Ist unser Hochschulausbildung noch zeitgemäß? Oder muss sie völlig neu gedacht werden? Und was hat das mit dem Fachkräftemangel zu tun?

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Ist unsere Hochschulausbildung noch zeitgemäß?

Die Welt und mit ihr neue Technologien verändern sich immer schneller und so sterben wahrscheinlich auch klassische Traditionsberufe wie Banker oder sogar Mediziner demnächst aus – wenn man Gunther Dueck folgt – auch wenn man sich das noch gar nicht recht vorstellen kann.

Und die Technik entwickelt sichschneller als die Ausbildungsberufe nachkommen, siehe Fachkräftemangel in der IT. Selbst Professoren in einschlägigen Studiengängen fragen mittlerweile verzweifelt, was sie ihren Studenten beibringen sollen. Daher wäre etwas Flexibilität und Durchlässigkeit bei Berufen sinnvoll.

Was solchen Professoren ihren Studierenden beibringen?

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Vor einiger Zeit unterhielt ich mich dazu auf einer Veranstaltung mit einem Professor einer Hamburger Hochschule, der dort für die Ausbildung in medienwissenschaftlichen Studiengängen zuständig ist. Und der erzählte mir von einem ernsten Problem: Dass man nämlich gar nicht wisse, wie man die jungen Leute vernünftig ausbilden solle, weil man keine Ahnung habe, was morgen überhaupt auf dem Arbeitsmark gefragt sei.

Zur Zeit lernten die angehenden Medienleute Apps zu programmieren, weil das eben Momentan der Renner bei den Verlagen sei. In der nahen Zukunft aber, so war sich mein Gesprächspartner sicher, würde wieder etwas ganz anderes gefragt sein. Und er sollte damit recht behalten.

Die Ausbildung hinkt hinterher: Der Digitale Wandel braucht schneller neue Berufe

Das ist aber nur ein Beispiel, das sich auch auf viele andere Bereiche übertragen lässt: Ausbildungsinhalte veralten heute zu schnell. Dementsprechend war dieser Professor ein Mann in Nöten – und bezeichnend für unser deutsches Ausbildungssystem. Denn auch wenn die moderne Technik die Anforderungen auf dem Ausbildungsmarkt rasanter verändert als die Hochschulen ausbilden können (in diesem Fall dauert ein Ausbildungsgang 3 Jahre):

In den Köpfen sitzt offenbar noch ziemlich tief, dass eben nur eine gescheite Berufsausbildung im Fach X dazu befähigt, eben just diesen Beruf X auch auszuüben. Und zwar bei den Professoren, aber dummerweise auch bei den jungen Leuten, die sich so selbst unnötig einengen.Das Thema habe ich hier auch schon behandelt.

Fachkräftemangel – doch kein Märchen?

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Und das gilt ja längst nicht nur für die Journalisten, da ist der Zugang ja noch vergleichsweise offen, sondern vor allem auch für technische Berufe. Kein Wunder, dass da gerne „Hilfe, Fachkräftemangel“ gerufen wird: Wenn Unternehmen praktisch schon fertig ausgebildete Fachleute suchen, denen sie nichts mehr beibringen müssen, dann ist die Auswahl tatsächlich ziemlich beschränkt.

Dabei ist es längst ein offenes Geheimnis, dass man in der Regel sein Können am besten im Job erlernt: Learning bei Doing. Aber diese Weisheit scheint vielen nicht so recht zu schmecken:

Lebenslanges Lernen – aber wie?

Eigenverantwortung sieht anders aus. Genau die sollte aber das Ziel einer Ausbildung sein: Dass man sich später eigenverantwortlich weiterbilden kann (das vielzitierte, aber oftmals hohlphrasige Lebenslange Lernen) und sich Flexibel neuen Herausforderungen stellen kann.

Dafür bräuchte es aber dann auch einen Arbeitsmarkt, der solche Fähigkeiten und solche Einsatzfreude belohnt, keine Arbeitgeber die händeringend nach Spezialisten suchen, die sie sich eigentlich selbst erst noch heranzüchten müssen. Und der Generalisten lieber links liegen lässt, statt ihnen Chancen zu ermöglichen.

Endlich ernst machen mit Lebenslangem Lernen

Spannend finde ich zum Thema lebenslanges eine Aussage von Recruiting-Experte Henrik Zaborowski:

Das ganze Gefasel vom „lebenslangen Lernen“, das aber nie wirklich ernst gemeint war, muss jetzt langsam wahr werden. Einfach weil es in Zukunft Berufe / tätigkeiten gibt, die heute noch kaum jemand kann. Wenn ich im Job lernen dürfte, könnte ich alle 5 Jahren meinen Tätigkeitsschwerpunkt ändern, wenn ich das will und das Zeug dazu habe. Und so herausfinden, was ich wirklich kann und will.

Bleibt doch alles beim Alten?

Auch Joachim Diercks, CEO des HR-Dienstleisters Cyquest, glaubt nicht, dass sich das Berufswahl– und Ausbildungssystem grundsätzlich verändern werden:

Wir haben ein ständisches Ausbildungssystem, zumindest in der Dualen Berufsausbildung, das sich erstens durchaus als Erfolgsmodell bewährt hat (zumindest für die Volkswirtschaft, für den Einzelnen gibt es Luft nach oben…) und das sich zweitens tief in das kollektive kulturelle Bewusstsein eingebrannt hat.

Wie sieht die Ausbildung der Zukunft aus?

Und beide haben irgendwie recht: Ich finde auch, dass diese Haltung „eine Ausbildung ein Leben lang“ ein wenig veraltet ist und nur unglücklich machen kann, weil sich die eigenen Wünsche und Bedürfnisse ja ständig ändern. Und schließlich muss Ausbildung auch interaktiver und spontaner werden.

Wie sieht denn nun die Traumausbildung der Zukunft aus? Wir brauchen Permanente Kommunikation z.B. mit Unternehmen statt festgefügte, starre Lehrplan-Korsetts. Sowas ist mit dem heutigen Bildungssystem ja fast nicht zu schaffen: Vielleicht müssen wir Ausbildung einfach mal radikal neu denken, weg von Institutionen und Lehrplänen, hin zu mehr Interaktivität?


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