Auf Best of HR – Berufebilder.de® diskutieren wir seit Monaten das Thema Fachkräftemangel und auch die Medien sind darauf bereits aufmerksam geworden: Statistische Nachweise, dass wir gar keinen breiten Fachkräftemangel haben vs. schlechte Selbstvermarktung auf der anderen Seite. Nun zeigt ein Experiment, dass oft nur Kleinigkeiten darüber entscheiden, ob ein Bewerber zum “Abschuss freigegeben” wird oder nicht.

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Das Bewerbungsexperiment

Svenja Hofert hat gerade ein Bewerbungsexperiment gestartet: Ein 30jähriger Wirtschaftsingenieur, der bereits auch mehrfach auf Best of HR – Berufebilder.de® kommentiert hatte, hatte sich an sie gewandt zwecks Hilfe bei der Bewerbung: Seit März hat er weit über 100 Bewerbungen geschrieben. Dabei kamen nur 6 Vorstellungsgespräche heraus-

Hofert hat den Fall nun öffentlich gemacht, in Rücksprache mit dem Bewerber und ohne Namen zu nennen und erklärt akribisch, wo die Probleme liegen könnten und welche Lösungen sie parat hat. Eine wirklich tolle Aktion, die für viele Bewerber hilfreich sein dürfte.

Fragezeichen im Lebenslauf

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Hoferts Fazit: Fehlende Praxiskenntnisse im künftigen Beruf, ein Bewerber, der zu wenig strategisch überlegt, wo er hinmöchte, ein Lebenslauf, der misstrauisch macht – der Bewerber hatte zweimal quasi das selbe studiert.

Dazu stechen weder die IT noch Sprachkenntnisse besonders hervor. Zudem spricht Hofert den Immigriationshintergrund des Bewerbers an, der potenzielle Arbeitgeber abschrecken könnte.

Persönliches oder kulturelles Problem?

Ich möchte an der Stelle noch etwas anderes zu bedenken geben, das oft eine viel zu wenig beachtete Rolle spielt: Da der Bewerber aus einem ehemals sozialistischen Land eingewandert ist, fehlen gewisse kulturelle Vorbedingungen.

Das ist weniger ein Problem der Persönlichkeit, sondern des kulturellen Umfeldes und somit letztendlich auch ein Bildungsproblem, das z.B. auch Kinder aus Arbeiterfamilien haben: Sie wissen einfach nicht, wie wichtig Networking und Selbstdarstellung für den Erfolg sind.

Selbstmarketing ist ein Fremdwort

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Das zeigt sich z.B. in der Gestaltung des Lebenslaufes und dem fehlenden Fast-Reader. Und darin, dass Selbstmarketing für den Bewerber eher ein Fremdwort ist:

Die Englischnkenntnisse werden dann eben nur mit “gut” angegeben, wohingegen bei uns ja geschönte Angaben an der Tagesordnung sind. Ich finde es nach wie vor bedenklich, diese Ehrlichkeit zu kritisieren – das habe ich schon hier ausgeführt.

Nützliche Tipps zur optimierung des Lebenslaufs

Natürlich gibt es für genau diesen Fall Coaches. Es ist jedoch schade, dass wir solche wichtigen Skills an private Coaches outsourcen müssen, die sich viele auch einfach nicht leisten können.

Mir gefällt allerdings Hoferts Ansatz, einen Test zu machen, um verifizierbare Sprachkenntnisse anzugeben. Schön finde ich auch, dass sich nach einigen Diskussionen herausstellt, dass der Bewerber sich klar auf seine Wünsche und Ziele focussieren sollte, auch nach meiner Erfahrung der wichtigste Erfolgsmotor.

Nur eine billige Fachkraft ist eine gute Fachkraft?

