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Von Simone Janson (Mehr) • Termin am 09.04.2011 • Beitrag zuletzt aktualisiert am 09.04.2011 • Bisher 7395 Leser, 1129 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Wer nicht viel erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden, sagt man. Genau das war auch mein Eindruck vom Zukunftslabor der taz, das am 8. und 9. April im Haus der Kulturen der Welt, Berlin, stattfand. Im Gegenteil, einiges fand ich sogar unerwartet gut.
Meine Höhepunkte beim tazlab waren Hans Leyendecker und Rainer Langhans. Das habe ich auch am Samstag getwittert und prompt gab es Einwände von einem User Namens @Chr1stoph – Leyendecker klar, aber Langhans, der sei ja bestenfalls unterhaltsam gewesen.
Nun, da muss ich offenbar etwas weiter ausholen: Leyendecker in der Veranstaltung “Das große Leck: WikiLeaks und die Folgen: Welche Informationen sollen privat bleiben, welche öffentlich gemacht werden?” war vor allem deshalb gut, weil er so herrlich wie sonst kaum einer über die Versäumnisse seiner eigenen Zunft, z.B. in der Wirtschaftskrise herzog.
Und weil er mich im Zuge meiner Recherchen auf eine Gefahr aufmerksam machte, die Jobsuchenden neben dem sonst gerne genannten Topos des googelnden Personalers aus dem Netz droht:
Nämlich Journalisten, die in der Hoffnung, potenzielle Whistelblower zu finden, bei Facebook nach Leuten fahnden, die aus einem bestimmten Unternehmen ausgeschieden sind und über ihren Ex-Chef lästern.
Diese für viele neue Recherchemethode ließ Constanze Kurz und Daniel Domscheidt-Berg auf dem Podium kurz den Atem anhalten. Und auch ich werde darüber noch etwas mehr in Erfahrung bringen. Bis dahin ist nur allen Usern zu raten, auf keinen Fall bei Facebook und auch irgendwo sonst über ihren Ex-Chef zu lästern. Sonst gerät man schnell ins Fadenkreuz…
Andreas hat übrigens einen sehr ausführlichen Artikel zu diesem Panel geschrieben.
Die Veranstaltung Shitstorm-Surfer, Trolle und andere Nervensägen: Brauchen wir eine neue Ethik für das Netz? war ob des Schlagabtauschs auf dem Podium und zwischen Moderator und Publikum höchst ergiebig. Immerhin hat sie eines meiner persönlichen Vorurteile mal wieder bestätigt:-)
In die Veranstaltung code4copyleft: Tools und Konventionen für die Remix-Gesellschaft kam ich wegen Überfüllung leider nicht hinein. Über einige organisatorische Schwächen und diverse personelle Patzer möchte ich an dieser Stelle mal lieber schweigen. Nur so viel: Die studentischen Mitarbeiter des Medienforums Mittweida waren mit deutlich mehr Elan bei der Sache als hier.
In Innovationen: Vorbild Axel Springer? Wer erfindet die Bild-Zeitung des 2Jahrhunderts? hätte ich mir weniger Lobgesänge auf Herrn Springer und mehr potenzielle Innovationsmodelle erwartet – was mal wieder bestätigt, das hinsichtlich der Digitalen Revolution die meisten Leute auch nur im Trüben fischen.
Außerdem hatte ich mir einige schärfere Einwände von Mercedes Bunz und Friedrich Küppersbusch gewünscht. Stattdessen durfte Springer-Biograph Michael Jürgs podiumfüllend über Springer reden. Das ganze wirkte irgendwie wie ein Altherren-Kränzchen mit Dame.
Zahlen bitte! Bezahlen User freiwillig – oder muss man sie dazu zwingen? bot nicht viel Neues: Dass Springer am alten Pay-Modell festhält und nicht Flattr einsetzen möchte ist eigentlich logisch. So bin ich dann nach der Hälfte der Zeit gegangen, um in Die neuen 68er. Die digitale Generation – kreative RevolutionärInnen oder angepasste MitläuferInnen? einen wirklich genialen Rainer Langhans zu erleben.
Genial einfach deshalb, weil er sich nicht vor den Karren spannen ließ: Das Panel – und nicht nur dieses – offenbarte nämlich einmal mehr, dass es einen gewaltigen kulturellen Unterschied zwischen journalistischen Veranstaltungen zum Internet und Veranstaltungen aus dem IT-Bereich zum Thema gibt.
Und ich verstehe nicht, warum man auf ersterer immer wieder über den selben Kram diskutieren muss: Nämlich dass das Internet schlecht ist, und ob wir nicht alle auch das Gefühl haben, “dass das irgendwie runter geht” (O-Töne aus dem Publikum) (gemeint hat die Fragerin übrigens, dass Facebook die Kultur nach unten ziehe…).
