In Deutschlands Hörsälen herrscht Platzmangel. Neu ist diese Situation zwar nicht, allerdings verschärft sie sich zunehmend. Das stellt die Hochschulen vor eine große Herausforderung, auf die sie nicht vorbereitet zu sein scheinen.

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Hochschulpakt gegen den Bildungsnotstand?

Bereits im Jahr 2007 hatten Bund und Länder im Hinblick auf die doppelten Abiturjahrgänge in verschiedenen Bundesländern einen Hochschulpakt bis 2010 beschlossen. Seitdem hat sich die Situation allerdings noch mehr verschärft.

Für die große Masse an Studienanfängern muss zusätzlicher Platz in den Hörsälen, Seminarräumen und Bibliotheken geschaffen werden. Eine weitere Nachbesserung bei den beschlossenen Mitteln ist somit notwendig – und längst nichts Neues.

Verbindlichkeit bei Bundesländern erforderlich

Schon im Juni 2009 vereinbarten Bund und Länder die Fortsetzung des Pakts bis 2015. Weitere Mittel in Höhe von 3,2 Milliarden Euro wurden zur Verfügung gestellt, die später noch einmal auf insgesamt 5 Milliarden Euro erhöht wurden. Eine enorme Summe.

An dieser Stelle muss die Frage erlaubt sein, ob die Länder die ihnen zur Verfügung gestellten Mittel überhaupt adäquat eingesetzt haben. Zweifel daran bestehen in jedem Fall. Bereits in der ersten Phase zwischen 2007 und 2010 agierten viele Länder eher zurückhaltend. Berlin, Bremen und Hamburg müssen sogar noch zugesagte Mittel in Höhe von 600 Millionen Euro nachzahlen.

Kritik am Hochschulpakt

Experten bemängeln daher den Aufbau des Pakts. Denn das Geld des Bundes fließt nicht direkt an die Hochschulen, sondern zunächst an die Finanzministerien der einzelnen Bundesländer. Wie viel Geld tatsächlich anschließend für die Lehre zur Verfügung gestellt wird, bleibt schwer nachvollziehbar.

Insbesondere in Anbetracht dessen, dass viele Bundesländer bei ihren Hochschuletats immer wieder Kürzungen vornehmen. Logisch erscheint dies nicht, um es vorsichtig auszudrücken. Eine Verbindlichkeit seitens der Länder wäre an dieser Stelle wünschenswert.

Situation für Master-Studenten spitzt sich zu

Leittragende der Situation sind die Studenten und der Bildungsstandort Deutschland insgesamt. Er läuft Gefahr, spürbar an Qualität zu verlieren. Besonders für die Gruppe der Master-Studenten verschärft sich die Situation in den kommenden Jahren.

Laut einer aktuellen Modellrechnung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) steigt der Bedarf an Master-Studienplätzen künftig deutlich. Denn bisher streben deutlich mehr Bachelor-Studenten ein weiterführendes Studium an, als berechnet.

Horrorszenarien für die Zukunft

In ihrer Rechnung entwerfen die Experten drei unterschiedliche Szenarien: Was passiert, wenn jeder Zweite, gut zwei Drittel oder sogar 85 Prozent der Bachelor-Absolventen ein Master-Studium aufnehmen wollen?

Bei der vorsichtigen Annahme, dass nur jeder zweite Bachelor-Student direkt ein Master-Studium anschließt, müssen sich Bund und Länder auf deutlich höhere Zahlen bei den Master-Studenten einstellen. Doch schon jetzt fehlen so viele Studien-Plätze, dass viele Bachelor-Absolventen auf ein Master-Studium an staatlichen Hochschulen verzichten müssen.

Lösungen am Puls der Zeit

Sicherlich muss an dieser Stelle betont werden, dass es sich lediglich um eine Modellrechnung handelt. Es gibt eine Reihe externer Faktoren, die darauf Einfluss haben. Dazu zählt beispielsweise die konjunkturelle Entwicklung.

Der Arbeitsmarkt könnte viele Bachelor-Absolventen dazu bewegen, direkt in das Berufsleben einzusteigen, anstatt ein weiterführendes Studium aufzunehmen. Daneben ist sicherlich der Ausbau von weiterbildenden Master-Angeboten neben dem Beruf ein weiterer Weg, die steigende Nachfrage nach Master-Studienplätzen zumindest zeitlich zu strecken.