“Ichi! Ni! San! Yon shi! Go! Roku! Nana shichi! Hachi! Kyu ku! Ju!” Laut zählt Malte Loos immer wieder, mal auf Japanisch, mal auf Deutsch, von eins bis zehn. Vor ihm stehen etwa 14 Frauen und Männer, die meisten zwischen 30 und 40 Jahren alt, und folgen seinen Anweisungen. Seine Schüler lernen bei ihm Karate!

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Sich fallen lassen

In seiner Karateschule üben sie Tritte und Blocks, Schläge und Sprünge. Und sie versuchen, sich innerlich fallen zu lassen.

Malte Loos wünscht sich beim Ausharren in bestimmten Ständen von ihnen: “Lasst euch fallen, zittert alles in den Boden, macht euch frei!” Er meint das Freiheit finden in sich selbst.

Der Weg zur inneren Wahrheit und Stille

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Auf dem Weg in die Freiheit befindet sich auch Malte Loos beziehungsweise auf dem Weg hin zu einem Zustand innerer Wahrheit und Stille, wie er selbst sagt. Lange Zeit verfolgte er jedoch einen anderen Lebensentwurf. Er dachte, sein Glück bestünde aus seiner begonnen wissenschaftlichen Karriere, aus wirtschaftlichem und finanziellem Erfolg.

Dies erwies sich aber als eine Fehleinschätzung. Aggressivität und ein aufbrausender Charakter bestimmten noch vor zehn Jahren sein Leben. Dieses Verhalten plus das Gefühl, insgesamt das Falsche zu tun, wurden schließlich so stark, dass er es mit sich selbst nicht mehr aushielt.

Leben, wie das Umfeld es will

Er brach die bereits fortgeschrittene Laufbahn ab, durchlief Zeiten innerer Ängste und Unsicherheiten – immerhin standen plötzlich existentielle Fragen im Raum: Wie soll ich weiterleben, wie meinen Lebensunterhalt verdienen, was machen?

Klar war ihm nur, dass er sich bis dahin etwas vorgemacht hatte, gelebt hatte, wie es sich sein Umfeld gewünscht und vorgestellt hatte, wie er vielleicht selbst gerne gewesen wäre. Aber nicht ist.

Studium in der Kaderschmiede zukünftiger Eliten

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Nach dem Abitur leistete Malte Loos seinen Wehrdienst ab, studierte Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Mathematik an den Universitäten des Saarlands und in Bonn, machte 1994 sein Diplom, absolvierte ein Masterprogramm an der London School of Economics and Political Science.

Schließlich landete er als Doktorand am Massachusetts Institut of Technology (MIT) in Boston – einer der Kaderschmieden künftiger Wirtschaftseliten.

Ein geradliniges Leben aus Zahlen, Daten und Fakten

Sein Leben bestand aus Zahlen, Daten und Fakten, aus mathematischen Formeln, die nicht abstrakt und formal genug sein konnten. Und hätte sich Malte Loos auf dieses Geflecht logischen Denkens weiterhin verlassen können, sein Leben wäre bestimmt gradlinig weiterverlaufen.

Er wäre zu einem Paradebeispiel avanciert, hätte einen Lebenslauf par excellence präsentieren können, einen wie ihn Unternehmen gerne nachkommenden Generationen präsentieren.

Auf dem Weg zur Traumkarriere

Die meisten seiner ehemaligen Kommilitonen haben heute Lehrstühle inne oder besetzen gutbezahlte Führungssessel in Unternehmensberatungen und Industriekonzernen. Und auch Loos bearbeitete sein erstes Projekt bei JP Morgan im Bereich Finance Research.

Doch da ist das “Hätte”. Hätte deshalb, weil sich in dem Umfeld eines solch rationalen Lebens, in dem es vor allem um oberflächliche Umstände, Zustände und Entwicklungen geht, bei manchen Menschen entweder schleichend anpirschend, bei anderen mit Blitz und Donner aufziehend, eine innere Stimme meldet, die all das, was man bisher getan hat, anzweifelt.

