Arbeitgebersiegel boomen. Sie sollen qualifizierten Fachkräften zeigen, wo eine Bewerbung lohnt und sind daher als Teil der Employer-Branding-Strategie beliebt. Doch das Angebot ist unübersichtlich, nicht alle Siegel halten, was sie versprechen.

Arbeitgebersiegel im Employer Branding: Qualitäts-Vergleich für Jobsucher & Bewerber

Was sind Arbeitgebersiegel?

Ähnlich wie in anderen Bereichen auch blüht auf dem Arbeitgeber-Markt ein großes Angebot an Qualitäts-Siegeln, Auszeichnungen und Zertifizierungen. Sie sollen Jobsuchenden anzeigen, welche Unternehmen als Arbeitgeber besonders empfehlenswert sind und gleichzeitig die Arbeitgeber zur Einhaltung gewisser Qualitätsstandards verpflichten.

Viele Unternehmen stellen sich diesem Wettbewerb nur zu gerne: Die Gütesiegel sind als Mittel des Marketings, Stichwort Employer Branding, ausgesprochen beliebt, denn die Qualität der eigenen Arbeitgeber-Marke lässt sich auf diese Weise schnell und einprägsam nach Außen kommunizieren. Und Bewerber bekommen so eine Orientierungshilfe an die Hand, um im Vorfeld bereits schlechte Arbeitgeber auszusortieren.

Verschiedene Kategorien von Auszeichnungen

Die einzelnen Siegel und Auszeichnungen, die auf dem Arbeitgeber-Markt erhältlich sind, lassen sich erst einmal in unterschiedliche Kategorien einteilen.

Die Spreu vom Weizen trennen

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Die schiere Masse an Arbeitgebersiegeln macht es für Bewerber nicht einfach, bei der Jobsuche die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn es scheint, als gäbe es kaum mehr eine Unternehmenswebseite, die nicht versucht, die Vorzüge des jeweiligen Arbeitgebers mithilfe eines entsprechenden Siegels zu unterstreichen. Da ist es natürlich für potentielle Bewerber gar nicht mehr so einfach, den Überblick zu behalten. Und auch viele Unternehmen selbst wissen nicht, welches Siegel sich für sie nun wirklich als lohnenswert erweist.

Dazu kommt, dass ich einige Gütesiegel auch einkaufen lassen. Und nicht immer sind diese Kriterien für Außenstehende klar erkennbar. Dabei muss man unterscheiden: Bei Siegeln, die etwa durch einen Wettbewerb verliehen werden, fallen in der Regel keine Kosten für das Unternehmen an. Bei anderen Zertifizierung-Formen wird das unterschiedlich gehandhabt.

Beispielsweise finanziert sich das Deutsche Institut für Qualitätsstandards und -prüfung e.V. (DIQP), das auch die Top Arbeitgeber-Auszeichnung bietet, durch Mitgliedsbeiträge, die Zertifizierung wird extern übernommen und muss dabei auch bezahlt werden. Auch bei anderen Siegeln müssen Unternehmen die Kosten für den Zertifizierungsprozess selbst übernehmen – wie etwa bei Zertifizierung Deutschlands beste Arbeitgeber durch das Beratungsinstitut Great Place to Work. Nicht selten müssen Unternehmen auch dafür bezahlen, dass sie das Logo und den Namen des jeweiligen Siegels benutzen dürfen.

8 Arbeitgebersiegel und Entscheidungskriterien im Überblick

Welche Arbeitgebersiegel und Zertifikate sind nun besonders wichtig und empfehlenswert? Wir haben hier einen kleinen Überblick zusammengestellt, der jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

1. Top Arbeitgeber von DIQP

Um die Auszeichnung als Top Arbeitgeber zu erhalten, werden alle Beschäftigten eines Unternehmens befragt. Dabei wird die Zertifizierung, basierend auf dem vom DIQP entwickelten Modell, von der Zertifizierungsgesellschaft SQC-QualityCert durchgeführt. Evaluiert werden etwa die tatsächlichen Arbeitsbedingungen, die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter aber auch die Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber.

Dies Zertifizierung wurde außerdem von Label-online.de, einem unabhängigen Verbraucherportal, welches nach transparenten Kriterien bewertet, mit dem Attribut „besonders empfehlenswert“ ausgezeichnet. Diese Bestbewertung konnte bis heute noch von keinem anderen Arbeitgebersiegel erreicht werden.

2. Deutschlands Beste Arbeitgeber von Great Place to Work

Great Place to Work ist ein internationales Forschungs- und Beratungsinstitut, das in rund 60 Ländern Unternehmen dabei unterstützen will, die jeweilige Unternehmens- und Arbeitsplatzkultur zu entwickeln.

Great Place to Work zertifiziert dabei die Arbeitsplatzkultur von Unternehmen auf Grundlage anonymer Mitarbeiterbefragungen und der Analyse der Personalmaßnahmen. Jedes Jahr werden darüber hinaus besonders exzellente Arbeitgeber, für Ihre Leistung international, national, regional und branchenspezifisch als Deutschlands Beste Arbeitgeber ausgezeichnet.

