Die Berufsaussichten für Geisteswissenschaftler sind traditionell eher schlecht. Wie kann der Berufseinstieg dennoch gelingen.

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Schlechte Aussichten für Geistes- und Sozialwissenschaftler?

Dieser Text muss leider mit einer schlechten Nachricht beginnen: Die Aussichten für Geisteswissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt sind nicht gerade rosig. Die Arbeitslosenquote von Geisteswissenschaftlern liegt über den Akademikerdurchschnitt, die Zahl der für diese Bewerbergruppe ausgeschriebenen Stellen ist in den letzten Jahren deutlich rückläufig. Die traditionellen, meist staatlich finanzierten Berufsfelder wie Schule, Hochschule und Kulturbetrieb können die Absolventen nicht mehr in ausreichendem Maße aufnehmen. Manche Einrichtungen haben gar einen Einstellungsstopp verhängt.

Berufliche Neuorientierung – aber wie?

Ist die Lage also hoffnungslos oder gibt es Alternativen? Rückt das Examen erst einmal näher, sind viele Geisteswissenschaftler gezwungen, sich Gedanken über eine berufliche Neuorientierung zu machen. Oft hört man dann Stimmen wie diese: “Ein Aufbaustudiengang Kulturmanagement – das machen in letzter Zeit viele, das scheint sinnvoll zu sein.” Oder: “Ins Ausland – vielleicht als Sprachassistent für Deutsch als Fremdsprache? Aber eigentlich wollte ich doch nie Lehrer werden!” Vielleicht aber auch: “Soll ich für einen guten Job in eine andere Stadt ziehen, denn alle reden ja von Mobilität, oder lieber bei Freunden und Bekannten bleiben und promovieren?” Und schließlich: “Von einer freiberuflichen Tätigkeit raten alle ab – aber eigentlich war freier Journalist immer mein Traumberuf.”

Gründe für die Orientierungslosigkeit

Warum ist unter Geisteswissenschaftlern eine derart große Orientierungslosigkeit verbreitet? Ein Grund ist sicher das Studium selbst, das nicht für einen bestimmten Beruf qualifiziert, lässt man einmal die Lehrer außer Acht. Viele Studierende haben keine genaue Vorstellung von ihrem späteren Beruf oder aber ihr Berufswunsch lässt sich nicht verwirklichen. Sie sehen sich dann, oft schlecht informiert, einer Vielzahl von Möglichkeiten gegenüber, ohne zu wissen, für welche sie sich entscheiden sollen. Doch es macht keinen Sinn, unüberlegt einen schlecht bezahlten Job anzunehmen oder ein beliebiges Praktikum zu absolvieren. Gute gemeinte Ratschläge von Eltern und Bekannten, die glauben, eine wirtschaftswissenschaftliche Weiterbildung garantiere einen sicheren Arbeitsplatz, helfen ebenfalls wenig weiter. Und auch irgendein Aufbaustudium, das zufällig am eigenen Studienort angeboten wird, führt nicht unbedingt zum Erfolg.

Strukturierte Karriereplanung

Wichtig ist es hingegen, Struktur in die eigenen Überlegungen zu bringen. Geisteswissenschaftler sollten nicht ausschließlich die für sie typischen Berufsbilder in Betracht ziehen. Wer nur fragt, was er mit seinem Studienabschluss anfangen kann, hat zu kurz gedacht. Sinnvoller ist es, umgekehrt die verschiedensten Berufe zu berücksichtigen und dann für den Einzelfall genau zu prüfen, was der eigene Studienabschluss nützt bzw. welche Kompetenzen zusätzlich benötigt werden. Wer ein Ziel hat, sollte konsequent darauf zusteuern und dafür auch Umwege in Kauf nehmen. Wer im Ausland arbeiten will, muss nicht unbedingt über eine deutsche Organisation dorthin gehen, sondern kann genauso auf eigene Faust und vor Ort eine Stelle suchen, selbst wenn dies schwieriger ist und einigen Mut erfordert. Wer sich nach einem Philosophiestudium plötzlich für eine Karriere im Management eines internationalen Konzerns interessiert, sollte nicht die Kosten für eine entsprechende Zusatzqualifikation bis hin zum MBA scheuen und weltweit nach einer passenden Stelle Ausschau halten.

Was dieser Text leistet

Dieser Text will dem Leser helfen, seinen eigenen Weg zu gehen. Es zeigt systematisch Alternativen auf und unterstützt die individuelle Entscheidungsfindung. Der Leser erfährt, welche Vor- und Nachteile es hinsichtlich der vorgestellten Wahlmöglichkeiten zu beachten gilt und welche Probleme bei der Umsetzung auftreten können. Die ersten drei Kapitel zu Promotion, Aufbaustudiengängen und beruflicher Weiterbildung erleichtern die optimale Vorbereitung auf den Berufseinstieg. In den letzten beiden Kapiteln geht es um den direkten Berufseinstieg, sei es als Angestellter oder als Selbständiger. Das Kapitel zur Existenzgründung enthält außerdem zahlreiche Vermarktungstipps, die auch für diejenigen interessant sein können, die keine Selbstständigkeit planen. Checklisten helfen, sich das Wichtigste noch einmal gezielt vor Augen zu führen.

Literatur- und Internetverzeichnis

Das ausführliche Literatur- und Internetverzeichnis am Ende vereinfacht die weitere Recherche. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, dass sich die gesetzlichen Vorgaben gerade bei der staatlichen Förderung, der Sozialversicherung und dem Steuerrecht ständig ändern können, ja sogar die Internetadressen einzelner Ministerien wechseln häufig. Wer sich also mit einem bestimmten Thema beschäftigen möchte, dem sei angeraten, sich nach ständig aktualisiertem Informationsmaterial umzusehen. Bei der Gestaltung der Internetlinks wurde besonders auf die spätere Wiederauffindbarkeit geachtet. So wurden vor allem Verweise gewählt, bei denen abzusehen ist, dass sie noch lange Zeit existieren werden. Bei der Angabe von Unterlinks wurde eine graphische Darstellung mit Pfeilen gewählt, die den Pfad zu einem Onlinebeitrag aufzeigen. Dadurch ist gewährleistet, dass ein Beitrag, selbst wenn sich seine Position auf der Internetseite verschiebt, wiedergefunden werden kann.

Einstieg in die Praxis

Einen festen, unbefristeten Job mit einem interessanten Aufgabenfeld und guter Bezahlung, am besten noch in der Nähe des Studienortes, oder zumindest eine gute Einstiegsposition wie eine Trainee-Stelle oder ein Volontariat, das wünschen sich viele Absolventen – und entsprechend schwer ist es gerade für Geisteswissenschaftler, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, vor allem dann, wenn keine Vorkenntnisse in weiteren Bereichen vorhanden sind. Daher sind Kompromisse unumgänglich: Zum einen beim Berufsziel, denn nicht immer steht die Tür zum “Traumjob” offen, zum anderen beim Berufseinstieg, denn der eigentlich angestrebte Beruf kann oft nur über Umwege erreicht werden. Dieses Kapitel will gerade jenen Anregungen und Hilfestellungen beim Einstieg in die Praxis bieten, die bisher keine oder nur wenig Berufserfahrung gesammelt haben. Ein vollständiger Überblick über denkbare Berufsfelder kann an dieser Stelle aber ebenso wenig gegeben werden wie individuelle, auf jeden Leser zugeschnittene Ratschläge für Jobsuche und Bewerbung.

Die Situation von Geisteswissenschaftlern auf dem Arbeitsmarkt

Die Meldungen und Zahlen vom Arbeitsmarkt machen Geisteswissenschaftlern wenig Mut: Die Zahl der speziell für diese Bewerbergruppe ausgeschrieben Stellen sank in den letzten Jahren stetig, zwischen 2003 und 2004 nahm sie sogar um 40% ab. Rund 6% der Geisteswissenschaftler waren in diesem Zeitraum arbeitslos und damit 2% mehr als im Akademikerdurchschnitt. Der Grund: Die traditionellen, meist vom Staat finanzierten Berufsfelder können die Absolventen nicht mehr in ausreichendem Maße aufnehmen (vgl. Uni-Redaktion 2005a).

Schlechte Arbeitsmarktlage

Auch 2005 sah die Situation recht entmutigend aus. Am häufigsten traf die Arbeitslosigkeit Germanisten und Historiker, am seltensten die katholischen Theologen und klassischen Philologen (vgl. Zentralstelle für Arbeitsvermittlung 2006, 3). Gute Aussichten billigt die Statistik höchstens den Lehrern und den Quereinsteigern in den Schuldienst zu. Quereinsteiger sollten sich jedoch direkt beim Kultusministerium und den Schulen vor Ort erkundigen, welche Einsatzmöglichkeiten sie mit ihrer Fächerkombination haben. Darüber hinaus werden häufig Absolventen naturwissenschaftlicher Studiengänge gesucht, während es für Fächer wie Deutsch und Geschichte sehr viele Bewerber gibt. Auch in der Erwachsenenbildung sieht es aufgrund sinkender staatlicher Zuschüsse eher schlecht aus (vgl. Uni-Redaktion 2004a). Da wundert es nicht, dass gut 19% der studierenden Sozial- und Kulturwissenschaftler von Zukunftsängsten geplagt werden (vgl. Karriere-Redaktion 2005).

