Während der Siegeszug von Facebook ungebrochen weiter anhält – über 500 Millionen Mitglieder hat man schon – verliert das deutsche Business-Netzwerk Xing deutlich an Boden. Offenbar versucht man nun zu retten, was man kann und will Facebook ähnlicher werden. Doch der Schuss könnte nach hinten losgehen – erste Abmeldungen gibt es schon.

Best of HR – Berufebilder.de®

Zurückrudern, um Mitglieder aufzufischen

Das Xing gegen Facebook nicht ankommt, zeigen nicht nur die Mitgliedszahlen Zahlen – ein Vergleich von Benutzer-Zahlen aus dem Jahr zeigt z.B., dass Xing weit abgeschlagen auf Platz 9 landete – sondern auch die Strategie von Xing:

Erst wurden einzelne Features wie die Nachrichtenfunktion und die Statusmeldungen auch für Nicht-Premium-Mitglieder benutzbar.

Mitglieder um jeden Preis halten?

Die Bücher zum Thema (Werbung)

Tipp: Sie können diesen Text auch als PDF oder einen eKurs zum Thema herunterladen. Im Shop finden Sie zudem spannende Inspirationen, um Ihren Erfolg zu erleben, dazu Angebote & News im Newsletter! (Werbung)

Ein klares Zeichen dafür, dass man Mitglieder um jeden Preis halten will. Jetzt hat Xing noch eine Kommentarfunktion, wie sie von Facebook bekannt ist, eingebaut. Sie soll das eingeschlafene Netzwerk retten. Aber ob das noch hilft?

Mal ehrlich: Ich konnte mit Xing nie wirklich viel anfangen. Klar, man kann Kontakte anhäufen, ich habe sogar eine Gruppe moderiert. Aber wirklich gute Kontakte, spannende Leute, interessante Aufträge konnte ich dort nie finden. Den Sinn von Sozialen Netzwerken habe ich erst mit Facebook und später mit Twitter entdeckt:

Facebook ist kommunikativer, Xing ist übersichtlicher

“Bist Du bei Facebook?” frage ich heute, wenn ich mit jemandem in Kontakt bleiben will. Und Leute, die mehr mit dem Internet zu tun haben, frage ich “Wie heißt Du denn auf Twitter?” Für beruflich Zwecke finde Twitter viel zweckdienlicher, weil man dort viel schneller und punktgenauer kommunizieren kann als in den behäbigen Xing-Gruppen.

Aber ich bin vielleicht auch einfach nicht die richtige Zielgruppe für Xing. Konservativere Branchen schätzen vermutlich diesen behäbigeren Kommunikationsstil. Und sie schätzen vermutlich vor allem eines: Die übersichtlichere Bedienung und den Datenschutz, der ja bei Facebook durchaus sehr in Frage gestellt werden kann.

“Ein Grund, endlich meine Prämiummitgliedschaft zu kündigen”

Rabatte für Ihren Erfolg (Werbung)!

Und genau diesen Vorteil könnte Xing jetzt mit der neuen Kommentarfunktion verspielen. Denn offenbar fühlen sich manche User mit der neuen Anzeige überfordert. Einige stören sich vielleicht sogar daran, dass sie nun die Statusmeldungen direkt auf dem Präsentierteller haben, anderen mag aufstoßen, dass Sie sich nun einem ständigen Kommunikationszwang ausgesetzt sehen.

Denn genau die ruhigere Behäbigkeit und der Datenschutz war etwas, das Xing für viele bislang attraktiver machte als Facebook. Und so blieben auch die ersten Beschwerden und Austrittsdrohungen “…ein Grund, endlich meine Premium-Mitgliedschaft zu kündigen” nicht aus.

Xing sollte kein zweites Facebook sein

Die Antihaltung hat mich schon überrascht, zeigt aber einfach nur, warum die Leute auf Xing sind. Andererseits war ich auch selbst ziemlich verwirrt, als ich gestern Xing aufmachte und die neue Funktion entdeckte.

Als ich damals Facebook entdeckte, habe ich mich gefragt, warum es diese geniale Pinnwand-Funktion nicht auch bei Xing gibt. Nun, da es sie bei Xing gibt, finde ich sie schlicht überflüssig. M.E. kommt das Jahre zu spät: Längst haben sich doch Facebook, und für Eingeschworene auch Twitter, als Austauschmedien etabliert.

Xing ist hingegen das ruhige Adressbuch-Backup, bei dem man praktischerweise Kontakte und Termine exportieren kann und das für viele die Nummer-1-Seite ist, wenn man sich über einen Lebenslauf informieren will. Und jetzt das!

Das Aus für Xing?

