Ein Mann kauft einen Berg, installiert einen Luxuszug und stampft ein modernes Luxus-Öko-Hotel aus dem Boden. Und investiert dabei 150.000 Millionen kanadische Dollar.

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Vom Straßenkünstler zum Milliardär

Der Mann ist in dem Fall Cirque-du-Soleil Mitbegründer Daniel Gauthier. Und während sein Geschäftspartner Guy Laliberté als Weltraum-Tourist ins All fliegt, hat sich Gauthier eben einen Berg mit dem Namen Le Massif gekauft. Als ich zum ersten mal von der Geschichte gehört hatte, dachte ich spontan: Da muss ich hin.

Und zwar genau in der Region, aus der die beiden stammen: Charlevoix. 1983 nämlich erhielt Laliberté von der Provinzregierung 1,5 Millionen Dollar, um für die 450-Jahr-Feier von Quebec eine Straßenveranstaltung in mehreren Städten zu organisieren. Der Cirque Du Soleil, heute milliardenschwer, war geboren. Es scheint, als hätten die beiden schon damals das große Ganze im Blick gehabt.

Das große Ganze im Blick

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Heute hat sich Gauthier vom Cirque Du Soleil verabschiedet und wiedmet sich nur noch seinem Mamut-Projekt: Er reaktivierte die schon vorhande Zugstrecke von Quebec City nach Baie-Saint-Paul bzw. La Malbaie und baute alte Zugwagons aus den 30ern zu luxuriösen Gefährten mit technisch raffinierter Innenausstattung um.

In den nächsten Jahren will er die Gegend zwischen Le Massif und Baie-Saint-Paul in ein Vier-Jahreszeiten-Ressort verwandeln: Neue Hotels, Spas, sanierte Skipisten und Outdoor- Aktivitäten – das alles aber so grün wie möglich. Dementsprechend will er auch sein Hotel la ferme, zu deutsch „die Farm“ als Nachbau der Farm verstanden wissen, die an dieser Stelle ursprünglich stand: Es besteht aus dem Haupthaus und vier Pavillions, von denen jeder einem anderen Farmthema zugeordnet ist: Es gibt eine Mühle, einen Schafstall, einen Hühnerhof, eine Scheune – und im Innenhof sogar einen Kräutergarten.

So grün wie möglich

Betrieben werden alle Gebäude mit geothermischer Energie. Auf die Solarzellen, die wie im Stern nachzulesen ist, ursprünglich noch geplant waren, hat man allerdings in der Endfassung verzichtet. „Wir haben beschlossen, nur auf geothermische Energie zu setzen“, heißt es dazu in der Pressestelle von Gauthiers Le-Massif-Gruppe.

Ein wenig nervig fand ich die allgemein herrschende, gehypte Stimmung: Es wirkte, als sollten die Mitarbeiter nicht nur das Hotel präsentieren, sondern auch eine Botschaft verkaufen. Es bleibt zu wünschen, dass sich beides mit der Zeit ein wenig legt.

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Austausch mit den Einwohnern

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Überhaupt ist der Ausdruck Get-together im la ferme wörtlich zu nehmen: Denn das Hotel ist eben kein abgegrenzes Gebäude, das nur den Gästen vorbehalten, sondern eine Begegnungsstätte auch für die Einwohner von Baie-Saint-Paul ist.

Diese mit einzubeziehen und einen Ort zu schaffen für den Austausch gehörte vom Anfang an zum Konzept dazu, es war praktisch eine Bedingung für den Bau. Die Gebäude des Hotels sind daher um einen Innenhof angelegt, der Sonntags zu einem kleinen Marktplatz für lokale Produkte und zu einer Konzertbühne mutiert.

Richard Lambert, der bei der Laiterie Charlevoix in Baie-Saint-Paul arbeitet, erinnert sich noch daran, wie die beiden vor über 30 Jahren anfingen: „Das waren Straßenkünstler, die wollten die Leute unterhalten. Aber keiner hat sie ernst genommen, die Leute lachten nur über die verrückten Ideen. Heute haben sie ihnen das Gegenteil beweisen.“

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Wie viel wurde investiert?

Dabei war Charlevoix vorher schon eine sehr touristische Region, übrigens eine der ältesten Tourismus-Regionen in Nordamerika, prädistiniert mit seiner Lage nur eine Autostunde von Quebec-City entfernt für die Sommerfrischler aus der Hauptstadt. Aber mit dieser Investition wird, so hofft man, die Region auch auf dem internationalen Markt bedeutender werden.

Überhaupt, die Investition: 150.000 Dollar hat Gauthier von seinem Geld investiert, weitere 60.000 kamen, so heißt es, von der Region Quebec. Allerdings ist die genau Investitionssumme nicht ganz klar: Auch auf Nachfrage wurden dazu keine genauern Angaben gemacht. Vor Ort hat mir jemand erzählt, dass das gesamte Projekt die ursprünglichen 200.000 Dollar mittlerweile weit überschritten und bei 300.000 angelangt sei – und dass man nun mit der Region über weitere Zahlungen verhandle.

la ferme

Kritik am Projekt

Die Größe ist auch das, was so manchen vor Ort stört – nur zugeben möchte es so richtig keiner, denn die meisten profitieren auch finanziell irgendwie von dem Projekt. Die einen beklagen, dass es nun mit der Ruhe vorbei ist und sich die Region nun zu sehr verändern wird.

Die anderen sprechen verächtlich von einem Hotel „für Reiche Leute“, das mit den Menschen hier nichts zu tun habe. Und ganz praktisch ärgert sich so mancher Restaurant-Besitzer, dass das Hotel ihm bei der Eröffnung alle guten Mitarbeiter abgeworben habe. Doch der Erfolg scheint Gauthier recht zu geben: Das Hotel ist bis weit ins nächste Jahr hinein ausgebucht.


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