Stellenstreichungen in der Privatwirtschaft

Auch in der Privatwirtschaft wird gerade dort gespart, wo Geisteswissenschaftler gewöhnlich die Nase vorn haben: Allen voran im Mediensektor, der in den vergangenen Jahren erhebliche Umsatzeinbußen erlebte, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Unternehmenskommunikation (vgl. Janson 2004, 161-179). Doch prinzipiell haben Geisteswissenschaftler auch Chancen in Berufen, an die sie vielleicht nicht einmal im Traum gedacht haben: Im Vertrieb, bei Banken oder in der IT-Branche. Gerade wenn sie Neuland betreten, müssen Geisteswissenschaftler aber mit Gegenwind rechnen. Die Gründe dafür sind recht subtil und vor allem psychologischer Natur: Potentielle Arbeitgeber sind auch nur Menschen, die gern Zeit sparend in Schubladen denken. Geisteswissenschaftler mit ihren oft exotisch anmutenden Lebensläufen passen mitunter in die Denkweise des jeweiligen Entscheiders einfach nicht hinein und den Absolventen wird oft nicht zugetraut, dass sie die anfallende Arbeit bewältigen, zumal wenn Bewerber zu Verfügung stehen, die bereits ausreichend Erfahrung mitbringen. Auch die idealistischen Vorstellungen vom Arbeitsleben mancher Geisteswissenschaftler können auf altgediente Vorgesetzte störend wirken.

Veränderung birgt Chancen

Kollektives Klagen bringt aber nicht weiter, Handeln ist angesagt. Der momentane gesellschaftliche Umbruch, durch den sich die traditionellen Berufsbilder stark verändern, kann durchaus eine Chance für Geisteswissenschaftler sein. Jutta Allmendinger, Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, prognostiziert eine positive Entwicklung: “Der steigende Bedarf an Höherqualifizierten in Verbindung mit der Verknappung an Erwerbspersonen im Zuge des demographischen Wandels wird in den kommenden Jahren dazu führen, dass sich auch die Lage in den weniger marktgängigen Fächern wie Sozial- und Geisteswissenschaften entspannt. Der Fachkräftemangel wird die Bereitschaft der Unternehmen steigern, sich für Quereinsteiger zu öffnen” (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.4.2006, 13).

Stärken und Schwächen von Geisteswissenschaftlern

Geisteswissenschaftler, die frisch von der Hochschule kommen, haben häufig sehr idealistische Vorstellungen Arbeitswelt und Wirtschaft betreffend. Nicht wenige machen sich das Leben auch selbst schwer, weil sie den perfekten Job suchen oder meinen, den Weg dorthin zielsicher planen zu können – auch das wird in den Medien häufig propagiert. Dabei übersehen manche leider, dass es oft auf das berühmte Quäntchen Glück ankommt. Eine Initiativbewerbung zur rechten Zeit, wenn gerade eine Stelle frei ist, hat schon manchem bei der Jobsuche unerwartet Erfolg beschert.

Geisteswissenschaften vs. Wirtschaft

Geisteswissenschaftler müssen sich häufig mit einem zusätzlichen Problem herumschlagen: An einigen Fakultäten wird das Vorurteil genährt, dass in der Wirtschaft nur der “schnöde Mammon” regiert und Ethik und Moralvorstellungen keine Rolle spielen. Nach dem Abschluss treffen die Absolventen dann zwangsläufig auf Vertreter eben dieser Wirtschaft, die Geisteswissenschaftler allerdings ihrerseits gern als realitätsferne Tagträumer abstempeln und sich selbst als tatkräftige Macher darstellen. Nur langsam scheint sich durchzusetzen, dass die Wahrheit wie so oft in der Mitte liegt und wirtschaftliches und moralisches Handeln keine unversöhnlichen Widersprüche sind, wie auch neugeschaffene Studiengänge in Wirtschaftsphilosophie und Wirtschaftsethik zeigen.

Pragmatismus ist gefragt

Bei der Jobsuche empfiehlt es sich also, die Dinge ganz pragmatisch und möglichst ohne Wertungen und Vorurteile zu betrachten: In Unternehmen arbeiten Menschen zusammen, von denen jeder mehr oder weniger das Beste für sich selbst herauszuholen versucht. Daran wird auch keine Kapitalismuskritik etwas ändern und auch der Jobsuchende hat schließlich genauso seine Vorteile im Blick. Daraus resultiert die einfache Regel: Niemand vergibt aus reiner Menschlichkeit einen Job, sondern wie er sich davon einen Nutzen verspricht – beispielsweise weniger Arbeit für sich selbst oder einen höheren Gewinn. Wer also einen Job möchte, muss zwangsläufig die geforderte Gegenleistung erbringen. Und natürlich gilt: Je mehr Bewerber auf dem Markt sind, desto mehr Auswahl hat das Unternehmen.

Absagen nicht persönlich nehmen

Das klingt banal und hart zugleich. Tatsächlich hilft es, sich diese Ausgangssituation bei der Stellensuche immer wieder vor Augen zu führen. Dadurch erspart man sich viel Frust. Häufig sind Stellensuchende von der Arroganz eines Unternehmens verunsichert oder sie reagieren verärgert, verstehen nicht, warum sie auf ihre mühevoll angefertigte Bewerbung nur eine Standardabsage erhalten. Sie neigen dann dazu, sich selbst in Frage zu stellen. Doch wer sich die Beweggründe des Arbeitgebers vor Augen führt, merkt schnell, dass die Absage nicht persönlich gemeint war und häufig nur aus Zeitnot so krude ausgefallen ist. Das will jedoch keinesfalls heißen, dass man sich mit einer Absage sofort zufrieden geben soll, es empfiehlt sich im Gegenteil nach den genaueren Gründen zu fragen, weil jede Erfahrung, sei sie auch noch so schlecht, klüger macht. Vielleicht lassen sich auf diese Weise Anhaltspunkte darüber gewinnen, welche wichtigen Qualifikationen im eigenen Lebenslauf noch fehlen, bzw. worauf Personaler in der Branche besonders achten. Das sollte dann in die nächste Bewerbung einfließen. Ein gewisses Durchhaltevermögen ist in jedem Fall notwendig.

Einstellungskriterien

Welche Kriterien geben aber nun den Ausschlag bei der Personalentscheidung? Das wichtigste Einstellungskriterium ist immer noch das Fachwissen. Aus gutem Grund: In der Regel geht es darum, dass der Personalverantwortliche dem Bewerber die Erledigung der Arbeit auch zutraut. Wenn entsprechende Erfahrungen und Kenntnisse schon vorhanden sind, wird dieses Vertrauen natürlich leichter ausgesprochen. Niemand kauft schließlich gern die Katze im Sack. Daneben ist es aber auch von Vorteil, dem Vorgesetzen in spe in puncto Vorwissen, Lebenslauf und persönliche Einstellung ähnlich zu sein. Hier haben Geisteswissenschaftler vor allem in Wissenschaft, Kultur und Medien, wo bereits viele Geisteswissenschaftler arbeiten und über Einstellungen entscheiden, gute Karten.

Denkspiel

Wie das psychologisch funktioniert, kann sich jeder selbst verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, zehn Hausarbeiten in drei Wochen schreiben zu müssen – ein Pensum das niemand allein bewältigen kann. Allerdings bezahlt der Professor ausnahmsweise die Hausarbeiten, auch dass andere daran mitarbeiten, sei in diesem Fall erlaubt. So können Sie sich Mitarbeiter für die Literaturrecherche und -beschaffung und für das Schreiben selbst aussuchen. Das Problem: Am Schluss steht nur ihr eigener Name auf den Hausarbeiten – und diese entscheiden über ihre wissenschaftliche Reputation, sie entscheiden darüber, ob der Professor das lang ersehnte Gutachten für ein Stipendium schreibt oder die Magister- oder Doktorarbeit betreut. Wie werden Sie nun ihre Mitarbeiter auswählen? Können Sie es sich bei der Kürze der Zeit wirklich leisten, Mitarbeiter zu beschäftigen, die erst eingearbeitet werden müssen und ihre eigenen Ideen in die Hausarbeit einbringen wollen? Werden Sie nicht eher diejenigen mit der Aufgabe betrauen, die schon das benötigte Vorwissen mitbringen und sich an die vorgegebene Gliederung halten, so dass am Ende eine Hausarbeit herauskommt, die der entspricht, die sie selbst geschrieben hätten?