Top-Job, aber die innere Stimme zweifelt

Dabei hatte er eigentlich alles, wovon viele Träumen: Eine Elite-Ausbildung, ein guter Job, ein Top-Gehalt – und dennoch ist da eine ständige innere Unzufriedenheit – eine innere Stimme, die einem immer wieder sagt, dass es so nicht weitergeht.

Und die einen schließlich dazu bringt, das Ruder ganz herumzureißen. Über Malte Loos brach dieser Zustand 2003 herein, an einem Sonntagnachmittag in seinem New Yorker Büro.

Die Wahrheit finden – durch Rippenbrüche und Niederlagen

Dort arbeitete er in einem Finanz-Start-up, hatte das Angebot für 175.000 US-Dollar im Jahr in einem Investment Fond zu arbeiten, Einstiegsgehalt. Doch genau an diesem Nachmittag brach es aus ihm heraus. Er sagt heute: “Da war klar, dass ich keine Kraft mehr hatte, das weiterzumachen.”

Unterstützt hatte diesen Ausbruch auch der Umstand, dass Loos bereits in seinem ersten Jahr am MIT, das war 1996, mit Karate begonnen hatte. Ein Kommilitone hatte gefragt, ob er nichtmal mitkommen wolle, als Ausgleich zur Schreibtischarbeit.

Hart, aber gut!

Schon aus seiner ersten Gürtelprüfung kam er mit zwei Rippenbrüchen. Überhaupt waren die Einheiten eine Tortur. Doch nicht nur das. “Ich konnte auch aus den Niederlagen, aus dem Zusammengeschlagen werden von dem Gegner etwas herausziehen”, erzählt Malte Loos rückblickend. “Jedes Training fühlte sich irgendwie wahr an.”

Seine universitäre Karriere gab er damals zwar noch nicht auf, doch Karate wurde immer mehr zu seinem bestimmenden Lebensinhalt. Er trainierte, gab irgendwann selbst Unterricht und organisierte für seinen Karatemeister, Kazumi Tabata, dessen Organisation. 2004 entließ dieser Loos mit der Begründung, er solle nun seinen eigenen Weg geht, eine eigene Schule aufmachen. Loos sagt: “Das war hart, aber gut.”

Berlin wurde zum Lebensmittelpunkt

2005 landete Malte Loos nach drei Jahren Abwesenheit wieder in Deutschland – sein altes Leben immer noch nicht ganz hinter sich lassen könnend. Ein Freund verschaffte ihm einen Job an der Universität Kiel, vier Tage die Woche. Doch Loos‘ Lebensmittelpunkt wurde Berlin.

Dort erhielt er eine einmalige Chance, den Grundstock für die Zukunft zu legen: Der Bundestag suchte einen neuen Karatelehrer, Malte Loos wurde es. Von da ab trainierte er dort mit den Angestellten und einigen Abgeordneten – Unternehmenssport sozusagen.

Vom Unternehmenssport zur eigenen Schule

Er gab auch Qi Gong-Kurse im Bundesministerium der Finanzen und im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

2010 gründete Malte Loos seine ganz eigene Schule, die der Inneren Stille. Dort bietet er nicht nur Karate-Kurse für jedes Level an – er selbst ist Inhaber des dritten Dan – sondern auch Übungen zur stillen Kontemplation.

Jeder muss selbst seinen Weg finden

Heute sagt Malte Loos von sich, dass er viel ausgeglichener, ruhiger geworden sei. Früher sei er um ein wesentliches Mehr aggressiver gewesen. Und um ein Vielfaches unglücklicher. Außerdem lässt er seine Schüler – ganz untypisch für Karatelehrer in Deutschland, jedoch ähnlich dem Stil seines Lehrers – selbst ihren Weg finden.

Er beschreibt sich als einen unfertigen Menschen und vermeidet es, über den Sinn seiner Trainingsanweisungen zu reden. Seine Schüler sind aufgefordert, deren Sinn individuell und durch Selbstbeobachtung zu finden.


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