3. Top Employer von Top Employers Institute

Um das Siegel Top Employer zu erhalten, müssen Unternehmen zuerst einen Fragebogen ausfüllen, in dem der Ist-Zustand der Personalarbeit ermittelt wird. Die Angaben, die in diesem HR Best Practices-Fragebogen gemacht werden, werden im Anschluss ausgewertet und überprüft. So wird ein Abgleich vorgenommen, ob das Unternehmen dem weltweit gültigen Standard des Top Employers Institutes entspricht.

Verläuft die Prüfung erfolgreich, kann sich das Unternehmen über die Auszeichnung als „Top Employer“ freuen. Daneben erhält es zu seinen gemachten Angaben ein umfangreiches Feedback durch das Institut.

4. Ausgezeichneter Arbeitgeber von TÜV Rheinland

Im Fokus des Siegels „ausgezeichneter Arbeitgeber“ steht das Personalmanagement in einem Unternehmen, zu dem etwa die Unternehmenskultur, die Ethik und ein effektives Personalmarketing gehören. Die Zertifizierung erfolgt in zwei Stufen.

Im Rahmen des Grundmoduls wird vor Ort im Unternehmen ein Audit durchgeführt. Bei diesem wird überprüft, ob ganzheitliche Konzepte etabliert werden, definierte Ziele und Werte existieren und ob die Prozesse für die Umsetzung der Konzepte implementiert werden. Bei diesem Audit werden außerdem die Personalverantwortlichen befragt und entsprechende Nachweise überprüft. Auch mit einzelnen Mitarbeitern wird stichprobenartig gesprochen.

Daneben gibt es in der zweiten Stufe Zusatzmodule, welche sich auf einzelne, innovative Themen aus dem Personalbereich beziehen, wie etwa ein aktives Gesundheitsmanagement oder die Elternfreundlichkeit. Die Unternehmen erhalten so die Chance, sich in ihren individuellen Stärken zu beweisen.

5. Audit von berufundfamilie

Das Ziel des Audits „berufundfamilie“ besteht darin, den Fokus der Personalpolitik eines Arbeitgebers auf die Vereinbarkeit von Privatleben, Familie und Beruf zu richten.

Im ersten Schritt wird dazu der Status Quo erhoben. Außerdem findet eine Ermittlung des Entwicklungspotentials des Unternehmens im Rahmen einer Bedarfsanalyse statt. Im Anschluss werden ebenso strategische Ziele wie auch konkrete Maßnahmen definiert. Danach folgt eine Zielvereinbarung.

Insgesamt umfasst das Audit acht Handlungsfelder, nämlich Führung, Information und Kommunikation, Arbeitsort, Arbeitsorganisation, Arbeitszeit, geldwerte Leistungen und Entgeltbestandteile, Personalentwicklung und Familienservice.

6. Top Company / Open Company von kununu

Wird ein Unternehmen auf der Plattform kununu mindestens sechs Mal von Mitarbeitern bewertet und ist in der Lage, dabei mindestens drei von fünf Punkten zu erreichen, erhält es die Befugnis, sich als „Top Company“ zu bezeichnen. Das entsprechende Siegel darf dann in E-Mail-Signaturen und im Rahmen von Stellenausschreibungen verwendet werden.

Die Bezeichnung „Open Company“ dürfen Unternehmen dagegen öffentlichkeitswirksam nutzen, wenn von den Mitarbeitern Kommentare zu ihrem Arbeitgeber eingestellt werden, das Unternehmen eigenständig Kommentare einstellt oder es bei Xing oder kununu einen kostenpflichten Werbeauftritt schaltet beziehungsweise ein Firmenprofil betreibt.

7. Fair Company von karriere.de

Besonders für Absolventen und Studenten ist das Arbeitgebersiegel Fair Company überaus interessant. Um dieses zu erhalten, müssen Unternehmen einen Fragebogen ausfüllen, welcher im Anschluss von dem Institut für Beschäftigung und Employability analysiert und bewertet wird.

Um das Siegel Fair Company zu erhalten, müssen durch den Arbeitgeber zahlreiche Kriterien erfüllt werden. So muss dieser beispielsweise unter anderem Praktikumsplätze zur beruflichen Orientierung für Studierende anbieten. Außerdem muss das Unternehmen über klar definierte Ziele und Aufgaben verfügen und festgelegte Ansprechpartner und Vorgesetzte vorweisen können, die für die Praktikanten bereits an ihrem ersten Arbeitstag feststehen. Daneben ist die Anstellung der Praktikanten für einen sinnvollen Zeitraum zu gewährleisten. Auch wird eine adäquate Bezahlung des Praktikums vorausgesetzt.

8. New Work Xing

Das Siegel New Work von Xing verfolgt das Ziel, engagierte Arbeitgeber auszuzeichnen und eine Messbarkeit ihrer Qualität zu etablieren. Dafür arbeiten die Handelshochschule Leipzig und die NEW WORK SE, das Mutterunternehmen von XING, eng zusammen.

Im Rahmen der Zertifizierung werden ein von dem Unternehmen selbst bearbeiteter Fragebogen sowie das Mitarbeiterfeedback, welches auf kununu zu finden ist, ausgewertet. Zu den Untersuchungskriterien zählen Wertschätzung, Transparenz, Entfaltungsmöglichkeiten, Organisation und Führungsverhalten.

Sobald durch die Hochschule Leipzig die wissenschaftliche Analyse erfolgt ist und dabei eine positive Bewertung erreicht wurde, wird das NEW WORK Arbeitgebersiegel verliehen.