Kurzfristige Verfügbarkeit

Wer nicht mit Erfahrung und Vorwissen punkten kann, muss einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein: Wer für zehn Hausarbeiten nur drei Wochen Zeit hat, sucht nicht zwei Wochen lang nach geeigneten Kandidaten, sondern stellt, so rasch er kann, die besten ein, die er bekommen kann. Nicht anders ergeht es vielen Unternehmen, die kurzfristig Mitarbeiter suchen und dann heißt es, da zu sein, wenn ein Job angeboten wird, der zu den eigenen Qualifikationen passt. Das lässt sich teilweise steuern, beispielsweise indem man Kontakte aufbaut und pflegt und so von einer freien Stelle erfährt, noch bevor sie ausgeschrieben wird. Aber es gehört auch etwas Glück dazu.

Die Perspektive des Arbeitgebers

Die schlechte Lage am Arbeitsmarkt ist für Bewerber natürlich ein Nachteil: Das Angebot an qualifizierten Bewerbern übersteigt momentan einfach die Nachfrage. Zudem stehen in wirtschaftlich schlechteren Zeiten auch die Unternehmen unter Druck und erlauben sich weniger Freiräume für “Experimente”. Es gibt auch Arbeitgeber, die es für eine Gnade halten, jemanden einzustellen und entsprechende Dankbarkeit erwarten. Auch die Hochschulen sind nicht ganz unschuldig an der Misere, beschäftigen sie sich doch kaum mit dem Berufseinstieg ihrer Absolventen.

Betonung der eigenen Stärken

Geisteswissenschaftler tun in jedem Fall gut daran, ein eigenes Bewusstsein für ihre Fähigkeiten zu entwickeln, schließlich haben sie sich gezielt für ihr Studium entschieden und sollten nun nicht mit der eigenen Wahl hadern – denn wie will man künftige Arbeitgeber von seinen Kompetenzen überzeugen, wenn man selbst nicht an sie glaubt? Daher ist es sinnvoll, sich die eigenen Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden, immer wieder vor Augen zu führen.

Soft Skills

In erster Linie sind das die sogenannten Soft Skills, die gewöhnlich in drei Gruppen gegliedert werden: soziale Kompetenz (Führungsstärke, interkulturelle Kompetenz sowie Kontakt-, Kommunikations- und Teamfähigkeit), Methodenkompetenz (logisch-analytisches Denken, Einsatz von Problemlösungsverfahren, Präsentationstechniken und Lernstrategien) und Persönlichkeitskompetenz (Kreativität, Belastbarkeit, Eigeninitiative, Flexibilität). Für das Berufsleben sind Soft Skills vor allem deshalb so wichtig, weil sie im Gegensatz zu schnell veraltendem Fachwissen dauerhaft und in ganz verschiedenen Berufen Verwendung finden können. Ein Beispiel hierfür sind Lernmethoden, die man im Laufe seines Lebens immer wieder anwendet, oder Teamfähigkeit, die in Museen und Softwareunternehmen gleichermaßen gefragt ist. Der Nachteil von Soft Skills ist, dass sich nicht leicht fassen lassen. Ein Blick in die Stellenanzeigen zeigt, dass selbst die Unternehmen häufig keine genauen Vorstellungen von den Schlüsselqualifikationen haben, die sie von ihren Bewerbern erwarten, beispielsweise wenn sie eigentlich miteinander unvereinbare Fähigkeiten wie Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen gleichzeitig verlangen.

Vielfältige Kompetenzen

Aber auch die Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer wissen häufig nicht, was sie eigentlich können. Dabei ist das nicht wenig: Je nach Studiengang verfügen sie in unterschiedlicher Akzentuierung über solide, in der Praxis anwendbare Kompetenzen auf den Gebieten Text- und Bildanalyse, Textproduktion, Moderation und Präsentation, Fremdsprachen, interpersonale und interkulturelle Wahrnehmung, Bibliothekserschließung, EDV (Textgestaltung, Folien, Präsentationsprogramme, Datenbanken, Internet-Recherche), Methoden der Datenerhebung, -auswertung und -interpretation. Daraus ergeben sich Soft Skills wie geistige Offenheit und Flexibilität, Selbständigkeit und Beharrlichkeit, Urteilsvermögen, differenzierter Ausdruck in Wort und Schrift, Teamfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Organisation von Arbeit, zum Arbeiten in interdisziplinären Teams, zur Analyse komplexer Zusammenhänge, zur Weiterentwicklung der eigenen Lern- und Handlungskompetenz, und schließlich Innovationsvermögen und Kreativität (vgl. KoBra 2005).

Nachweis von Soft Skills

Hilfreich ist es allerdings, diese Qualifikationen auch belegen zu können, Kommunikationsstärke etwa durch Zeugnisse, Teamfähigkeit und Organisationstalent durch die Arbeit in einem Verein, interkulturelle Kompetenz durch Auslandsaufenthalte, Methodenkompetenz durch den erfolgreichen Hochschulabschluss usw. In diesem Zusammenhang kann jede Erfahrung weiterqualifizieren. Ein weiterer Pluspunkt sind Eigeninitiative, Durchhaltevermögen und die wichtige Fähigkeit zur Selbstmotivation, über die viele Geisteswissenschaftler in besonderer Weise verfügen: Da ihnen im Studium immer wieder gesagt wurde, dass der Berufseinstieg schwierig sein wird, haben sie sich rechtzeitig um Alternativen gekümmert und häufiger als die Absolventen anderer Fächer vorgebaut und z.B. Praktika absolviert (vgl. Friedmann / Meyer-Althoff 2004).

Systematische Berufsfindung für Geisteswissenschaftler

Wer sich für ein geisteswissenschaftliches Studium entschieden hat, sollte sich das Risiko, in Anbetracht der schlechten Arbeitsmarktlage keine adäquate Stelle zu finden, verdeutlichen und frühzeitig etwas unternehmen, um seine Chancen zu verbessern. Es ist jedoch für Geisteswissenschaftler schwierig, das eigene Berufsziel zu definieren: Auf die Frage, was sie beruflich machen wollen, antworten viele von ihnen mit einem Schulterzucken. Wer Medizin studiert, wird Arzt, wer Jura studiert, Rechtsanwalt – Geisteswissenschaftler hingegen stecken oft in einer Identitäts- und Legitimationskrise: Ihre Ausbildung scheint außerhalb von Schule und Wissenschaft zu nichts zu führen und daher nutzlos zu sein. Natürlich haben viele Studierende Vorstellungen von ihrem “Traumjob”. Im Laufe der Zeit merken sie aber, dass Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen – und das führt zu Verunsicherung. Andere machen ziellos Praktika hier und da und beschäftigen sich erst kurz vor dem Abschluss oder gar danach mit ihrer “endgültigen” Berufswahl. Auch wenn es keinen Königsweg zum Erfolg gibt, so kann eine strukturierte Planung die Chancen bei der Jobsuche doch verbessern.

Life / Work Planing

Einen Ansatz dazu liefert die aus den USA stammende Life / Work Planing Methode (LWP), die in Seminaren oder im Selbststudium mit Hilfe von Büchern erlernt werden kann. Dahinter steht die Annahme, dass jeder das, was er gern tut, mit einer gewissen Hartnäckigkeit verfolgt. Absolventen müssen sich demnach nicht mehr mit den vorhandenen Stellenangeboten zufrieden geben, sondern können systematisch ihr eigenes Profil herausarbeiten und sich dann einen Arbeitgeber suchen, der zu ihnen passt. Dass viele Absolventen die LWP Methode in der einen oder anderen Form bereits praktizieren, z.B. indem sie die eigenen Stärken ausloten oder Kontakte knüpfen, soll nicht bestritten werden. Häufig geschieht dies jedoch unstrukturiert und zufällig. Wichtig ist es aber, bei der Berufsfindung systematisch vorzugehen – wie soll im Folgenden verdeutlicht werden.

Schritt 1: Wünsche und Fähigkeiten definieren

Zunächst sollte sich jeder über die eigenen Ziele, Wünsche und Fähigkeiten klar werden. Eine simple, aber wirkungsvolle Methode, um einen Überblick zu erhalten, ist es, seine Überlegungen aufzuschreiben. Aber seine eigenen Wünsche zu formulieren, ist nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick scheint, denn häufig wird das, was man eigentlich möchte, von dem überlagert, was andere für richtig halten. Ein erster Anhaltspunkt sollte die eigene Studienfachwahl sein: Die meisten Geisteswissenschaftler haben sich ja aus Neigung und Interesse für ihr Fachgebiet entschieden. Aber was genau hat an diesem Fach interessiert? Ist dieses Interesse nach dem Studium überhaupt noch vorhanden? Oder sind durch das Studium neue Interessen entstanden? Ist beispielsweise die romantische Vorstellung vom Umgang mit Literatur der Freude am Umgang mit Sprache und an der Recherche gewichen? Ebenso wichtig ist es, sich klar zu machen, wo gegebenenfalls Abstriche hingenommen werden können: Will man unbedingt in einer bestimmten Branche arbeiten oder lieber in der Region bleiben? Hat der Wunsch nach einem hohen Einstiegsgehalt Vorrang oder steht der Inhalt der Tätigkeit im Mittelpunkt? Hier hilft es, die verschiedenen Wünsche, die man aufgelistet hat, mit Noten von 1 bis 5 zu bewerten. Noch schwieriger kann es sein, eine einigermaßen objektive Übersicht über die eigenen Fähigkeiten zu erstellen. Denn dabei geht es nicht um das im Studium erworbene Fachwissen, sondern vor allem um die übertragbaren Fähigkeiten, die Soft Skills, die sich in verschiedenen Berufen anwenden lassen.

