In Kenia bin ich auf ein interessantes Experiment gestoßen, das ich bereits in meiner jüngsten WELT-Kolumne angerissen habe: Naturschützer, die die Gewohnheiten und Traditionen einer ganzen Volks-Gruppe ändern. Wie kann so etwas funktionieren?

Konflikte im Massai-Land

In meiner letzten WELT-Kolumne ging es um Konflikte und ihre Beilegung. Als Beispiel habe ich dafür auch die Massai in Kenia genannt, bei denen der Ältesten-Rat die Macht hat, über die Beilegung von Konflikten zu entscheiden.

Genau diese Institution machte sich der Massailand Preservation Trust (MPT), der 2012 mit der Big Life Foundation vereint wurde, zu Nutze. Diese Stiftung war 1992 von Richard Bonham mit dem Ziel gegründet worden, den Konflikt zwischen Massai und dem Ökostystem zu lösen.

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Massai vs. Löwen

Denn einerseits geht die Zahl der Löwen in Afrika in den letzten 20 Jahren drastisch zurück – von über 200.000 bis unter 30.000. Anderseits bedrohen einheimische Volksgruppen wie die Massai den Bestand der geschützten Raubkatzen am meisten.

Denn die Massai sind traditionell Hirten und die Rinder ihre Lebensgrundlage. Wenn ein Löwe also eines ihrer Rinder reißt, wird auf ihn erbarmungslos Jagd gemacht. Daher zahlt der MTP den Massai nun einen Ausgleich für jedes getöte Rind.

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Jahrhunderte alte Traditionen ändern

Doch der MTP hatte noch ein anderes Problem zu lösen: Der Initiationsritus vom jungen Massai zum Mann sieht vor, dass dieser einen Löwen tötet. Als Ersatz für diese Tradition schuf der MTP die Massai-Olympics, bei denen sich die jungen Männer nun im sportlichen Wettkampf miteinander messen.

Gelungen ist dem MTP die Veränderung dieser jahrhunderte alten Tradition, indem sie den Ältesten-Rat überzeugten. “Wir haben ihnen klar gemacht, dass bald keine Löwen mehr für den Inititations-Ritus da sind, das hat sie überzeugt”, erklärt uns MTP-Mitarbeiter Sam, der selbst Massai ist, den kulturellen Wandel.

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Change-Management mit rationalen Argumenten

Für mich ein beeindruckendes Beispiel, wie man mit guten, rationalen Argumenten selbst festgefahrene Strukturen aufbrechen kann und bislang unverrückbar geglaubte Gewohnheiten ändern kann.

Der Mann, der dies möglich machte, Richard Bonham, ist ein kauziger Kenianer dritter Generation, wie er stolz betont. Große Reden schwingen ist nicht sein Ding, auch nicht vor uns Journalisten.

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Kauzigkeit als Charakter-Eigenschaft für Veränderer?

Schon 1979 bot er Safari-Touren in Regionen an, in die sich sonst keiner hin traute, später baute er mit der Ol Donyo Lodge im Massailand eine der luxuriösesten Lodges in Kenia.

Doch obwohl das Haus fast keine Wände hat, schläft Bonham bis heute am liebsten im Busch. Vielleicht die passenden Charaktereigenschaften für jemanden, der die Welt verändern will.

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