Barbara war klar: Jetzt, da die Kinder aus dem Haus sind, will sie nicht länger nur Hausfrau und Mutter sein. In ihren erlernten Beruf als Bankkauffrau konnte sie nach 20 Jahren Auszeit nicht zurückkehren. Doch wo hat sie mit ihren 49 Jahren Chancen unterzukommen? “In der Altenpflege”, empfahl ihr ein Berater der Agentur für Arbeit.

Barbara gehört zu den über 6300 Personen, die im erfassten Zeitraum ihre Umschulung zum Altenpfleger/zur Altenpflegerin abschlossen. Eine Anstellung bekam sie nach der dreijährigen Weiterbildung sofort: in einem Pflegeheim. Schließlich herrscht in der Branche Fachkräftemangel: Die Eingliederungsquote liegt bei 82,6 Prozent.

2.      Bürokaufmann/-frau und Sekretär/-in

Burn-out – nie hätte Helen gedacht, dass ihr irgendwann einmal diese Diagnose gestellt würde. Die Immobilienmaklerin hatte doch alles im Griff. Die Geschäfte liefen. Gerne legte sie sich noch ein paar Besichtigungstermine auf die Abendstunden oder aufs Wochenende – gönnte sich von der zusätzlichen Provision ein paar Nettigkeiten. Und merkte gar nicht, wie sie sich immer mehr von Freunden und Familie abschottete, kein Lächeln mehr auf den Lippen hatte und irgendwann abends heulend in ihrer Küche zusammenbrach.

Ein Warnsignal, das sie ernst nahm und einen Arzt aufsuchte. Burn-out. Der Mediziner riet ihr, kürzer zu treten, einer Tätigkeit mit geregelteren Arbeitszeiten und festem Einkommen nachzugehen. Eine Weile sträubte sie sich gegen diese Vorstellung, bis sie schließlich einknickte – ihrer Gesundheit zuliebe. Helen zählt zu den über 4.600 Personen, die im Untersuchungszeitraum ihre Umschulung zur Bürokauffrau/zum Bürokaufmann abschlossen. 39,7 Prozent fanden danach innerhalb von sechs Monaten eine Anstellung – inklusive Helen, die dank ihres Organisationstalents, ihrer Kommunikationsstärke und aufgeschlossenen Art keine Probleme hatte, ihren neuen Arbeitgeber von ihren Fertigkeiten zu überzeugen.

3.      Fachlagerist/-in

Als Holzfäller fand Jens keine Anstellung mehr. Dieser Beruf droht auszusterben. Doch noch länger als Arbeitsloser zu Hause zu sein, kam für ihn nicht in Frage:  Schließlich hatte er eine Familie zu ernähren.

Aufgrund seiner gewohnten körperlichen Tätigkeit und der Fähigkeit, mit Transportmitteln umgehen zu können, riet ihm ein Kumpel, sich zum Fachlageristen umschulen zu lassen. Dem Tipp ging Jens nach und schloss diese Weiterbildung im erfassten Zeitraum mit weiteren 3000 Personen ab. Die Eingliederungsquote liegt bei 51,8 Prozent. Jens hatte Glück: Er fand eine Anstellung im Zentrallager eines Lebensmittelhandels und hat inzwischen sogar einen unbefristeten Vertrag.

4.      Altenpflegehelfer/-in

Yvonne liebte ihren Job. Als Friseuse hatte sie mit Menschen zu tun, konnte mit einem neuen Schnitt oder etwas Farbe zu deren Wohlbefinden beitragen. Doch dann kamen diese Rötungen an ihren Händen und Armen, verbunden mit einem Jucken. Die Diagnose: allergische Reaktion auf Blondierungen. Handschuhe halfen nichts, der Ausschlag wurde schlimmer.

Um weiterhin mit Menschen zu tun zu haben, entschied sich Yvonne für eine Umschulung zur Altenpflegehelferin und schloss diese zusammen mit 2000 weiteren Umschülern im Untersuchungszeitraum ab. Seither ist sie in der ambulanten Pflege tätig. Sie besucht Senioren, hilft ihnen bei der Körperpflege und Einnahme von Mahlzeiten und gestaltet mit gemeinsamem Spielen und Vorlesen deren Alltag.

5.      Steuerfachangestelle/-r

Zahlen waren schon immer Antonios Ding. In seiner Tätigkeit hinter dem Bankschalter ging er auf – bis zu dem Tag, an dem er einen Hörsturz erlitt. Seither hat er regelmäßig mit Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen. Seiner Aufgabe im Stehen hinter dem Schalter konnte er nicht mehr nachgehen. Aufgrund seiner Leidenschaft für Zahlen machte er eine Umschulung zur Steuerfachkraft, die er, wie 1100 weitere Personen, im Untersuchungszeitraum abschloss.

Der offene Umgang mit seinem Handicap bescherte ihm zwar anfangs ein paar Bewerbungsabsagen. Doch Antonios Hartnäckigkeit zahlte sich aus: Nach zweieinhalb Monaten Stellensuche, erhielt er die Jobzusage in einem Steuerbüro. Er gehört somit zu den 47,5 Prozent, die erfolgreich nach der Umschulung eingegliedert werden konnten.

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