Schritt 2: Berufsziel anvisieren

In einem zweiten Schritt sollte man überlegen, wie sich die persönlichen Interessen in einen Beruf einbringen lassen. Die Frage darf dabei aber nicht lauten: Was kann ich mit meinem Studienfach anfangen?, denn dies würde die Auswahl automatisch einschränken, sondern: Welche Berufstätigkeit strebe ich überhaupt an?. Tatsächlich gibt es bei der Berufswahl gerade für Geisteswissenschaftler nicht nur ein Berufsziel, sondern eine Reihe von Alternativen. Von der Frage: Welche Möglichkeiten bietet mein geisteswissenschaftlicher Studienabschluss? auszugehen, ist auch deshalb zu kurz gedacht, weil sich vorhandene Kompetenzen jederzeit durch neue Hard Skills ergänzen lassen. Das bedeutet natürlich nicht, dass es sinnvoll ist, Weiterbildungen jeder Art zu absolvieren. Wer sich aber über sein berufliches Ziel klar geworden ist und weiß, dass er ganz sicher in einem bestimmten Bereich arbeiten möchte, der kann sich durch eine entsprechende Zusatzqualifikationen den Einstieg erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen. Denn wenn ein Unternehmen den Bewerber noch nicht persönlich kennt, können anhand der schriftlichen Unterlagen zunächst nur die Fachqualifikationen beurteilt werden. Was aber immer an neuen Möglichkeiten, Erfahrungen oder Weiterbildungen ausprobiert wird: Es ist wichtig, dabei ein Ziel vor Augen zu haben, um nicht unnötig Zeit und Geld zu verschwenden. Außerdem ist es besser einen roten Faden in seinem Lebenslauf erkennbar zu machen, um nicht sprunghaft und unentschieden zu wirken.

Schritt 3: Realitätscheck durchführen

Schritt 3 ist der schwierigste und aufwändigste: Hier sollte überprüft werden, ob die persönliche Vorstellung vom Beruf mit der Realität übereinstimmt. Dazu ist es notwendig, weitere Informationen und Erfahrungen zu sammeln, wobei man es nicht beim Lesen von Karriere- und Branchenmagazinen oder anderer Literatur belassen sollte. Viel wichtiger ist es, den direkten Kontakt zur Branche zu suchen, was auf verschiedenen Wegen möglich ist. Ein Weg führt über Praktika, ein anderer über Zeitarbeitsfirmen oder eine Aushilfstätigkeit. Auf diese Weise lernt man die Unternehmen sozusagen von innen kennen. Ansprechpartner finden sich auch in studentischen Initiativen oder politischen Parteien. Vor allem Berufsverbände oder spezielle Stammtische, z.B. Journalistenstammtische, helfen Kontakte zu knüpfen und so Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Auch Messen und Recruiting-Veranstaltungen sind gute Plattformen, um erste Gespräche zu führen oder seine Visitenkarte abzugeben. Weit verzweigte, internationale Kontakte lassen sich über das Internet herstellen. Im Online-Netzwerk Xing beispielsweise hat jeder die Möglichkeit, mit einem Profil und mit Forenbeiträgen auf sich aufmerksam zu machen – und das praktisch kostenlos. Xing wurde unter dem Namen OpenBC 2003 als internationale Online-Plattform für alle Berufsgruppen gegründet und hat inzwischen über 1,5 Millionen Benutzer aus mehr als 200 Ländern. Angemeldete Benutzer tragen ihre Daten in ein Profil ein. Auf dieser Kontaktseite können vielfältige Informationen zu Tätigkeitsfeldern, Ausbildung und Arbeitgebern hinterlegt werden. Die Kategorien “ich biete” und “ich suche” können Kontakte zu anderen Teilnehmern anbahnen. Moderierte Foren, unter anderem zu Existenzgründung, Zukunftsforschung und Kultur, bieten die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Mitgliedern. Manche Unternehmen veranstalten auch einen Tag der offenen Tür. Nützlich ist auch ein Netzwerk aus Verwandten, Bekannten, Freunden, Kommilitonen und Kollegen. Dabei gilt die goldene Regel: Jeder kennt jeden um sechs Ecken. Wer also keinen Ansprechpartner aus der gewünschten Branche selbst kennt, sollte nicht verzagen, sondern einfach 30 seiner Kontakte aufschreiben, die über Umwegen weiterhelfen könnten. In die Liste dürfen auch entfernte Bekannte aufgenommen werden, beispielsweise Freunde der Eltern oder Angehörige von Freunden, ehemalige Arbeitgeber oder Dozenten. Dann sollten die Kontakte ausgewählt werden, die für das konkrete Vorhaben am geeignetsten erscheinen. Diese kann man nun systematisch um Informationen oder weitere Kontakte bitten. Es kostet natürlich Überwindung, andere anzusprechen und um Hilfe zu bitten, doch mehr als Nein sagen kann niemand und man selbst kann in jedem Fall nur gewinnen.

Schritt 4: Networking optimieren

Damit ist der erste Schritt zum erfolgreichen Networking bereits getan. Doch wie genau geht man beim Networking eigentlich vor? Zum besseren Verständnis hilft es, sich das Networkingprinzip mit einem Vergleich zu verdeutlichen: Der Networker wirft seine Netze aus wie ein Fischer. Durch Zufall oder Fleiß fängt er große und kleine Fische, das bringt Gewinn, aber mancher Fisch entwischt auch, wenn das Netz reißt. Daher muss der Fischer das Netz immer wieder sorgfältig knüpfen und erneuern. Networking ist also das methodische und systematische Knüpfen nützlicher Kontakte, was dem Zufall auf die Sprünge hilft, will man die richtigen Menschen treffen. Und das erfordert Fingerspitzengefühl: Wer nicht gerade gute Freunde um Hilfe bittet, muss zunächst einmal Vertrauen gewinnen. Dafür ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass es in dieser Phase noch nicht um die eigentliche Jobsuche geht, sondern erst einmal darum, so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Je geringer dabei die eigenen Erwartungen, desto besser, denn meist freuen sich Menschen über ein ehrliches Interesse an ihrer Person oder ihrer Arbeit und erzählen gern darüber – auch wenn man unangemeldet hereinplatzt. Wer also anderen offen und ohne allzu viele Hintergedanken begegnet, baut Vertrauen auf. Das Vertrauen wird jedoch schnell verspielt, lässt man allzu schnell durchblicken, dass man nur seine eigenen Vorteile im Auge hat. Wer nämlich dann keinen brauchbaren Gegenwert anbieten kann, etwa in Form von Expertenwissen, das im Unternehmen gerade benötigt wird, was bei geisteswissenschaftlichen Absolventen vermutlich eher selten der Fall ist, der hinterlässt bei seinem Gesprächspartner den Eindruck, ausgenutzt zu werden, und der Kontakt reißt ab. Wer etwas möchte, sollte also auch etwas zu bieten haben. Vielleicht kann man dem anderen irgendwie nützlich sein – auch indirekt über Dritte. Networking ist also nicht die Kunst, irgendwelche, immer aber besonders viele Kontakte zu knüpfen. Viele Situationen erfordern nur wenige Kontakte, dafür aber genau die richtigen – und diese herzustellen erfordert großes persönliches Engagement. Daher ist ein Netzwerk mit Menschen, die man eigentlich gar nicht mag und zu denen man nur freundlich ist, um irgendwann einmal einen Vorteil daraus zu ziehen, auf Dauer kaum durchzuhalten. Sinnvoller ist es, seine Aktivitäten auf Menschen zu konzentrieren, für die Sympathie besteht.

Wie gut ist das Netzwerk?

Wer nun denkt, dass er längst ein versierter Networker ist, sollte einmal testen, wie gut sein Netzwerk wirklich ist. Man schreibt dazu alle Mitglieder einer oder mehrerer sozialer Gruppen, in denen man lebt, auf ein großes Blatt Papier. Wenn ein Vorname oder ein Nachname oder beide unbekannt sind, wird an diese Stelle jeweils ein Fragezeichen gesetzt. Das eigene Adressbuch darf zum Nachschlagen benutzt werden, jedoch keine von anderen erstellten Listen. Je mehr Fragezeichen sich auf der Liste wiederfinden, umso dringlicher ist es, die eigene Netzwerkstrategie zu verbessern. Denn auch wer viele Leute kennt, betreibt erst dann Networking, wenn er weiß, welche Informationen oder welche Art der Unterstützung er von den einzelnen Personen erhalten kann. Helfen kann es schon, sich für jede Person eine eigene Datei auf dem Computer anzulegen. Das fängt mit so einfachen Dingen wie Adressen, Geburtstagen oder Hobbies und persönlichen Vorlieben an. Aber auch Gesprächsthemen, gemeinsame Projekte und Unternehmungen oder die Geschenke, die man sich im Laufe der Zeit gemacht hat, sollten verzeichnet werden. Ganz wichtig ist es natürlich, wiederum die Kontakte der Bekannten aufzuzeichnen – Leute, die man auch selbst kennt und Leute, die man noch nicht persönlich kennengelernt hat.