Aber dann gib es ja noch die andere Seite, die Sichtweise der Arbeitgeber. Und da scheint zu gelten: Nur eine billige Fachkraft ist auch eine gute. Zugegeben etwas plakativ der Satz, zeigt aber sehr schön, was viele Unternehmen über ihre Fachkräfte zu denken scheinen – zumindest wenn man Karl Brenke vom DIW folgt. Denn der hat sich in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung zu Wort gemeldet mit der steilen These: “Nur billige Fachkräfte sind rar”. In dem Interview sagt Brenke:

Sie [Firmen] klagen über einen Mangel an Leuten zu einem bestimmten Preis. Zudem sagt kaum ein Personalverantwortlicher gern von sich, einen einfachen Job zu haben – das würde er aber, wenn er problemlos Fachkräfte finden würde.

Klartext vom DIW

Derweil springt, nach diversen anderen Medien, nun auch die Süddeutsche Zeitung auf den Zug auf, das Thema Fachkräftemangel etwas kritischer und differenziert zu betrachten.

In Ihrem Artikel “Erfolglose Jobsuche Wie der Fachkräftemangel Bewerber frustriert” berichtet Nicola Holzapfel über verschiedene Beispiele von Leuten, die trotz angeblichem Fachkräftemangel keinen Job finden. Und am Ende bemerken: Mit dem Arbeitsmarkt stimmt etwas nicht.

Auch in einem Radiointerview sargt Dr. Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung offen: “Es gibt gar keinen Fachkräftemangel.” Und mehr noch, er erklärt auch, warum Bundesregierung und Wirtschaft dennoch die Blue-Card Inititative gestartet haben: “Es geht darum, die Löhne zu drücken!”

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Eine Million Stellen unbesetzt?

Eine Million Stellen sollen in Deutschland unbesetzt sein – die Bundesregierung hat mit der Blue-Card nun eine Fachkräfte-Initiative gestartet, die es Fachkräften aus dem Ausland ermöglichen soll, in Deutschland zu arbeiten – allerdings für ein vergleichsweise geringes Honorar.

Doch der Wirtschaftsexperte Karl Brenke, wissenschaftlicher Referent am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bezweifelt, dass es einen Mangel an Fachkräften überhaupt gibt. Die Regierung wolle nur die Löhne hierzulande drücken, sagt Brenke.

Mutiger Schritt

Fast schon lustig, wie der Moderator immer wieder nachhakt, ob es nicht doch irgendwie und wenn nicht jetzt dann doch irgendwann Fachkräftemangel gibt. Das zeigt, dass die Haltung zum Thema auch in den Medien so ganz allmählich kippt.

Das hat sich vor über einem Jahr noch etwas vorsichtiger angehört: Auch damals wurde die Fachkräfte-Mangel-Theorie schon von Brenke kritisiert – allerdings deutlich verhaltener und mit weniger klaren Worten.

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Analyse der Bundesagentur für Arbeit: Ja, es gibt Fachkräftemangel

Unterdessen hat unser Leser Lars Hahn mich per Kommentar auf eine gerade veröffentlichte Analyse der Bundesagentur für Arbeit aufmerksam gemacht.

Und die sagt: Ja es gibt Fachkräftemangel. Aber nur in einigen bestimmten Berufen. Just gestern, passend zur Ausstrahlung der ARD-report-Sendung veröffentlichte die Bundesagentur für Arbeit das Paper Fachkräfteengpässe in Deutschland Analyse Juni 2012. Darin steht klar und deutlich:

Aktuell zeigt sich kein flächendeckender Fachkräftemangel: in Deutschland. Es gibt jedoch Engpässe in einzelnen Berufsgruppen und Regionen.

In welchen Berufen fehlen Kräfte?

Welche Berufsgruppen das sind, verrät uns die Bundesagentur für Arbeit natürlich auch gleich. Nämlich:

 Das Problem auf den Punkt gebracht

Lars Hahn hat das Problem auch gleich treffend auf den Punkt gebracht:

Zurzeit wird von VDI, BDI u.ä. undifferenziert für MINT-Berufe geworben. Dass aber viele Engineering-Abschlüsse, insbesondere Bachelor gar nicht zu den Mangel-Berufen gehören geht leider in der Diskussion unter.

Im übrigen werden die gefragten Ingenieure beim nächsten Konjunktureinbruch die ersten Akademiker sein, die in Schwierigkeiten kommen.


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