Es gab Zeiten, da galt Vitamin B als unfein. Abfällig war von Klüngel, Vetternwirtschaft und Seilschaften die Rede. Das scheint sich heute grundlegende geändert zu haben. Das Prinzip “Wer kennt wen” ist wurde zu obersten Erfolgs-Strategie erkoren.

Kathrin Sohst_Meetings und Smalltalk mit Tiefgang

Wenn Networking mehr bringt als jede Bewerbung

Kürzlich, bei einem Vortrag in Marburg, erzählte mir eine Teilnehmerin, dass es gar nicht so leicht gewesen sei, an ihr Praktikum zu kommen. Zuerst habe sie es über eine normale Bewerbung versucht. Im zweiten Anlauf dann hat sie, wie sie etwas verschämt zugab, dann doch ihr Vitamin B eingesetzt – und das Praktikum bekommen.

Gleich aber schob sie verteidigend nach: “Ich habe dann aber gemerkt, dass ein Großteil der Leute in diesem Unternehmen so an ihren Job gekommen sind. Ich bin also keine Ausnahme!”

Ethische Bedenken beim Networking

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Das Beispiel verdeutlich den Nachteil des so oft und so gerne (übrigens auch von mir) empfohlenen Karriere-Prinzips (Social) Networking: Offenbar gibt es immer noch genug Leute, denen das irgendwie unangenehm ist.

Weil es einen negativen Beigeschmack hat. Weil viele Menschen mit ihrer ehrlichen Arbeit überzeugen wollen. Weil man sich nicht von anderen abhängig machen will usw.

Menschen sind nicht objektiv!

Ich bin da selbst ein wenig hin- und hergerissen: Einerseits ist der Wunsch verständlich, dass man durch seine gute Leistung und Arbeit überzeugen will. Sehr löblich. Andererseits funktionieren Menschen einfach nicht so.

Denn wir sind auf Kommunikation ausgelegt. Und nehmen häufig auch nur Dinge wahr, die wir wahrnehmen wollen – Selektiv eben, wie auch das Gorilla-Experiment zeigt. Die objektive Leistungs-Beurteilung gibt es also gar nicht!

Grenzen zwischen Networking und Vetternwirtschaft sind fließend

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Das mag Leute auf die Palme bringen, die nicht über die entsprechenden Kontakte verfügen. Weil ihre Leistung verkannt wird. Und es darf keine Ausrede für Vetternwirtschaft sein. Aber die Grenzen sind in der Tat fließend.

Interessant fand ich in dem Zusammenhang eine Umfrage, die die österreichische Jobbörse Karrie.at vor einiger Zeit unter ihren Usern durchführte – richtig repräsentativ ist sie also nicht, weil theoretisch natürlich jeder 10 Mal den gleichen Punkt anwählen kann. Aber gehen wir mal davon aus, die Zahlen würden in eine bestimmte Tendenz zeigen:

“Wer Beziehungen hat, soll sie auch nutzen!”

Gefragt wurde, wie wichtig Vitamin B bei der Jobsuche ist. Dabei wurden Arbeitnehmer und Arbeitgeber unterschieden. Die Mehrheit der Teilnehmer sagt: “Wer Beziehungen hat, der sollte sie nutzen” – darin sind sich sowohl eine relative Mehrheit der Arbeitgeber (48 Prozent) als auch der Bewerber (41 Prozent) einig.

Interessant ist nun diese Ergebnis: Während vier von zehn Arbeitnehmern (39 Prozent) überzeugt sind, dass bei der Jobsuche “ohne Beziehungen gar nichts geht”, glauben 43 Prozent der Arbeitgeber, dass gute Leute auch ohne Kontakte gute Jobs finden. Ich glaub eher, dass sich Arbeitgeber hier von dem Vorwurf der Vetternwirtschaft frei sprechen wollen.

Arbeitgeber: “Kontakte nicht wichtig”

Jedes Unternehmen möchte natürlich gerne denken und kommunizieren, dass es die besten, fähigsten und tollsten Mitarbeiter hat. Man stelle sich einen Personaler vor, der zugibt, dass er einen Bewerber nicht nach objektiven Fähigkeiten sondern deswegen ausgewählt hat, weil er den XY kennt – er würde sich ja völlig angreifbar machen. Selbst wenn das in Wirklichkeit wohl oft so läuft!

Dazu passt auch das: Lediglich vier Prozent der befragten 181 Teilnehmer auf Arbeitgeber-Seite geben hingegen an, dass Beziehungen das Non-Plus-Ultra bei der Suche nach potenziellen Arbeitnehmern sind.

Arbeitnehmer: Mehrheit glaubt nicht an Objektivität

Verräterisch: Immerhin 48 Prozent raten Bewerbern, ihre Kontakte spielen zu lassen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Und: Dass bei der Bewerberauswahl nur objektive Kriterien angewendet werden, gaben jedoch nur fünf Prozent der befragten Unternehmer und Personalentscheider an.

Die Arbeitnehmerseite sieht das übrigens völlig anders:  So denkt auch lediglich ein knappes Fünftel der befragten 563 Arbeitnehmer (18 Prozent), dass qualifizierte Leute auch ohne Hilfe von anderen gute Jobs finden können. Und eine verschwindend geringe Anzahl der Befragten – magere zwei Prozent (!) – ist der Ansicht, dass bei Bewerbungsprozessen ausschließlich objektive Kriterien zählen.

Die Umfrageergebnisse im Detail:

Arbeitnehmer (563 Teilnehmer): Jobsuche – Erfolg durch “Vitamin B”?

* Ohne Beziehungen geht gar nichts: 39 Prozent * Wer Beziehungen hat, sollte sie nutzen: 41 Prozent * Wer gut ist, findet auch ohne einen guten Job: 18 Prozent * Es zählen nur objektive Kriterien: 2 Prozent

Arbeitgeber (181 Teilnehmer): Bewerbersuche – Erfolg durch “Vitamin B”?

* Ohne Beziehungen geht gar nichts: 4 Prozent * Wer Beziehungen hat, sollte sie nutzen: 48 Prozent * Wer gut ist, findet auch ohne einen guten Job: 43 Prozent * Bei mir zählen nur objektive Kriterien: 5 Prozent


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