Intensive Kontaktpflege

Kontakte herzustellen ist eine Sache, sie aufrecht zu erhalten eine andere: Der eigenen Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt, die Palette reicht von einfachen Geburtstagsgrüßen bis zu regelmäßigen gemeinsamen Unternehmungen. Entscheidend ist aber, dass man Geduld hat, denn ein Netzwerk kann mehrere Jahre bestehen, bevor sich erste Erfolge zeigen. Bei aller Sympathie sollte man stets im Auge behalten, dass es sich vor allem um berufliche Kontakte handelt – auch wenn daraus manchmal private werden.

Wunschberuf hinterfragen

Die richtige Networkingstrategie bringt also Informationen, Ratschläge und Unterstützung sowie Erfahrung im Umgang mit Menschen. Das hilft, die eigenen Vorstellungen vom Wunschberuf nochmals kritisch zu hinterfragen und mit der Realität abzugleichen. Warum will ich beispielsweise Journalist werden? Weil ich gern schreibe oder weil ich den Medienbereich irgendwie interessant finde? Bin ich bereit, für den Beruf auch Nachteile wie großen Konkurrenzdruck, einen Ortswechsel, ein niedriges Gehalt oder eventuell die ständige Unsicherheit einer freiberuflichen Tätigkeit in Kauf zu nehmen?

Verdeckter Arbeitsmarkt

Wer seine Berufsfindung strategisch plant, verbessert auch seine Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung. Denn wer seine Fähigkeiten kennt, kann auch andere besser von diesen überzeugen. Diese Kontaktpersonen geben Bescheid, wenn irgendwo eine passende Stelle frei wird und sprechen gegebenenfalls auch Empfehlungen aus. Dies ist umso wichtiger, als viele Stellen gar nicht mehr ausgeschrieben werden. Den Firmen stehen ohnehin genug qualifizierte Bewerber zur Verfügung, so dass sie sich den Aufwand häufig sparen und die Jobs über den sogenannten verdeckten Arbeitsmarkt vergeben.

Aussicht auf Erfolg

Eine Garantie für einen erfolgreichen Berufseinstieg bieten auch eine gezielte Planung und die besten Kontakte nicht – letztendlich kommt es immer auf das eigene Können an. Das Ergebnis einer bewusst angewandten Berufsfindungsstrategie sollte aber zumindest die Erkenntnis sein, dass es weitaus mehr Möglichkeiten gibt, als die geringe Anzahl von Stellenangeboten vermuten lässt. Dass eine gezielte Vorbereitung zum Erfolg führen kann, zeigt das Beispiel einer Prähistorikerin, die mit ihrer ersten Bewerbung trotz Kürzungen gerade im Kulturbereich gleich eine Stelle in einem Museum fand. Davor stand jedoch neben einer Positionsbestimmung vor allem eine fundierte Recherche, die ihr tiefere Einblicke in die Museumslandschaft vermittelte. So erfuhr sie auch von einem neuen, aufsehenerregenden Fund der alsbald zum touristischen Anziehungspunkt wurde. Kein Wunder also, dass in dem betreffenden Museum bald neue finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt wurden, die die Schaffung einer weiteren Stelle zuließen. Daher konnte die Prähistorikerin ihre Bewerbung zielgenau anbringen. Sie arbeitet nun in ihrem Wunschberuf.

Der Berufseinstieg

Der Berufseinstieg von Geisteswissenschaftlern gestaltet sich sehr unterschiedlich: Die einen sind durch Praktika oder Studentenjobs zu ihrem Unternehmen gekommen, bei anderen führten Aushilfsjobs, Selbständigkeit oder Auslandserfahrung zu einer Anstellung. Eine Italianistin war mit einer Portion Frechheit erfolgreich: Auf eine Stellenanzeige, in der neben zahlreichen bei ihr vorhandene Kompetenzen auch Französischkenntnisse gefordert waren, über die sie nicht verfügte, bewarb Sie sich mit der Frage: “Vielleicht brauchen Sie ja auch jemanden mit Italienischkenntnissen?” Das Erfolgsrezept der Italianistin war in diesem Fall, dass sie die eigenen Fähigkeiten gut verkaufen, ihre Defizite nachvollziehbar erklären und eine Ersatzqualifikation anbieten konnte.

Arbeitsfelder

Beispiele wie dieses zeigen, dass es die eine Strategie, die zum erfolgreichen Berufseinstieg führt, nicht gibt, sondern stattdessen zahlreiche, individuelle Optionen. Denn die Arbeitsfelder für Geisteswissenschaftler sind vielfältiger geworden. In der Wirtschaft haben Geisteswissenschaftler längst nicht mehr nur in Weiterbildung oder Öffentlichkeitsarbeit gute Karten. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass sie mittlerweile auch im Personalwesen, im Marketing oder bei der Kundenbetreuung, im Sales– oder Call-Center-Management eingesetzt werden. Durchschnittlich 39% des Examensjahrgangs von 2001 fanden direkt nach ihrem Abschluss eine Beschäftigung in der Privatwirtschaft. 11% arbeiteten als Bürofachkräfte in der Verwaltung, 9% in der Werbung, 7% sind Geschäftsbereichsleiter oder Assistenten der Geschäftsleitung, 2% arbeiten im Marketing, je 1% sind Handelsmakler oder Unternehmensberater. Die Statistik zeigt aber auch, dass die Werbung mit 9% sowie der Medien- und Publizistikbereich mit 23% noch immer die meisten Geisteswissenschaftler aufnehmen (vgl. Minks 2004, 29-30). Hier sind ihre typischen Fähigkeiten gefragt und der Berufseinstieg gestaltet sich leichter. Allerdings kümmern sich Geisteswissenschaftler seltener um fachbezogene Themen, sondern betreuen Multimediaprojekte, schreiben Drehbücher, arbeiten als Producer beim Fernsehen oder als Kreative in Werbeagenturen (vgl. Behrens 2002). Natürlich konkurrieren sie hier mit gut ausgebildeten Fachkräften, darüber hinaus erwarten Unternehmen zunehmend auch kaufmännisches Wissen, dass man sich zwangsläufig aneignen muss. Wer eine bestimmte Branche anstrebt, sollte sich also genau erkundigen, welche Kompetenzen dort gefragt sind.

Bei der Suche nach neuen Berufsfeldern können Geisteswissenschaftler aber auch Nischen finden. Eine Übersicht über verschiedene Berufsfelder bietet das BERUFEnet der Agentur für Arbeit. Auch das Unimagazin stellt verschiedene Karrierewege und Berufsfelder vor. Sinnvoll kann es darüber hinaus sein, gezielt nach Unternehmen zu suchen, die auch für Geisteswissenschaftler offen sind. Der Wissenschaftsladen Bonn wertet monatlich Stellenangebote aus mehr als 140 Printmedien und Internet-Portalen aus. Auch die Unternehmen selbst bzw. ihre Websites geben Auskunft darüber, ob Geisteswissenschaftler Einstellungschancen haben.

Gezielte Vorbereitung

Es reicht jedoch nicht, Branchen oder Unternehmen zu finden, die Geisteswissenschaftlern aufgeschlossen gegenüberstehen. Auch der Bewerber selbst sollte ehrliches Interesse an dem neuen Arbeitsbereich haben. Natürlich ist es sinnvoll, flexibel zu sein und sich auf möglichst viele Stellen zu bewerben, jedoch bringen standardisierte Massenbewerbungen meist wenig. Besser ist es, herauszustellen, warum man unbedingt in einem bestimmten Unternehmen arbeiten will. Gute, individuell gestaltete Bewerbungen zeigen auch, dass sich der Bewerber intensiv mit dem Unternehmen befasst hat und weiß, was ihn dort erwartet und wie er seine Kenntnisse und Fähigkeiten sinnvoll einbringen kann. Die häufig in Bewerbungsgesprächen gestellte Frage: Warum wollen Sie gerade bei uns arbeiten? zielt ganz klar darauf ab, welchen Nutzen das Unternehmen von einer Mitarbeit des Bewerbers haben könnte – und das sollte sich ein Bewerber schon im Voraus überlegen.

Bewerbung: Form und Inhalt

Das Interesse an ihrem Unternehmen machen die Personalentscheider häufig schon an der äußeren Form der Bewerbung fest. Aus diesem Grund sollte das Anschreiben eine individuelle Note haben, formal fehlerhafte Bewerbungen sind Tabu und auch eMail-Bewerbungen werden häufig nicht gern gesehen: Zwar sind sie für den Bewerber praktisch und kostengünstig, doch vielen Unternehmen verursachen sie mehr Aufwand. Das Hauptproblem hierbei sind die angehängten Dateien, denn das Laden, Öffnen und Ausdrucken der Zeugnisse kostet Zeit und ist oft umständlich. Zudem erwecken gerade Massenmails, vor allem wenn noch andere Adressaten sichtbar sind, den Eindruck einer gewissen Beliebigkeit. Bewerber sollten die Möglichkeiten des Internets dennoch für sich nutzen und eMails mit formatierten Anhängen, beispielsweise mit PDF-Dateien, versenden, um den Mehraufwand bei der Bearbeitung zu minimieren.