Der Versuch, sich jetzt derart verspätet an Facebook anzugleichen, ist nur ein weiterer strategischer Fehler, den Xing macht: Nach dem Börsengang, mit dem sich das Unternehmen frühzeitig selbst im Wachstum gebremst hat. Und nach der missglückten Internationalen Expansion, bei der z.B. in Asien kulturelle Gepflogenheiten schlicht übersehen wurden und bei der man neben Konkurrenz wie LinkedIn einfach alt aussieht. Kein Wunder also, dass Gründerszene Xing zu den Deutschen Unernehmen zählt, die es 2015 in der Form nicht mehr geben wird.

Immerhin, es gibt auch Rückschläge. So gab das  Business-Netzwerk sein Feature “Themen” wieder auf. Damit ist auch ein gesellschaftliches Signal verbunden: Die User wollten offenbar nicht noch ein Feature bedienen. Dazu gab es eine bescheidene  Nachricht von Xing, das sich selbst als Deutschlands beliebtestes Business- und Recruiting-Portal bezeichnet. Man schrieb kurz und bündig:

Der Bereich XING Themen liegt hier unter unseren Erwartungen, so dass wir uns entschlossen haben, die Beta-Phase von XING Themen zu beenden und diese Funktion nicht mehr anzubieten.

Was steckt dahinter?

Ich fand Xing-Themen eines der innovativeren neuen Tools der Plattform. Eine Art Blog im Social Netwok mit umfangreicher Tagging-Funktion. Und eine, auf der ich zum ersten mal etwas von echter Interaktivität auch auf Xing merkte, wenn ich mir so die Reaktionen auf meine Postings betrachtete.

Das war aber auch genau das Problem: Ich habe Xing-Themen überhaupt nur benutzt, weil man anfangs noch Blog-Beiträge per RSS-Feed importieren konnte. Eine praktische Autoblogging-Funktion, die mit der automatsierten Tag-Funktion weit über die Möglichkeiten von Facebook hinausging.

Das Ziel “möglichst viele Klicks” wurde nicht erreicht

Xing wollte aber offenbar nicht, dass seine User ihre Blogbeiträge automatisch einfach nur abluden; es wollte Interaktion, Aktivität und möglichst viele Klicks auf der Seite. Wie alle Sozialen Netzwerke.

Die RSS-Import-Funktion wurde schon bald wieder geschlossen. “Das macht Xing für Blogger nicht attraktiver” unkte damals jemand. Recht sollte er behalten. Offenbar haben die User einfach keine Lust, noch ein Feature zu bedienen.

Gesellschaftliches Signal

Somit ist der Abschied von Xing-Themen auch ein Zeichen für eine allgemeine Social-Media-Müdigkeit gerade bei den Business-Netwerken – ein gesellschaftliches Signal sozusagen, dass der Social-Media-Hype gerade kräftig an Fahrwasser verliert.

Zeit, dass das Thema mal in ruhigere Bahnen gelenkt wird statt dass wir uns ständig von einem Gadget zum nächsten jagen lassen, das wir meinen, ausprobieren zu müssen.


Top Bücher zum Thema

Text als PDF lesen

Diesen Text als PDF erwerben (nur zur eigenen Nutzung ohne Weitergabe gemäß AGB): Bitte schicken Sie uns nach dem Kauf eine eMail mit gewünschten Titel an support@berufebilder.de, wir schicken das PDF dann umgehend zu. Sie können auch Text-Reihen erwerben.

4,99Kaufen

Beratung zu Erfolg, Ziel-Erreichung oder Marketing

Sie haben Fragen rund zu Karriere, Recruiting, persönliche Entwicklung oder Reichweitensteigerung? Unser KI-Berater hilft Ihnen für 5 Euro im Monat – für Buchkäufer kostenlos. Für weitere Themen bieten wir spezielle IT-Services

5,00 / pro Monat   Buchen

eKurs on Demand buchen

Bis zu 30 Lektionen mit je 4 Lernaufgaben + Abschlusslektion als PDF-Download. Bitte schicken Sie uns nach dem Kauf eine eMail mit gewünschten Titel an support@berufebilder.de. Alternativ stellen wir gerne Ihren Kurs für Sie zusammen oder bieten Ihnen einen persönlichen regelmäßigen eMail-Kurs – alle weiteren Informationen!

29,99Kaufen

Individuelles eBook nach Wunsch

Falls unser Shop Ihnen nicht Ihr Wunschthema bietet: Wir stellen gerne ein Buch nach Ihren Wünschen zusammen und liefern in einem Format Ihrer Wahl. Bitte schreiben Sie uns nach dem Kauf unter support@berufebilder.de

79,99Kaufen