Und genau da machte Alt-68er Langhans nicht mit: Das Internet sei eine kulturelle Errungenschaft, über die er sehr froh sei, ließ er den überraschten Zuhörer wissen. Rainer Langhans – offenbar einer, der es geschnallt hat.
Was ich auch nicht verstehe, ist, was das immer mit dem Alter zu tun haben muss: Es gibt ältere sehr internetaffine Menschen und Anfang-20-jährige, die mir bei einem Vortrag an den Kopf werfen “Da kann ja jeder Bauer bloggen”. Peter Kruse hat das ja auf der Republica 2010 auch anders dargestellt.
Die Veranstaltung der taz fand übrigens in Kooperation mit der Wochenzeitung “Der Freitag”, dem britischen Guardian, dem Kultur-Internetdienst Perlentaucher, der NGO Reporter ohne Grenzen, der taz Panter Stiftung sowie der deutschen Ausgabe von Le Monde diplomatique.
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Simone Janson ist Verlegerin, Beraterin und eine der 10 wichtigsten deutschen Bloggerinnen laut Blogger-Relevanz-Index. Sie ist außerdem Leiterin des Instituts Berufebilder Yourweb, mit dem sie Geld für nachhaltige Projekte stiftet. Laut ZEIT gehört ihr als Marke eingetragenes Blog Best of HR – Berufebilder.de® zu den wichtigsten Blogs für Karriere, Berufs- und Arbeitswelt. Mehr zu ihr im Werdegang. Alle Texte von Simone Janson.
[…] einem Blog habe ich auf die Frage, “was das” – also die Einschätzung von Netzzu- oder […]
Hallo Herr Raab, vielen Dank für ausführlichen den Kommentar und die Fülle an Material. Statistiken kann ich immer gut gebrauchen! Und an der Stelle noch Glückwunsch zu der wirklich gelungenen Veranstaltung.
Ich wollte jetzt auch nicht sage, dass es überhaupt keinen Generations-Unterschied gibt. Das hat man ja auch schon auf dem Podium gemerkt. Mich nervt das allerdings, wenn es IMMER am Alter festgemacht wird, das ist ja auch nicht so.
Ich selbst war z.B. mit Mitte 20 weniger Internetaffin als heute mit 35. Oder im Publikum saß ja als bestes Beispiel dass es auch anders geht Jörg Tauss.
Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte.
Gruß
Simone Janson
Hallo, als Moderator der Veranstaltung “die neuen 68er” kann ich mich vielleicht zur Frage äußern,
“was das immer mit dem Alter zu tun haben muss: Es gibt ältere sehr internetaffine Menschen und Anfang-20-jährige, die mir bei einem Vortrag an den Kopf werfen ‘Da kann ja jeder Bauer bloggen’.”
Das stimmt. Aber der Generationszusammenhang besteht ja nicht darin, dass alle Angehörigen einer Generation dieselben Antworten geben, sondern darin, dass sie sich dieselben Fragen stellen. Das heißt, nicht alle aus der digitalen Generation sagen: tolles Internet, wir brauchen mehr davon. Aber alle müssen sich fragen: mehr davon oder lieber nicht?
Diese Frage stellen sich Leute, die schon was älter sind, nicht zwangsläufig. Viele tun es – aber dann nicht aus Generationszugehörigkeitsgründen. Die sog. Digital Natives dagegen tun das, weil sie gar nicht anders können, als sich mit diesen Fragen zu beschäftigen.
So gut wie alle unter 30 sind in sozialen Netzwerken (laut ARD-ZDF-Onlinestudie), aber nur knapp 5 Prozent der über 60-Jährigen (laut SZ). Werfen Sie mir die Zahlen nicht um die Ohren, es sind zwei verschiedene Quellen, aber die Tendenz ist eindeutig.
“Peter Kruse hat das ja auf der Republica 2010 auch anders dargestellt.”
Stimmt. Aber er hat nur den halben Datensatz veröffentlicht: Er betrachtete ausschließlich die “heavy user”. Die seien nicht altersgebunden, es gebe jüngere und ältere. Das kann ich mir gut vorstellen.
Allerdings gibt es einen Generationsunterschied zwischen heavy usern und Digitalverweigerern. Letztere sind nach wie vor eher älter, auch wenn die Gruppen sich langsam annähern. Darüber hat Peter Kruse nicht gesprochen, und nur so konnte er zur Auffassung gelangen, die Generation spiele keine Rolle.
Das nur zur Erklärung, warum wir über die digitale Generation überhaupt sprechen wollten. Ich persönlich glaube nach wie vor, dass es einen Generationsunterschied gibt. Die (freilich nicht starre) Grenze muss dabei nicht exakt bei 30 liegen, vielleicht liegt sie auch bei 34 oder vielleicht sogar 38. Aber es gibt sie.
Danke für Ihren Blogbeitrag.
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