Unternehmen, die unter zig Bewerbern auswählen können, schauen sich lieber sorgfältig gestaltete Bewerbungen genauer an und sortieren alle anderen gleich aus. Bewerber sollten sich auch den Zeitdruck und Stress in vielen Unternehmen vergegenwärtigen. Ein Personaler nimmt sich nur wenige Minuten Zeit für eine Bewerbung. Diese sollte daher so gestaltet werden, dass das Wichtigste auf einen Blick zu erkennen ist. Das gilt im Übrigen auch für weniger qualifizierte Jobs, denn selbst hier ist die Konkurrenz groß.

Durchhaltevermögen

Ein Übermaß an Initiative kann von der Zielperson als störend empfunden werden oder dem Bewerber den Ruf eines Unruhestifters verleihen. Das richtige Maß ist hier entscheidend. Um eine adäquate Stelle zu finden, sind schließlich auch Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz erforderlich. Trotz Rückschlägen einfach weiterzumachen, ist natürlich leichter gesagt als getan. Manch einer verliert bereits nach wenigen Absagen den Mut und verallgemeinert seine schlechten Erfahrungen. “Mich will doch eh keiner” oder “In dieser Branche findet man einfach keine Stelle”, heißt es dann. Negative Statistiken tun da ein Übriges. Bei einigen Bewerbern führt die Enttäuschung schließlich dazu, ganz den Kopf in den Sand zu stecken. Die Kunst besteht jedoch darin, sich optimistisch weiter zu bewerben und aus Fehlern zu lernen. Auch schlechte Erfahrungen helfen weiter und Lernfähigkeit und Durchhaltevermögen führen in der Regel schließlich zum Erfolg.

Einstieg über Praktika und Jobs

Der Berufseinstieg gelingt selten gleich mit dem Traumjob. Am Anfang stehen meist Kompromisse wie Praktika, befristete Stellen oder schlecht bezahlte Aushilfstätigkeiten. Unbezahlte Praktika – wer Glück hat, erhält eine Aufwandsentschädigung von einigen Hundert Euro im Monat – können ein sinnvoller Berufseinstieg sein, um wichtige Erfahrungen zu sammeln. Leider nutzen einige Unternehmen die momentane Situation auf dem Arbeitsmarkt aus, um reguläre Arbeitskräfte durch billige Praktikanten zu ersetzen.

Qualität statt Quantität

Praktika und Aushilfsjobs sollten nicht planlos aneinandergereiht werden, sondern qualitativ aufeinander abgestimmt sein, so dass sich ein roter Faden im Lebenslauf erkennen lässt. Außerdem ist eine finanzielle Weiterentwicklung anzustreben. Aber dies versteht sich von selbst. Manchmal ist auch der Mut erforderlich, ein schlechtes Angebot auszuschlagen, selbst wenn die Situation auf dem Arbeitmarkt glauben macht, man habe keine Wahl. Wichtig ist, dass die Organisation oder das Unternehmen, bei dem das Praktikum absolviert wird, ein gewisses Renommee besitzt – dann ist zunächst auch eine schlechte Bezahlung akzeptabel. Die Europäische Union macht sich im Lebenslauf eben besser als eine Firma mit zehn Beschäftigten, die niemand kennt.

Was bringt ein Praktikum?

Die Qualität der Praktika kann sogar innerhalb desselben Unternehmens sehr unterschiedlich sein. Die Aufgaben reichen vom Vollzeitjob einer regulären Arbeitskraft bis zu Hilfstätigkeiten wie Kopieren und Kaffee kochen. Der Umgang mit Software und technischen Geräten kann geübt werden. Auch der Entstehungsprozess eines Buches oder der kommunikative Ablauf innerhalb eines Unternehmens lässt sich näher betrachten. Jeder Praktikant wird relativ schnell merken, ob er etwas Sinnvolles lernen kann oder nicht. Wer den Eindruck hat, nur als billige Arbeitskraft ausgenutzt zu werden, sollte den Mut haben, das Praktikum abzubrechen. Entscheidend ist, dass das Praktikum die eigenen Zielvorgaben erfüllt. Kurzpraktika von einigen Wochen dienen dazu, in die Branche hineinzuschnuppern und erste belegbare Berufserfahrungen zu sammeln. Mehrmonatige Praktika hingegen verfolgen das Ziel, eine Anstellung zu erhalten oder zumindest gute Kontakte aufzubauen, um als freier Mitarbeiter weiterbeschäftigt zu werden und vielleicht später auf eine freie Stelle nachzurücken.

Zusammenarbeit mit Kollegen

Die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und innerbetriebliche Abläufe und Kommunikationswege kennen zu lernen, sollte jeder Praktikant unbedingt nutzen, denn hier entstehen die Probleme, die Berufsanfängern offenbar besonders zu schaffen machen: 27% der Geisteswissenschaftler beklagen beim Berufseinstieg nicht überschaubare betriebliche Entscheidungsprozesse, 13% mangelnde Kooperation unter Kollegen. Tatsächlich wird häufig gerade von Berufsanfängern unterschätzt, wie wichtig der Umgang der Menschen miteinander für ein gutes Arbeiten ist, daher kann es ein entscheidender Vorteil sein, die Arbeitsatmosphäre bereits von vornherein richtig einschätzen zu können. Wer sich bei der Arbeit wohl fühlt und ein gutes Verhältnis zu den Kollegen hat, ist produktiver und die Ergebnisse der Arbeit werden im Kollegenkreis und vom Vorgesetzten mehr geschätzt (vgl. Minks 2004, 18).

Zeitarbeit

Eine von Akademikern häufig vernachlässigte Alternative beim Berufsstart ist die Zeitarbeit. Einst heftig kritisiert, ist Leiharbeit für viele heute eine echte Option mit der Chance auf Übernahme – immerhin fast ein Drittel aller Zeitarbeiter wechselt fest zu einem Unternehmen. Die Vorteile für beide Seiten liegen auf der Hand: Längst werden nicht mehr nur Aushilfen, sondern auch hochqualifizierte Spezialisten durch Zeitarbeitsfirmen vermittelt, denn Leiharbeit bietet optimale Möglichkeiten, ein Unternehmen kennen zu lernen und sich durch gute Arbeit zu empfehlen. Allerdings werden von den Interessenten Flexibilität, aber auch Zugeständnisse hinsichtlich der Entlohnung erwartet (vgl. Uni-Redaktion 2005c; Ilg 2005). Doch ganz gleich ob Jobben, Praktika oder Zeitarbeit: Wer feststellt, dass er trotz aller Bemühungen immer nur neue Praktika oder befristete Jobs findet, sollte sich ehrlich fragen, ob er auf diesem Weg weiterkommt. Natürlich erfordert die Stellensuche einen langen Atem. Hat man jedoch nach etwa zwei Jahren immer noch nicht richtig Fuß gefasst, ist es Zeit zu prüfen, ob nicht ein anderes Beschäftigungsfeld, eine Existenzgründung oder eine Weiterbildung bessere Chancen bieten.

Sozialversicherung

Wer einen Job antritt, ist normalerweise in der gesetzlichen Sozialversicherung pflichtversichert. Der Arbeitgeber übernimmt, sobald mehr als 400 € pro Monat verdient werden, jeweils die Hälfte der Beiträge zur gesetzlichen Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung. Ohne feste Anstellung gibt es verschiedene Möglichkeiten: Wer noch immatrikuliert ist und weder das 14. Fachsemester abgeschlossen noch das 30. Lebensjahr vollendet hat, kann als Student kranken- und rentenversichert bleiben. Er darf die 400-€-Grenze nicht überschreiten und nicht mehr als 20 Stunden in der Woche arbeiten. Wenn ein Job oder ein bezahltes Praktikum auf zwei Monate im Jahr befristet ist, spielt die Wochenarbeitszeit keine Rolle.

Wer schon exmatrikuliert ist, hat die Möglichkeit, sich freiwillig in der gesetzlichen Krankenkasse versichern, was je nach Beitragssatz bis zu 300 € im Monat kosten kann. Solange die Einkünfte die 400-Euro-Grenze nicht übersteigen, darf dann aber unbegrenzt gearbeitet werden. Oder er versichert sich privat. Die Beiträge sind in diesem Fall anfangs niedriger, können jedoch mit zunehmendem Alter deutlich steigen. Eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse ist nur möglich, wenn eine Festanstellung gefunden wird. Diejenigen, die meinen, sie bräuchten für eine gewisse Zeit gar keine Krankenversicherung – denn auch das ist möglich – können ebenfalls nur durch eine Festanstellung zur gesetzlichen Krankenkasse zurückkehren. Einen verminderten Beitragssatz (etwa 120 € im Monat) zahlen diejenigen, die für einen Promotions- oder Masterstudiengang oder eine Weiterbildung eingeschrieben sind und nebenher Berufserfahrung sammeln – sie dürfen aber nicht mehr als 18 Stunden in der Woche arbeiten.

Arbeitslosengeld

Wer schon während seines Studiums sozialversicherungspflichtig gearbeitet hat, kann sich nach Abschluss des Studiums arbeitslos melden und erhält Arbeitslosengeld I. In diesem Fall zahlt die Arbeitsagentur die Beiträge zur Sozialversicherung. Wer nicht berechtigt ist, ALG I zu beziehen, kann sich dennoch arbeitslos melden und erhält, wenn er alle Voraussetzungen erfüllt, Arbeitslosengeld II – auch in diesem Fall wird die Sozialversicherung übernommen und eine Geldleistung gezahlt.

Arbeiten im Ausland

Während deutsche Unternehmen Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer häufig mit einem gewissen Misstrauen gegenüber stehen, haben ausländische Firmen, besonders in den angelsächsischen Ländern, eine liberalere Unternehmenskultur. Es wird nicht nur auf Zeugnisse geschaut, sondern es kommt bei den Bewerbern vor allem darauf an, dass sie über Soft Skills verfügen. Das in Deutschland so geschätzte kaufmännische Wissen wird berufsbegleitend vermittelt. Das gilt übrigens auch für Niederlassungen dieser Firmen in Deutschland. So erklärt sich beispielsweise der Berufsweg einer Philologin, die aufgrund ihrer hervorragenden Kenntnisse in drei Sprachen bei einer renommierten britischen Bank im Bereich Aktienhandel einsteigen konnte.

EU-Programm Leonardo

Eine Stelle im Ausland kann auch über den Umweg eines Praktikums gefunden werden. Das EU-Programm Leonardo hilft Absolventen, einen entsprechenden Aufenthalt im europäischen Ausland zu finanzieren. Die Praktikanten erhalten für die Dauer von drei bis zwölf Monaten etwa 300 € monatlich, je nach Höhe des Praktikumsentgeltes, so dass der Geförderte über insgesamt 500 € verfügt. Der Hochschulabschluss darf allerdings nicht länger als zwölf Monate zurückliegen und der Praktikant noch nie berufstätig gewesen sein.

Stellensuche im Ausland

Wer sich im Ausland um eine Stelle bewirbt, konkurriert natürlich mit den Bewerbern vor Ort. Den Ausschlag für einen Interessenten aus Deutschland kann seine Muttersprache geben, weswegen die Bewerbung in einer Branche, in der Deutschkenntnisse gefordert werden, besonders aussichtsreich ist. Von Deutschland aus auf eigene Faust eine Stelle im Ausland zu suchen, gestaltet sich auch im Zeitalter des Internets noch schwierig. Daher kann es sinnvoll sein, zunächst eine schlecht bezahlte Tätigkeit anzunehmen und sich dann, bereits im Land, auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen und bei den Firmen vor Ort nachzufragen.

Deutsche Niederlassungen internationaler Konzerne

Auch international tätige Konzerne mit deutschen Niederlassungen, eröffnen die Aussicht auf eine Arbeit im Ausland. Die Konkurrenz unter den Bewerbern ist groß, gute Kenntnisse in der Landessprache sind da fast schon Pflicht. Wer sich für eine Anstellung interessiert, sollte die Website des entsprechenden Unternehmens betrachten; diese Seiten enthalten häufig ein eigenes Karriereportal.

Internationale Organisationen

Auch die Chancen auf eine Anstellung bei einer internationalen Organisation oder im Auswärtigen Dienst sind nicht berauschend, aber ein Versuch schadet nichts. Grundvoraussetzungen sind sehr gute Kenntnisse in mindestens zwei Fremdsprachen, die Bereitschaft zu häufigen Ortswechseln auch in Krisengebiete, gute Gesundheit, Sozialkompetenz und Toleranz gegenüber anderen Kulturen. Weitere Informationen bietet hier das Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO).

Deutschlehrer

Leichter ist es, als Deutschlehrer im Ausland zu arbeiten: Bei privaten Sprachinstituten hat man als Muttersprachler mit Hochschulabschluss meist gute Karten, zumal nicht immer einer Lehrerausbildung benötigt wird. Dafür muss man die ortsüblichen Gehälter in Kauf nehmen. Bei einer Bewerbung als Sprachassistent oder Lektor, etwa des DAAD, werden je nach Land unterschiedliche Kenntnisse verlangt: In den Ländern des angelsächsischen oder romanischen Sprachraums haben nur Bewerber mit guten Kenntnissen der Landessprache eine Chance, in osteuropäischen Ländern werden diese nicht immer vorausgesetzt. Deutsche Schulen im Ausland verlangen in der Regel das Staatsexamen. Der Pädagogische Austauschdienst (PAD) des DAAD fördert den internationalen Austausch im schulischen Bereich in ca. 90 Nationen. Über die Teilnahme deutscher Interessenten an den Programmen des PAD entscheiden die Kultus- bzw. Senatsverwaltungen der Länder. Direkte Bewerbungen beim PAD sind nicht möglich.

Vermittlung ins Ausland

Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Bonn berät und vermittelt wie eine Personalagentur Fach- und Führungskräfte ohne Altersbeschränkung sowie junge Berufstätige bis 35 Jahre ins Ausland. Die Bundesagentur für Arbeit bietet außerdem einen Europaservice an, der zu den Themen Arbeitsmarkt, Stellenangebote, Bewerbungsmodalitäten, Arbeitsrecht und Sozialversicherungsfragen im Ausland informiert und berät.

Es versteht sich übrigens von selbst, dass bei Bewerbungen im Ausland häufig andere Gepflogenheiten herrschen als in Deutschland – das reicht von sprachlichen Feinheiten bis zur Gestaltung der Bewerbungsmappe und der Handhabung von Onlinebewerbungen. Erste Informationen finden sich auf der Europaservice-Website der Arbeitsagentur.

Checkliste: Was Geisteswissenschaftler bei der Jobsuche beachten sollten!

Literatur

Behrens, Inge 2002: Karriereführer Multimedia. Neue Berufe in den Neuen Medien. München.

Bolles, Richard Nelson 2004: Durchstarten zum Traumjob. Das Handbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger. Frankfurt am Main.

[Der Arbeitswissenschaftler Richard Nelson Bolles entwickelte die Life / Work Planning Methode (LWP), die auch die Grundlage für “Durchstarten zum Traumjob” ist.]

Englert, Sylvia 2000: Die Jobs der Zukunft. Neue Berufsbilder und was sich dahinter verbirgt. Frankfurt / Main.

[Das Buch stellt neue Berufsfelder wie z.B. Systemadministrator, Mediator, Arbeitsmarktberater und Ideenmanager vor. Leider ist es nicht mehr ganz aktuell.]

Frankfurter Allgemeine Zeitung 2006: Bildung bleibt der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. 10.4.2006, 13.

Friedmann, Jan / Meyer-Althoff, Martha 2004: Karriere. So schön klagt keiner. In: Manager-Magazin 7.7.2004. Download unter manager-magazin.de > Köpfe+Karriere > Karriere-Spezial > Chancen.

Glaubitz, Uta 2003: Der Job, der zu mir passt. Frankfurt am Main.

[Von dieser Autorin sind zahlreiche Bücher erschienen, in denen sie Berufe für Bücherwürmer, Weltenbummler, Kommunikationstalente usw. vorstellt. Im Gegensatz zu dem hier genannten Arbeitsbuch, das konkrete Anleitungen zur Berufsfindung bietet, werden in den Spartenführern die Berufe nur vorgestellt. Informationen über Zugangswege fehlen häufig. Mehr zur Autorin unter berufsfindung.de.]

Härter, Gitte / Öttl, Christine 2004: Vorstellungsgespräche. München.

[Der Ratgeber erklärt, wie Bewerber ihre Qualifikationen optimal präsentieren können. Übungen und Praxisbeispiele helfen, das Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Auch der konstruktive Umgang mit Absagen wird behandelt.]

Hesse, Jürgen / Schrader, Hans Christian 2005: Das Hesse / Schrader Bewerbungshandbuch. Alles, was Sie für ein erfolgreiches Berufsleben wissen müssen. Frankfurt am Main.

[Von dem renommierten Autoren-Duo sind im Eichborn Verlag weitere Titel zu Bewerbung, Vorstellungsgespräch und Assessment-Center erschienen.]

Hofert, Svenja 2005: Bewerben ohne Bewerbung. Alternative Erfolgsstrategien in schwierigen Zeiten. Frankfurt am Main.

Holst, Ulrich 2001: Karriereplanung für Geisteswissenschaftler. München.

[Ein Arbeitsbuch zur Planung des persönlichen Berufsweges.]

Ilg, Peter 2005: Berufsstart per Zeitarbeit. Biss in den süßsauren Apfel. In: Unispiegel-Online, 4.7.2005. Kostenpflichtiger Download unter http://spiegel.de/.

Jüde, Peter 1999: Berufsplanung für Geistes- und Sozialwissenschaftler. Köln.

[Eine ausführliche und detaillierte Darstellung zahlreicher Berufsbilder, die sich leider nicht mehr auf dem neuesten Stand befindet.]

Janson, Simone 2004: Studienführer Kulturwissenschaften. Eibelstadt.

Janson, Simone 2006a: InsidePaper Studienfinanzierung – BAföG, Jobben und Sozialleistungen. Wehlau. Download unter http://www.Beamte4u.de.

Karriere-Redaktion 2005: Soziologen. In: Karriere 9/2005. Kostenpflichtiger Download unter karriere.de.

Beratungsstelle für den Berufseinstieg (KoBra), Career Service und Alumni, Agentur für Arbeit, Team akademische Berufe, der Ruhr-Universität Bochum 2005: Berufsfelder für Geistes- und Sozialwissenschaftler. Bochum. Download unter .

Minks, Karl-Heinz 2004: Berufschancen für Geisteswissenschaftler(innen). Daten zum Berufsübergang von Absolventinnen und Absolventen der Magisterstudiengänge. Dieser Vortrag wurde anlässlich einer Anhörung des Wissenschaftsrates am 14.5.2005 in Köln gehalten. Download unter .

Neuhaus, Dirk / Neuhaus Karsta 2004: Das Bewerbungshandbuch für Europa. Bochum.

Neuhaus, Dirk / Neuhaus, Karsta 2005: Bewerben und arbeiten in den USA und Kanada. Bochum.

[Der umfassende mehrsprachige Bewerbungsratgeber enthält Hinweise zu länderspezifischen Formalitäten wie Lebenslauf und Bewerbungsanschreiben.]

Otto, Jeanette: Reise ins Ungewisse. Viele Geisteswissenschaftler bereiten sich zu spät auf den Beruf vor. Der Magisterabschluss allein reicht für eine Karriere nicht aus. In: Die Zeit 49/2000. Download unter zeit.de.

Peters, Freia 2004: Geisteswissenschaftler. Da ein Praktikum machen, wo es sich lohnt. In: FAZ Hochschulanzeiger, 19.1.2004.

Scheler, Uwe 2005: Erfolgsfaktor Networking. Mit Beziehungsintelligenz die richtigen Kontakte knüpfen, pflegen und nutzen. München.

[In diesem Buch geht es primär um die soziologischen und psychologischen Faktoren, die beim Networking eine Rolle spielen.]

Schwertfeger, Bärbel 2004: Online-Bewerbung. Bitte, bitte keine eMails versenden. In: Unispiegel-Online, 13.5.2004.

Uni-Redaktion 2003: Soft Skills, Kompetenz erfolgreich einsetzen. In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 5/2003. Download unter uni-magazin.de/rubrik/special200305.jsp.

[Die Site uni-magazin.de bietet auch zahlreiche aktuelle Veranstaltungshinweise zu Recruiting-Events und Messen > Veranstaltungen.]

Uni-Redaktion 2004a: Quereinstieg ins Lehramt. Stoffvermittler und Streetworker. In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt, 2/2004. Download unter unimagazin.de/rubrik/weiterqualifizierung200402.jsp.

Uni-Redaktion 2004b: Recruiting-Veranstaltungen und -Messen. Ein Marktplatz der Möglichkeiten. In: Uni-Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt, 1/2004.

Download unter unimagazin.de/rubrik/special200401.jsp.

Uni-Redaktion 2005a: Arbeitsmarkt Geisteswissenschaftler. Aller Anfang ist… noch schwerer geworden. In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 5/2005. Download unter unimagazin.de/rubrik/arbeitsmarkt200505.jsp.

Uni-Redaktion 2005b: Zum Thema. Der Weg zum Traumjob. In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 5/2005. Download unter unimagazin.de/rubrik/zumthema200505.jsp.

Uni-Redaktion 2005c: Zeitarbeit. Abstieg, Einstieg, Aufstieg? In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 4/2005. Download unter unimagazin.de/rubrik/branchenreport200504.jsp.

Wissenschaftsladen Bonn (Hrsg.): Arbeitsmarkt Bildung, Kultur, Sozialwesen. Bonn. Nähere Informationen unter http://wila-bonn.de.

[Die Zeitschrift “Arbeitsmarkt Bildung, Kultur, Sozialwesen” erscheint wöchentlich und bietet einen bundesweiten Überblick über die aktuellen Stellenangebote für Geisteswissenschaftler. Darüber hinaus enthält die Zeitschrift aktuelle Nachrichten und Hintergrundartikel zur Entwicklung des fachspezifischen Arbeitsmarktes, zu neuen Tätigkeitsfeldern für Geisteswissenschaftler, Bewerbungstipps und Hinweise zu Fortbildungsangeboten.]

Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) 2006: Arbeitsmarkt Kompakt 2006. Geisteswissenschaftler. Informationen für Arbeitgeber. Bonn. Download unter arbeitsagentur.de/zentraler-Content/A01-Allgemein-Info/A014-Ausbildungs-und-Arbeitsmarkt/Publikation/pdf/Kurzberichte-fuer-Arbeitgeber-Geisteswis.pdf.

[Die Broschüre der ZAV enthält Statistiken über Bewerber- und Arbeitslosenzahlen, Altersstruktur und Beschäftigungsentwicklung.]

Internet

ahk.de

[Die deutschen Außenhandelskammern können bei der Suche nach einer Anstellung im Ausland behilflich sein. Auf der Homepage lassen sich die Adressen und Ansprechpartner für die verschiedenen Länder finden.]

arbeitsagentur.de

Die Bundesagentur für Arbeit unterhält Beratungs- und Vermittlungsstellen, die bei der Stellensuche im Ausland weiterhelfen können:

BFIO: Das Büro – Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO) bietet ein vielfältiges Leistungsangebot für Bewerber. Das BFIO informiert über die Arbeit bei internationalen Organisationen, berät Nachwuchsführungskräfte individuell über Einstieges- und Karrieremöglichkeiten > Informationen für Arbeitnehmer > Internationales > Arbeiten bei Internationalen Organisationen.

ZAV: Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) ist die internationale Personalagentur der Bundesagentur für Arbeit > Ihre Agentur für Arbeit > besondere Dienststellen.

bewerbung.tv

[Der Online-Ratgeber bietet nützliche Tipps und Informationen rund um Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Vorstellungsgespräch.]

berufenet.de

daad.de

dju.verdi.de

[Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten Union (DJU) unterstützt junge Journalisten mit dem DJU-Nachwuchsprojekt > Junge Journalisten.]

djv.de

[Auf der Homepage des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) gibt es Informationen zum Berufsbild des Journalisten. Berufseinsteiger können Checklisten für Praktika und Volontariate herunterladen.]

ess-europe.de

[Die private Website bietet Informationen zu den sehr unterschiedlichen Krankenversicherungs-Systemen der EU.]

europa.eu.int/eures/index.jsp

[EURES ist eine Kooperation zwischen der Europäischen Kommission und den öffentlichen Arbeitsverwaltungen der EWR-Mitgliedsstaaten (EU-Mitgliedsstaaten plus Norwegen, Island und Liechtenstein) und anderen Partnerorganisationen. Das EURES-Netz bietet Informationen, Beratung und Vermittlung für Arbeitskräfte und Arbeitgeber an. Auf der Homepage kann nach freien Stellen in 29 europäischen Ländern sowie zu den Themen Leben und Arbeiten im Ausland recherchiert werden.]

europaserviceba.de

[Der internationale Service der Bundesagentur für Arbeit bietet Informations- und Beratungsdienstleistungen zur Arbeit im Ausland an.]

gaccny.com

[Die Deutsch-Amerikanische Handelskammer fördert Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA. Auf der Homepage lassen sich Informationen zur Wirtschaft und Bevölkerung der USA abrufen.]

jobguide.de

[In dieser Datenbank haben Wirtschaftsjournalisten rund 500 Unternehmen porträtiert und die aktuell zu besetzenden Positionen benannt. Detailliert werden die jeweiligen Erwartungen an die Bewerber beschrieben.]

[Auf der Homepage des nordrhein-westfälischen Bildungsservers findet sich auch ein Arbeitsbereich LWP mit umfassenden Informationen zum Thema.]

na-bibb.de

unternehmensgeist.net

[Diese private Homepage beschäftigt sich der sich mit den Berufschancen von Geisteswissenschaftlern in der Wirtschaft. Sie enthält u.a. eine informative Liste mit Unternehmen, die Geisteswissenschaftler beschäftigen.]

xing.com

Jobs und Praktika in In- und Ausland lassen sich in folgenden Datenbanken finden:

jobpilot.de

kulturmanagement.net

kultur-stellenmarkt.de

monster.de

prabo.de

stepstone.de

verlagsjobs.de

Orientierungshilfen beim Berufseinstieg bieten folgende Homepages:

akademiker-online.de

career-service-network.de

berufsstart.de